05/27/25

PREDIGT 6. SO IM OTZ (C)

Apg 15,1-2.22-29 + Joh 14,23-29

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Ein Mosaik besteht aus winzigen Steinchen: eines hält das andere. Jedes Steinchen ist einzigartig und doch ergeben sich durch das Nebeneinanderlegen Farbflächen und Kontraste, Menschen, Tiere, Pflanzen und Gebäude werden sichtbar. Ich erinnere mich gern an die Mosaiken von Sepporis bei einer Israelreise im Jahr 2022: auf den ersten Blick waren sie blass und farblos, aber als unser Guide Wasser auf die Steinchen goss, erstrahlten sie in leuchtenden Farben; man sah ihnen ihr Alter von über 2000 Jahren nicht an.
Wir hörten im heutigen Evangelium (Joh 14,23-29) einen kleinen Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu (Joh 13-17), einige Mosaiksteinchen, wenige Verse. Wie bei Johannes üblich, sind verschiedene Motive ineinander verschachtelt; Mosaiksteinchen liegen auf den ersten Blick scheinbar wahllos nebeneinander. Aber in diesen bruchstückhaften Worten Jesu sind Motive enthalten, die in den Abschiedsreden an anderen Stellen immer wieder anklingen und schließlich doch ein Mosaik, ein großes Ganzes, ergeben. Alt sind sie, diese Worte Jesu – fast 2000 Jahre alt – und trotzdem nicht blass und farblos. Wenn wir uns die Mühe machen, den Staub der Jahrhunderte abzuwaschen, dann strahlen die Worte Jesu auch in unseren Tagen und haben uns heute etwas zu sagen, in der Jetztzeit des Glaubens und Lebens.
Was nehmen wir mit? Was und woran halten wir fest?
„Meine Worte“, die Worte Jesu sind das. Jesus ist so bei den Jüngern und bei uns, auch über seinen Abschied hinaus: Das schafft Nähe und Beziehung, das schafft Orientierung und Wegweisung. Das Wort Gottes nehmen wir als Glaubensgemeinschaft mit und nehmen es ernst. Welches Wort Jesu ist mir wichtig? Was „macht“ es mit mir? Welche Auswirkun-gen hat es in meinen Leben und in meinem Glauben?
Die „Liebe Gottes“ ist und gegeben. Sie stiftet Beziehung und Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch und unter den Menschen. Liebe ist „der Kitt“, der alles zusammenhält – und Liebe eröffnet Räume, wo Gott Wohnung nimmt und so erfahrbar ist in unserem menschlichen und mitmenschlichen Tun. Wie nehme ich die Liebe Gottes in meinem Leben auf und wie setzte ich sie in die Tat um?
„Heiliger Geist“ als vorösterlich verheißener nachösterlicher „Beistand“ ist uns geschenkt. Und er hat zu tun: Er ist über die Zeiten hinweg Lehrer und Erinnerer an die Worte Jesu – gerade in Zeiten, in denen sie vergessen werden oder in der Unsicherheit der Zeit untergehen. Durch den Heiligen Geist bleibt Jesus da und ist im aktuellen Zeitgeschehen präsent und gegenwärtig: kein Zeitgeist, sondern Gottes Geist in unserer Zeit. Wo spüre ich das Wirken von Gottes Geist? Wo wirkt er in mir und durch mich?
„Friede“ ist uns verheißen. Wir denken an den Welt-Frieden, an Frieden, „wie die Welt ihn gibt“. Welchen Frieden gibt die Welt? Friede mit Waffengewalt oder durch Mauern erzwungen; Friede durch Abschreckung und Aufrüstung – so sieht Friede aus, den (sich) die Welt gibt. Jesus aber sagt „seinen Frieden“ zu, der nicht von dieser Welt ist und anders als die Welt ihn gibt: Friede, der dort beginnt, wo Wertschätzung und Respekt herrschen, wo sogar Feindesliebe möglich und gelebt wird – Friede, der dort gefunden wird, wo Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gesucht werden – Friede, der aus dem Innersten des Herzens kommt, weil mir dort Gottes Wort in Fleisch und Blut übergegangen ist – Friede, der sich nicht auf die „Liebe zur Macht“ beruft, sondern an die „Macht der Liebe“ glaubt – Friede, der durch das Wirken von Gottes gutem Geist zustande kommt – wenn wir das Men-schenmögliche tun. Was ist mein Beitrag zum Frieden Gottes in der Welt?
Was nehmen wir mit? Was und woran halten wir fest?
Jesus selber können wir nicht festhalten, ja der Auferstandene verbietet es Maria von Magdala (und uns): „Halte mich nicht fest“ (Joh 20,17). Aber an Jesu Worte können wir uns halten – Mosaiksteine. Wir können daraus ein Mosaik gestalten, damit die Botschaft Jesu im Heute sichtbar(er) wird: Jesus ist und bleibt da, auch wenn er sich verabschiedet und geht. Jesus ist und bleibt da: im Wort Gottes – in der Liebe, die wir Gott und einander erweisen – durch den Heiligen Geist – in unserem Einsatz für Frieden. Das macht mir Mut zum Leben und Glauben. Das schenkt mir Freude: Lebensfreude und Freude am Glauben. Das nimmt mir die Angst, stärkt meine Hoffnung und gibt Halt: Es geht gut weiter – verbunden mit Gott und miteinander. AMEN.

05/26/25

PREDIGT 5. SO IM OTZ (C)

Betrachtung zum Sonntagsevangelium HEINRICHSBLATT Ausgabe 18. Mai 2025

Apg 14,21b-27 + Offb 21,1-5a + Joh 13,31-33a.34-35

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Wer kein Testament hinterlässt bzw. nicht zu Lebzeiten entscheidet, wie es weitergehen soll, riskiert Zank und Streit unter den Nachkommen. Heute erfolgt quasi die „Testamentseröffnung“ wenige Wochen nach dem Tod Jesu: Im Evangelium werden wir zurückversetzt in den Abendmahlssaal, wo Jesus seine Abschiedsrede beginnt.
Judas ist nicht mehr dabei: Er hat sich mit dem Bösen verbündet und ist in die Nacht der Gottferne hinausgegangen (vgl. Joh 13,2.27.30), um Jesus zu verraten. Judas schlägt das „Erbe“ damit aus. Das Abendmahl hat er noch mitgefeiert, die Hineingabe Jesu Christi in die Gaben von Brot und Wein, seine dortige Existenz und dauerhafte Präsenz, sowie die Vorwegnahme seines Kreuzestodes; auch die Fußwaschung, den Liebesdienst Jesu, hat er noch als willkommene „Gabe“ angenommen, aber die damit verbundene Aufgabe, wie Jesus aus Liebe zu handeln (vgl. Joh 13,14-15), wollte Judas nicht in die Tat umsetzen.
„Jetzt“ ist die entscheidende Stunde: In die menschengewählte „Verdunkelung“ strahlt die von Jesus bei der Testamentseröffnung angekündigte „Verherrlichung“: Dieses Licht, diese Liebe und dieses Leben ist stärker als der Tod – diese Hoffnung schenkt, ja „vererbt“ Jesus im Johannesevangelium: Es ist kein leidvolles Sterben, sondern wechselseitige Verherrlichung Gottes und des Menschensohnes. Im „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30) des Gekreuzigten findet sie ihre Erfüllung: Liebe, die sich hingibt – Licht, das sich verteilt – Leben, das anderen dient.
Dieses Licht der Liebe und dieses Leben aus Liebe soll auch die „Erben“ kennzeichnen; daran sollen sie zu erkennen sein – das ist der „Letzte Wille“ Jesu: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ Jesus redet „seine Nachkommen“, die Jüngerinnen und Jünger, liebevoll als „meine Kinder“ an; sie gelten als „Erben erster Ordnung“. Trotzdem gilt nach heute gültigem Erbrecht: Keine(r) geht leer aus – auch nicht Fernstehende und auch nicht die, die sich von Jesus und seiner Botschaft abgewandt haben. Alle bekommen den „Pflichtteil“; und diese „verpflichtende“ Liebe wird mehr, wenn man sie teilt. Wie die so „Bedachten“ mit der „ererbten“ Liebe umgehen, ob sie dieses „Erbe“ ablehnen, es für sich behalten, oder es im Sinne Jesu mit anderen teilen und damit sein „Vermächtnis“, die Botschaft der Liebe, der Solidarität und der Menschenfreundlichkeit in die Tat umsetzen, ist eine Entscheidung, die jede(r) für sich treffen muss: Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde…
AMEN.

01/7/25

KIRCHENVERWALTUNGSWAHL 2025

Die Kirchenverwaltung für die Amtszeit von 2025 bis 2030 setzt sich zusammen aus (von links)
Pfr. Dieter G. Jung, Herwig Stalf, Wolfgang Nittke, Markus Hornig und Karin Vogel.

Das Gremium wählte Markus Hornig zum Kirchenpfleger, Karin Vogel zur Schriftführerin.



01/16/23

Änderung der Pfarrei-Emailadresse

Wir möchten Sie  darauf verweisen, dass das ab sofort die E-Mail-Postfächer st-antonius [dot] oberkotzau [at] erzbistum-bamberg [dot] de und pfarrei [dot] schwarzenbach-s [at] erzbistum-bamberg [dot] de  nicht mehr zur Verfügung stehen.

Bitte senden Sie deshalb Ihre E-Mails ab sofort an ssb [dot] hofer-land [at] erzbistum-bamberg [dot] de.

Vertrauliche E-Mails können Sie auch weiterhin an christine [dot] schemmel [at] erzbistum-bamberg [dot] de senden.

11/24/22

TRAUER UM ALOIS ALBRECHT

Er war Generalvikar unter drei Erzbischöfen
und wurde „Poet des Dombergs“ genannt

Der frühere Generalvikar des Erzbistums Bamberg, Alois Albrecht, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 86 Jahren in Bamberg nach kurzer schwerer Krankheit. Von 1990 bis 2006 war er Generalvikar unter den Erzbischöfen Elmar Maria Kredel, Karl Braun und Ludwig Schick. Vielen Gläubigen war der Verstorbene als Texter für das „Neue Geistliche Lied“ bekannt, weshalb er auch „Poet des Dombergs“ genannt wurde. Von ihm stammen die Texte „Kleines Senfkorn Hoffnung“, „Unser Leben sei ein Fest“ und „Die Sache Jesu braucht Begeisterte“. Darüber hinaus entwickelte er Schauspiele und Szenen für Katholikentage und Diözesanfeste.
Diözesanadministrator Herwig Gössl würdigte den Verstorbenen als „überzeugten und überzeugenden Seelsorger, der durch tiefgründige spirituelle Texte die frohe Botschaft in die heutige Zeit hinein verkündet hat, stets loyal und stets interessiert bis zuletzt“.
Der damalige Erzbischof Kredel berief Albrecht 1987 ins Domkapitel. Drei Jahre später wurde er zum Generalvikar ernannt. Auch Erzbischof Karl Braun und Erzbischof Ludwig Schick bestätigten Albrecht nach den Rücktritten ihrer Vorgänger im Amt. 1996 wählte ihn das Domkapitel zum Domdekan. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm im Jahr 2000 den seltenen Ehrentitel eines Apostolischen Protonotars.
Im schwäbischen Backnang wurde Albrecht am 16. März 1936 geboren. Im Alter von drei Jahren zog die Familie nach Bayreuth um, wo er aufwuchs. Am 19. März 1962 wurde Albrecht zum Priester geweiht. Es folgten Kaplansjahre in Höchstadt an der Aisch und in St. Bonifaz/Nürnberg, ehe Albrecht von 1965 bis 1972 als Diözesanjugendseelsorger tätig war. Im Anschluss daran war er bis 1987 Pfarrer von St. Gangolf in Bamberg und dann von St. Martin in Bamberg.
Die Erzdiözese Stettin-Cammin (Polen) würdigte ihn 1997 mit der Ernennung zum Ehrendomherrn. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres ging Alois Albrecht 2006 in den Ruhestand. Wenige Wochen vorher wurde er für seine Verdienste in Kirche und Gesellschaft mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Albrecht verstand sich als Reformer und rief erst vor einem Jahr dazu auf: „Unsere kirchlichen Oberen sollten den Mut haben, Katechismus und Kirchenrecht für die heutige Zeit und Situation der Kirche weiterzudenken, weiter zu entwickeln und fruchtbar zu machen.“ Es bedürfe eines Umdenkens weg vom „weiter so“.
Eine der großen Leidenschaften des Verstorbenen war das Schreiben. Zusammen mit den Komponisten Peter Janssens, Klaus Gramß und Ludger Edelkötter prägte Albrecht als Textautor maßgeblich das „Neue Geistliche Lied“ mit.
Auch der Blick über das eigene Erzbistum hinaus war ihm stets wichtig. In seiner Eigenschaft als Generalvikar hatte der Verstorbene auch Kontakt mit Priestern aus aller Welt, die im Erzbistum Bamberg aushelfen. Er war einer der Motoren mit der seit 2007 bestehenden Bistumspartnerschaft mit Thiès im Senegal.
„Als Generalvikar und Personalchef der Priester konnte ich viele gute Entscheidungen treffen, mit 85 Prozent meiner Entscheidungen kann ich zufrieden sein“, sagte Albrecht zu seinem 85. Geburtstag rückblickend. „Es passieren in einem Leben nicht nur gute Dinge, sondern auch Sachen, in denen man scheitert, in denen man nicht zurechtkommt, das muss verkraftet und überwunden werden, oder man trägt es ständig bei sich.“

Am kommenden Donnerstag, den 24. November 2022 ist um 18 Uhr im Dom das Totengebet für den Verstorbenen.
Das Requiem im Dom mit anschließender Beisetzung auf dem Kapitelsfriedhof ist am Mittwoch, den 30. November 2022 um 14.30 Uhr.

04/6/22

WAHLERGEBNIS PFARRGEMEINDERATSWAHL

Für den PGR von St. Franziskus in Schwarzenbach/S. wurden bei einer Wahlbeteiligung von 6,17% folgende Personen gewählt:

Hornig Heidi, Reiche Clemens, Schacher Florian, Schacher Ulrike, Schubert Astrid und Walther Franz.

Die konstituierende Sitzung hat noch nicht stattgefunden.

 

Bis zum 15. Mai müssen die gewählten PGR-Mitglieder nun zur konstituierenden Sitzung zusammenkommen um u. a. weitere Personen zu berufen.

 

Danke, an alle,

  • die geholfen haben, die Wahl vorzubereiten und durchzuführen;
  • die bereit waren, sich als Kandidaten aufstellen zu lassen und sich in ihrer Pfarrei zu engagieren;
  • die als Wählerinnen und Wähler, von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben, um ihrer Pfarrei mitzugestalten

 

 

03/30/22

PREDIGT 4. FASTENSONNTAG IM JAHRESKREIS (C)

2 Kor 5,17-21 + Lk 15,1-3.11-32

Das Begleitheft der diesjährigen ökumenischen Alltagsexerzitien ist ganz in Blau gehalten – der Umschlag und auch das Titelbild: alles in Blautönen. Eine in ganz in Blau gekleidete Frau springt mit ausgestreckten Armen in die Höhe, voll Freude, wie es scheint, mitten hinein in den blauen Himmel, der fast das ganze Bild einnimmt. Frei – das Motto der Alltagsexerzitien steht daneben – Freiheit und Weite, die mit der Farbe Blau verbunden ist. Blau ist wohl die beliebteste Farbe der Menschen; sie wirkt beruhigend, strahlt Ruhe und Vertrauen aus; Blau steht für Frieden und Harmonie, für Freundschaft, Zuverlässigkeit und Treue.
Blau die Farbe der Freiheit – der weite, strahlend blaue Himmel, den wir derzeit erleben, ist für viele eben diese Freiheit: Die Freiheit rauszugehen; die Freiheit, Neues anzufangen. Sicher hat sich der jüngere der beiden Söhne im heutigen Evangelium (Lk 15,1-3.11-32) danach gesehnt und gespürt, dass in seinem bisherigen Leben vieles zu eng ist. Er ist unzufrieden mit sich und seinem Leben; er fühlt sich gegenüber dem älteren Bruder benachteiligt und ungerecht behandelt; in ihm kommen Neid, Wut und Ärger hoch; sein innerer und äußerer Friede sind gestört. Jede und jeder kennt diese Gedanken und Gefühle – jede(r) kann sie mit Situationen des eigenen Lebens verbinden: in der Familie, in der Nahbarschaft im Bekanntenkreis. Der jüngere Sohn fühlt sich benachteiligt und irgendwie verloren in diesem Familiengefüge; er will raus, er will seine Freiheit – koste es, was es wolle: Er verlangt von seinem Vater den Erbteil, also die Hälfte des gesamten väterlichen Besitzes und Vermögens; dann sagt er sich von seinem Vater und Bruder los, trennt sich von ihnen, will mit ihnen nichts mehr zu tun haben – die Beziehung ist tot. Frei und zügellos genießt er sein Leben und lebt ins Blaue hinein: ständig Party – Saufen bis zum Abwinken – täglich blau – Frauen en masse. Blauäugig verprasst er das ganze Geld; scheinbare Freunde sind da, solange Geld da ist und sie eingeladen werden. Der jüngere Sohn verspielt seine Freiheit: er nutzt sein Vermögen nicht zum Guten; sein Leben wird zum Desaster; er fällt tief und tiefer und landet schließlich im Mist bei den Schweinen – dort haust er und leidet Hunger. Sein Leben war und ist ein einziger Saustall. Er fühlt sich sauelend – und er denkt nach: In seiner Verlorenheit sehnt er sich nach Hause zurück, zurück zu seinem Vater. Er bereut sein Verhalten und kehrt um: ein innerer und äußerer Weg der Umkehr in die Arme des Vaters – eine Geste mir der der nicht gerechnet hatte.
Auch der ältere Sohn bedarf der Umkehr – innerlich und äußerlich. Er ärgert sich grün und blau, ja er kocht vor Wut, dass sein Bruder es gewagt hat, zurückzukommen und dass der Vater ein Fest feiert: für ihn, der keinen Finger krumm gemacht und das ganze Geld verschleudert hat. Er erkannte und erkennt nicht, dass auch er als Älterer die Freiheit hatte, etwas aus seinem Leben zu machen – mehr als nur arbeiten: „Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein“ (Lk 15,31),
sagt der Vater zu ihm. Auch diese Freiheit muss gestaltet werden, sonst wird man unzufrieden, weil der andere immer mehr zu haben scheint. Ob der ältere Sohn das ewige Vergleichen sein lässt und umkehrt – darüber schweigt die Bibel. Das regt mich zum Nachdenken an: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, sagt Søren Kierkegaard, ein dänischer Philosoph und Theologe.
Genau mit diesem Vergleichen spielt die Werbung – und wir glauben das Glück erkaufen zu können. Wir werden letztlich immer unglücklicher, weil das Glück nicht im Haben besteht, sondern im Sein: im Angenommensein, im Glücklichsein und im Zufriedensein. Dazu lädt der barmherzige Vater die beiden verloren Söhne ein – ohne ein Wort des Vorwurfes und der Verärgerung. Er verspricht ihnen nicht das Blaue vom Himmel, sondern er meint es ernst. Kehrt um, kommt zu mir – die offenen Arme sind die Geste dafür. Ein Fest für das Leben will er mit beiden Söhnen feiern, ein Versöhnungsfest – ein Fest, das auch für die gemeinsame Zukunft steht: für ein gutes und friedliches Zusammenleben.
Die Erstkommunionkinder gehen in diesen Wochen vor der Erstkommu-nion in sich und erforschen ihr Gewissen; sie gehen zur Beichte und feiern ein Versöhnungsfest – wie der Vater es mit seinen beiden Söhnen geplant hat. Auf dem Beichtspiegel für die Gewissenserforschung ist der barmherzige Vater mit den offenen Armen abgedruckt – so will Gott auch uns sündige Menschen annehmen, trotz unserer Schuld und noch vor aller Leistung. Für uns Erwachsene sind die Bußgottesdienste, die Beichtgelegenheit und die Vorbereitung darauf gute Möglichkeiten sein Leben zu überdenken, umzukehren und bei Gott offene Armen und Versöhnung und Vergebung zu finden. Nutzen Sie diese Chance, frei zu werden. Finden Sie inneren und äußeren Frieden – die Farbe Blau lädt dazu ein. AMEN.

03/23/22

PREDIGT 3. FASTENSONNTAG IM JAHRESKREIS (C)

Ex 3,1-8a.13-15 + Lk 13,1-9

Liebe Kinder und Jugendliche, liebe Schwestern und Brüder!
Heute sehe ich Rot. Rot erregt Aufmerksamkeit – ein rotes Kleidungsstück und knallrote Lippen. Rot steht für Feuer, Leidenschaft und Gefühl, für Wärme und Nähe, für Liebe und Hingabe – ein rotes Herz ist das Zeichen dafür. Sinnliches Rot ist an- und aufregend und hat als Farbe eine belebende Wirkung, auch auf emotionaler Ebene. Die Farbe Rot bedeutet auch Gefahr; sie färbt das heutige Evangelium ein, nicht nur mit dem Blut der getöteten Galiläer (vgl. Lk 13,1). Die Situation spitzt sich immer mehr zu und läuft auf die Passion Jesu zu: Die Spannungen zwischen Jesus und seinen Gegnern treten deutlich zu Tage. Wohin derartige Spannungen führen können, erleben wir derzeit hautnah: Blutvergießen und Krieg, Macht und Aggressivität, Wut und Zerstörung. Für viele Menschen und politische Verantwortungsträger ist die rote Linie längst überschritten, sie sehen Rot und reagieren: Wut und Empörung, Widerstand und Sanktionen.
Mose sieht Rot in der heutigen Sonntagslesung (vgl. Ex 3,1-8a.13-15): feuerrot. Er sieht Feuerflammen mitten in der Steppe – aber eben kein kurzes Strohfeuer, sondern einen brennenden Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. Ungewöhnlich, ja außergewöhnlich. Mose staunt, denn das Feuer ist – um es mit den Worten des Franz von Assisi zu sagen „schön, fröhlich, kraftvoll und stark“. Mose will diesem Feuer auf den Grund gehen. Er will herausfinden, warum das Feuer dauerhaft brennt, den Dornbusch aber nicht vernichtet. Vorsichtig nähert sich Mose dem brennenden Busch – Schritt für Schritt, denn er weiß: Feuer ist brandgefährlich.
In sicherem Abstand entspinnt sich ein Dialog mit Gott, der sich Mose „eingebrannt“ hat: „Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden“ (Ex 3,5) – ein heiliger Ort, ein Ort der Gottesbegegnung, ein Ort des lebendigen Gottes, dafür steht das flackernde Feuer. Gott ist anders als unsere irdischen Vorstellungen. Feuer, das brennt, aber Dinge nicht verbrennt, ist ein Bild dafür – auch dafür, dass Gott seine Schöpfung nicht zerstört, sondern sie liebt und am Leben lässt. Mose muss das erst noch lernen: Mose nämlich verhüllt aus Angst vor Gott sein Gesicht. Er handelt nach der damaligen Vorstellung, dass jeder, der Gott sieht, sterben muss oder verbrennt. Mose wird später, als er die zehn Gebote empfängt, selbst ein Mann mit (Gott gegebener) Ausstrahlung – rötliches Leuchten auf seinem Gesicht.
Die Feuerflammen am Dornbusch erlöschen nicht – Gott ist ewig. Er war schon immer: „Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (Ex 3,6.15). Gott ist der, dem die Vorfahren vertraut und an den sie geglaubt haben; für den sie Feuer und Flamme waren.
Brennend vor Neugier fragt Mose Gott nach seinem Namen (vgl. Ex 3,13). „Ich bin, der ich bin“ (Ex 3,14), sagt Gott. Der Name Gottes ist und bleibt ein Rätsel, das die alte Einheitsübersetzung folgendermaßen löst: „Ich
bin der ‚Ich bin da‘“ – eine schöne Deutung, aber nur eine von mehreren möglichen Auflösungen des rätselhaften Namens: „Ich bin, der ich bin“, heißt auch: „Ich bin der, der ich immer schon war.“ Mose weiß: Gott ist kein Unbekannter. Er ist der Gott der „Väter“. Gott ist aber nicht verfügbar. Mose und auch wir haben keine Macht über ihn. Wir können ihn zwar ansprechen und zu ihm beten, aber wir können ihn nicht einfach wie einen Hund beim Namen rufen und er kommt angedackelt und macht was wir wollen: Gott ist anders: „Ich bin, der ich eben bin“, sagt Gott.
Mose spürt das wärmende Feuer, das von Gott aus geht, Gottes Wohlwollen und Empathie: Gott fühlt mit. Er kennt das Leid des Volkes Israel und auch meine Sorgen und Nöte. Gott ist ein fürsorglicher Gott und will Abhilfe schaffen. Leider ist die Berufung des Mose zur Befreiung der Israeliten (Ex 3,9-12.16-4,17) in der Leseordnung ausgespart. Gott baut und vertraut auf Moses Mitwirkung bei der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Mose findet immer neue Einwände gegen diesen Auftrag Gottes. Gott sichert dem errötenden Mose daraufhin seinen Beistand zu: „Ich bin mit dir“ (Ex 3,12) – gemeinsam schaffen wir das. Ich bin der Gott, der mit dir in eine gute Zukunft geht. „Ich bin der, der ich sein werde“ – auch so kann man den Namen Gottes übersetzen.
Ich sehe Rot – auch in unserer Kirche. Ich sehe Rot und nicht Schwarz! Rot ist die Farbe des Heiligen Geistes. Er wirkt auch heute! Feuer, Lebendigkeit und Leben in unseren Pfarreien, die wir heute den neuen Pfarrge-meinderat wählen – Lebensmöglichkeit und Hilfen im Namen der Caritas, die ein weißes Strahlenkreuz auf einem roten Hintergrund als Logo hat. Die Arbeit der Caritas, gelebte Nächstenliebe und Solidarität mit den Menschen am Rand unserer Gesellschaft und derzeit besonders mit Geflüchteten, unterstützen wir am heutigen Caritassonntag durch die Kollekte und unsere Spenden. Ich sehe Rot – aus Liebe zu den Menschen. AMEN.

03/15/22

PREDIGT 2. FASTENSONNTAG IM JAHRESKREIS (C)

Gen 15,5-12.17-18 + Lk 9,28b-36

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Gefühlte und reale Nacht – Zukunft zerstört, zerbombt – Familien auseinandergerissen, aus den Augen verloren auf der Flucht, oder weil sie auf diesem Weg gestorben oder im Krieg gefallen sind. Erfahrungen, die derzeit bei vielen hochkommen, die in jungen Jahren selbst Krieg, Flucht und Vertreibung erlebt haben; Erfahrungen, die in diesen Tagen in der Ukraine viele machen; auch manche russische Soldaten, die eigentlich mit einer militärischen Übung, nicht aber mit dem Krieg gegen die Ukraine gerechnet haben.
Die Nacht von Hebron (vgl. Gen 15): die reale und gefühlte Nacht des Abram. Es ist wohl dunkel und kalt – Abram ist orientierungs- und hoffnungslos. In ihm ist es Nacht, zappenduster. Damit wir seine Nacht ansatzweise nachfühlen und verstehen können, sind einige Hintergrundinformationen notwendig: Abraham heißt noch „Abram“, „Vater der Anhöhe“ und noch nicht „Abraham“, „Vater der Menge“. Abram und seine Frau Sara sind alt und kinderlos, ein Paar scheinbar ohne Zukunft. Dabei hatte Gott ihnen schon mehrfach – erstmals in Gen 12,1-3 – Nachkommen und eigenes Land verheißen, aber bisher hat sich dahingehend nichts getan. Gottverlassene Nacht. Ich stelle mir vor, dass Abram mit gesenktem Kopf dasteht, enttäuscht, weil Gott nicht eingegriffen und seine Verheißung nicht erfüllt hat.
In zartem Gelb erhellen Sterne die Nacht von Hebron und Abrams Nacht – ein Lichtermeer am Himmel. Die unzählbare Zahl und das leuchtende Gelb der Sterne zaubert vielleicht ein Lächeln auf Abrams Gesicht und stimmt ihn optimistisch – Hoffnungslicht mitten in der Nacht. Sehen kann es Abram nur, wenn er den Kopf nicht hängen lässt, sondern mit wachem und aufmerksamem Blick zum Himmel, zu Gott und seinen Verheißungen und zu den Sternen aufblickt. Die funkelnden Sterne in leuchtendem Gelb verkörpern Gottes Gegenwart. Gott durchbricht Abrams Nacht und macht sie hell, verheißt erneut Nachkommen, Land und eine gute Zukunft. Die Unzahl der Sterne strahlt Gottes unerschöpfliche Menschenfreundlichkeit aus und kündet von einer guten Zukunft, von Leben in Fülle, durch den Leben verheißenden Gott mitten in der gefühlten und erlebten Nacht.
Abram glaubt und vertraut Gott und seinen Verheißungen und Gott schließt einen Bund mit ihm. Die Verpflichtung Gottes gegenüber Abram und seinen Nachkommen ist ein archaisch anmutendes Geschehen (vgl. Gen 15,9-12.17); sichtbare Zeichen der Gottespräsenz sind das hell und gelblich leuchtende Fackelfeuer und der rauchende Ofen (vgl. Gen 15,17).
Noch mehr und strahlkräftiger wie das zarte Licht der Sterne ist das Licht, das Christus ist und ausstrahlt: Christus, dein Licht, verklärt unsre Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht. Christus, dein Licht, erstrahlt auf der Erde und du sagst uns, auch ihr seid das Licht (GL 815). Ein Lichtblick für die drei Jünger, die Jesus mit auf den Berg der Verklärung nimmt (vgl. Lk 9,28b-36): Jesus in strahlend goldgelbem Licht, umgeben von zwei Lichtgestalten, Mose und Eija. Sie reden viel, vor allem über das Ende, das Jesus bevorsteht. Die drei Jünger schlafen überfordert und erschöpft ein – Leiden, Kreuz und Tod sind zu viel – nicht zu (er)fassen. Als sie aufwachen sehen sie Jesus durch und durch strahlend – österlich. Diesen wunderbaren Lichtblick, die Verklärung von Kreuz und Leiden, diesen Durchblick auf Ostern wollen sie fassen und festhalten. Drei Hütten will Petrus bauen: „Es ist gut, dass wir hier sind“ (Lk 9,33), sagt er – und wir können ergänzen: es ist gut, dass du Jesus Christus da bist, dass du Licht für uns bist und uns die Ängste nimmst. Dieses Licht schenkt Hoffnung, die bleibt, auch wenn das Licht nicht mehr sichtbar ist. Genau das erleben die drei Jünger, als sie in eine Wolke geraten: Die Angst überfällt sie. Der Schatten der Wolke verdunkelt ihr Dasein – erlebte und gefühlte Nacht. Gott schenkt den Ängstlichen Hoffnung: Er bekennt Jesus als seinen Sohn, den Christus. Und er fordert die Jünger auf, auf an seinen Sohn zu hören, an ihn zu glauben, daran zu glauben, dass Jesus Christus Licht ist. Die Jünger könnten singen: Christus, dein Licht, verklärt unsre Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht. Christus, dein Licht, erstrahlt auf der Erde und du sagst uns, auch ihr seid das Licht (GL 815).
Die drei Jünger, die diesen Lichtblick und die Angst auf dem Berg erleben, sind dieselben, die wenige Wochen später mit Jesus an den Ölberg gehen, hinein in die Nacht, in der Jesus gefangen und gefoltert wird, die Nacht vor seiner Kreuzigung auf dem Berg Golgota. In diesen Stunden gibt der Lichtblick der Verklärung Hoffnung – Hoffnung auch für die Golgota-Orte unserer Tage – Hoffnung auf Leben – Hoffnung auf eine gute Zukunft. Jesus Christus nimmt uns und die Leiden unserer Tage mit auf den Hoffnungsweg zu diesem Leben in Frieden, Freiheit und Freude. Es ist der Weg auf Ostern zu, auf dem uns das Licht vom Ende der Nacht entgegenstrahlt. AMEN.