PREDIGT 6. SO IM JK (B)

Lev 13,1-2.45-46 + Mk 1,40-45

Ihr Alltagssünder und Ihr Frommen,
die sonntags gern zu Kirche kommen,
Ihr Gotteskinder und die Jugend,
Ihr Frau’n und Männer, reich an Tugend,
ich grüß Euch alle hier und heute
am Faschingssonntag, liebe Leute!
„Helau“, das wär’ schon angebracht,
… Schwarzenbach…, wie es singt und lacht!
Die Freud’ am Leben und am Glauben,
die will ich Euch partout nicht rauben.
Fühl’ mich verpflichtet ganz den Schriften,
[Lev 13,1-2.45-46 + Mk 1,40-45]
drum will ich mich auch danach richten,
zu sagen, was zu sagen ist,
auch wenn’s nicht nur zum Lachen ist:
Dies ist ’ne Predigt, keine Bütt,
das teil’ ich gleich vorab schon mit.
Natürlich ist ein Lächeln schön,
bei jedem Menschen anzuseh’n.
Doch das Thema Reinheit ist prekär,
drum müssen klare Worte her!
Nicht nur sauber, sondern rein,
so sollte unsre Wäsche sein,
wenn wir vertrauen Klementine,
der Werbefrau mit Waschmaschine.
Doch rein ist mehr als Sauberkeit,
und mehr als nur vom Schmutz befreit:
Reinheit im Alten Testament,
meint, dass mich nichts vom Kult mehr trennt,
kann Gottesdienst mitfeiern und lobsingen,
das Herz tut mir vor Freude springen –
von außen und von innen rein,
ohn’ Sünde, Krankheit – das wär’ fein.
Soweit schon ’mal die Theorie,
doch ohne Sünd’, das schaff ich nie.
Daran, da ist mein Leben krank;
es gibt die Beichte – Gott sei Dank!
Versöhnt mit mir und meinem Gott,
kommt mein Leben in das Lot,
wenn anderen ich tu verzeihen
und meine Fehler tu bereuen.
Denn Gott nimmt jeden Menschen an,
ob Aussätzigen, Frau oder Mann,
aus Liebe und Mitmenschlichkeit,
aus „Mitleid“ (Mk 1,41) weil’s im Herz’ ihm reut.
Gott schafft Gemeinschaft, liebt das Leben,
das will er durch Jesus Christus geben.
Der überwindet dafür Grenzen:
Berührt den Aussätzigen (vgl. Mk 1,41), statt ihn auszugrenzen.
Ausgrenzung, das war damals üblich,
Symptome kaum mehr unterschiedlich,
ob Aussatz oder eine and’re Krankheit,
wer wusste damals schon bescheid?
Der Priester, ja, der sollt’ es richten
und über rein und unrein schlichten (vgl. Lev 13,43-44),
ein Urteil fällen und entscheiden:
Wer Aussatz hat, muss draußen bleiben!
Nicht nur draußen von dem Gotteshaus,
auch die Gesellschaft schießt ihn aus:
Sichtbar für alle, stigmatisiert,
zerlumpt, ungepflegt und nicht rasiert –
auf Abstand lebend und sagen im Nu:
Zur reinen Gesellschaft gehöre ich nicht dazu!
Was Grund für diese Ausgrenzung war?
Die Angst vor Ansteckung, ist doch klar!
Die haben wir doch überwunden! –
Wir hätten andere Lösungen gefunden!
Wirklich? – So will fragen ich,
wenn ich an lockdowns erinnere mich:
Da waren unsre Kirchen zu –
und Gottesdienst war dort tabu;
auch viele Ämter machten dicht,
Personenkontakt, den wollte man nicht.
Man ging auf Abstand und – o weh –
Mitmenschlichkeit war oft passé.
Der Schutz der Gesundheit, der ging vor,
da blieb verschlossen manches Tor.
Auch im Privaten kaum Kontakte,
wie gut, dass man Computer hatte,
man kommunizierte digital –
für manche(n) war das eine Qual,
denn Smartphone, PC und auch KI,
ersetzten echte Begegnungen nie!
Das Fazit: Zieh den Stecker raus,
und geh’ ’mal wieder aus dem Haus,
grenz’ dich nicht aus, schließ dich nicht ein,
leg’s Handy weg, sei ’mal offline
such’ Ruhe und auch Zeit für dich:
Kräfte tanken, das ist wesentlich!
Begegne Menschen und genieß’ das Leben,
das Gott dir in die Hand gegeben!
Nimm Menschen an, wie sie auch sind,
denn jede(r) ist ein geliebtes Gotteskind.
Lieb’ und grenz’ du – wie Jesus – keine(n) aus,
such’ das Gespräch, öffentlich und auch zuhaus’.
Dann wird dein Leben reich und rund –
nicht nur an Fasching ist’s dann kunterbunt.
Lebensfreude, ja, die steckt uns an,
ist nicht gefährlich und auch dann
liegt es an uns, wie wir unser Land gestalten,
ob wir – wie andere – Deutschland wollen rein erhalten:
Remigration! Ausländer raus!
Für Andersdenkende und -glaubende ist kein Platz im deutschen Haus!
Wie war das mit dem „deutschen Wesen“? –
Nie mehr sei, was damals gewesen!
Nie wieder, dass ist jetzt und hier –
bei mir – und hoffentlich auch bei Dir!
Lernt aus dem vergangenen Jahrhundert!
Wisst Ihr, was mich wirklich wundert,
dass die Parteien Zulauf haben,
die uns’re Demokratie untergraben
und Menschenwürde nur verachten,
und andern nach dem Leben trachten –
das hatten wir doch schon einmal.
Wehret den Anfängen – ein- für allemal!
Die Ansteckungsgefahr, die ist da groß –
braune „Flecken“ (vgl. Lev 13,2), wird man so schnell nicht wieder los.
Wasser und Seife helfen in diesem Fall nicht –
was einzig hilft ist: Demokratieunterricht.
Im Geflüchteten den Nächsten seh’n,
ihm hilfreich auch zur Seite steh’n,
das gebietet uns die Religion –
und uns’re Gastarbeiter-Tradition.
Auch die Kartoffel, der Deutschen liebste Speis’,
hat Migrationshintergrund, wie ein jeder weiß: Sie wurde von Südamerika nach Spanien transportiert und um das Jahr 1600 in den Niederlanden kultiviert;
um 1647 in Pilgramsreuth bei Rehau war es dann,
dass die Kartoffel zu uns nach Deutschland und in Hofer Land kam.
So ist ein(e) jede(r) heute angefragt,
ob er, ob sie es einmal wagt,
mit Offenheit, Respekt, Geduld und Versteh’n
auf Fremde und auf Fremdes zuzugeh’n,
die Hand – wie Jesus – auszustrecken (vgl. Mk 1,41),
um Neues und Mitmenschlichkeit zu entdecken.
Wir können als Christen nur besteh’n,
wenn wir als offenes Gottesvolk uns seh’n.
Wenn jede(r) sich bringt mit eigenen Charismen ein,
dann ist Vielfalt, und keiner isoliert und niemand allein.
Mitarbeit und Erneuerung statt Austritt und Protest,
das ist es, was auch christlichen Glauben wieder wachsen lässt!
Reinheit meint dabei nicht: Zum einen Ohr rein, zum andern raus,
sondern Umsetzen von Gottes Wort – nicht nur hier im Gotteshaus.
Suchen wir Leben in Frieden – für alle, zusammen!
Gelobt sei Jesus Christus! AMEN.