PREDIGT 24. SO IM JK (B)
Jes 50,5-9a + Mk 8,27-35
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Wie komme ich bei anderen Menschen an? Bin ich angesehen und beliebt? Welche Wirkung hat mein Auftritt meine Performance?
Zugegeben: Das sind eher Fragen, die sich Stars und Sternchen – oder solche die es werden wollen – stellen: Wie viele Follower habe ich? Wie oft werde ich geliked? Bin ich ein guter Influencer, dem andere folgen?
Im Internet gibt es viele Tipps um die eigene Bekanntheit zu erhöhen und ein „mehr“ an Nachfolgern und Nachfolgerinnen zu gewinnen: Passendes Profilbild, prägnanter Name, verlinkte Webseite – Hauptsache der Kontakt zu den Followern, den potentiellen Kunden, reißt nicht ab. Und doch bleibt die Person – wenn sie nicht eigens aus werbetaktischen Gründen erstellt wurde –, hinter der Außenwirkung oftmals verborgen und nebulös. Aber genau auf diese oberflächliche Wirkung kommt es vielen an…
Wie sehen die Leute mich? Wie schätzen sie mich ein? Wer bin ich für sie? Jesus befragt seine Jünger: Jesus will wissen, ob sie erkennen wer er wirklich ist, oder sich nur sensationsgierig und fasziniert von seinen Wundern in den Bann ziehen lassen und ihn deshalb liken und zum oberflächlichen Follower werden – und bei der kleinsten Unstimmigkeit die Gefolgschaft aufkündigen. Echte Nachfolge Jesu und Jüngersein sieht anders aus…
Jesus fragt die Jünger ganz konkret: Ihr, die ihr mich besser kennt oder kennen müsstest, als die Menge Followern, „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mk 8,29). Es ist die zentrale Frage an der sich Nachfolge und Jüngerschaft entscheidet – nicht umsonst steht diese Frage im Zentrum des Markusevangeliums, in der Mitte des gesamten Evangelientextes. Es ist auch die zentrale Frage, an der sich mein Christsein entscheidet: Bin ich ein oberflächlicher Follower, dem das Handeln Jesu heute gefällt und den ich ja mal liken kann und morgen wieder nicht; oder folge ich dem Mainstream, weil ja viele mitlaufen – bzw. heute eher weggehen – oder habe ich andere Beweggründe. Alles entscheidet sich an der Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Auch das Setting spielt in die Beantwortung dieser Frage hinein: Heute ist der Ort Rehau / Oberkotzau / Schwarzenbach, wo sich mir diese Frage stellt. Damals war es Cäsarea Philippi – eine zu Ehren des römischen Cäsaren, des Kaisers, so benannte Stadt: Dort wurde – als Markus sein Evangeli-um schrieb – Vespasian von den römischen Legionen zum Kaiser ausgerufen; ein Jahr später eroberte und schleifte das römische Heer Jerusalem. Militärische Macht liegt an diesem Ort in der Luft, an dem Markus Jesus den Jüngern die Frage stellen lässt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Für einen, der über Leichen geht, um an die Macht zu kommen?
Welches Setting ist es heute, das bei mir persönlich und bei meiner Antwort mitschwingt? Der Ausgang der Wahlen in den benachbarten Bundesländern? Die andauernden Kriege? Persönliche Schicksalsschläge?
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
„Du bist der Christus!“ (Mk 8,29), antwortet Petrus. Er hat schon erkannt, wer dieser Jesus ist. Aber ob er das tiefere Christus-Geheimnis erahnt? Das Jesus, der Christus, so ganz anders ist, als er sich das vorstellt?
Jesus ist mit den Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem – dem Ort, wo er auf grausame Weise leiden, sterben und auferstehen wird. Petrus stellt sich Jesus und dem Weg Jesu in den Weg und weißt Jesus zu Recht, doch einen anderen Weg einzuschlagen. Petrus will einen Jesus nach seinen eigenen Vorstellungen. Wahrscheinlich hat Petrus teuflische Angst vor dem, was kommt. Sein Christus-Bekenntnis ist Petrus zwar schnell über die Lippen gekommen, weil es für ihn als Follower oberflächlich klar war, aber noch nicht in der Nachfolge gelebter Jüngerschaft begriffen: Kreuz und Leid bleiben weder Jesus noch denen, die ihm folgen, erspart. Am Kreuz und Gekreuzigten kommt keiner der Jünger Jesu vorbei! Das ist das tiefe Christus-Geheimnis: das der Weg zwar ans Kreuz führt, aber nicht am Kreuz endet, sondern ins Leben führt. Dafür lohnt es sich, die bisherigen Vorstellungen vom gelingenden Leben aufzugeben, auf Jesus, den Christus, zu setzen, ihm zu folgen: Ein Lebensgewinn über alle Verluste und scheinbaren Weltgewinne und likes hinaus. Denn an den Jüngerinnen und Jüngern Jesu wird sich ebenfalls das Wunder der Auferstehung ereignen – nicht durch die Lie-be zur Macht, sondern durch die Macht der Liebe, die Christus gelebt hat.
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“