05/27/25

PREDIGT 6. SO IM OTZ (C)

Apg 15,1-2.22-29 + Joh 14,23-29

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Ein Mosaik besteht aus winzigen Steinchen: eines hält das andere. Jedes Steinchen ist einzigartig und doch ergeben sich durch das Nebeneinanderlegen Farbflächen und Kontraste, Menschen, Tiere, Pflanzen und Gebäude werden sichtbar. Ich erinnere mich gern an die Mosaiken von Sepporis bei einer Israelreise im Jahr 2022: auf den ersten Blick waren sie blass und farblos, aber als unser Guide Wasser auf die Steinchen goss, erstrahlten sie in leuchtenden Farben; man sah ihnen ihr Alter von über 2000 Jahren nicht an.
Wir hörten im heutigen Evangelium (Joh 14,23-29) einen kleinen Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu (Joh 13-17), einige Mosaiksteinchen, wenige Verse. Wie bei Johannes üblich, sind verschiedene Motive ineinander verschachtelt; Mosaiksteinchen liegen auf den ersten Blick scheinbar wahllos nebeneinander. Aber in diesen bruchstückhaften Worten Jesu sind Motive enthalten, die in den Abschiedsreden an anderen Stellen immer wieder anklingen und schließlich doch ein Mosaik, ein großes Ganzes, ergeben. Alt sind sie, diese Worte Jesu – fast 2000 Jahre alt – und trotzdem nicht blass und farblos. Wenn wir uns die Mühe machen, den Staub der Jahrhunderte abzuwaschen, dann strahlen die Worte Jesu auch in unseren Tagen und haben uns heute etwas zu sagen, in der Jetztzeit des Glaubens und Lebens.
Was nehmen wir mit? Was und woran halten wir fest?
„Meine Worte“, die Worte Jesu sind das. Jesus ist so bei den Jüngern und bei uns, auch über seinen Abschied hinaus: Das schafft Nähe und Beziehung, das schafft Orientierung und Wegweisung. Das Wort Gottes nehmen wir als Glaubensgemeinschaft mit und nehmen es ernst. Welches Wort Jesu ist mir wichtig? Was „macht“ es mit mir? Welche Auswirkun-gen hat es in meinen Leben und in meinem Glauben?
Die „Liebe Gottes“ ist und gegeben. Sie stiftet Beziehung und Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch und unter den Menschen. Liebe ist „der Kitt“, der alles zusammenhält – und Liebe eröffnet Räume, wo Gott Wohnung nimmt und so erfahrbar ist in unserem menschlichen und mitmenschlichen Tun. Wie nehme ich die Liebe Gottes in meinem Leben auf und wie setzte ich sie in die Tat um?
„Heiliger Geist“ als vorösterlich verheißener nachösterlicher „Beistand“ ist uns geschenkt. Und er hat zu tun: Er ist über die Zeiten hinweg Lehrer und Erinnerer an die Worte Jesu – gerade in Zeiten, in denen sie vergessen werden oder in der Unsicherheit der Zeit untergehen. Durch den Heiligen Geist bleibt Jesus da und ist im aktuellen Zeitgeschehen präsent und gegenwärtig: kein Zeitgeist, sondern Gottes Geist in unserer Zeit. Wo spüre ich das Wirken von Gottes Geist? Wo wirkt er in mir und durch mich?
„Friede“ ist uns verheißen. Wir denken an den Welt-Frieden, an Frieden, „wie die Welt ihn gibt“. Welchen Frieden gibt die Welt? Friede mit Waffengewalt oder durch Mauern erzwungen; Friede durch Abschreckung und Aufrüstung – so sieht Friede aus, den (sich) die Welt gibt. Jesus aber sagt „seinen Frieden“ zu, der nicht von dieser Welt ist und anders als die Welt ihn gibt: Friede, der dort beginnt, wo Wertschätzung und Respekt herrschen, wo sogar Feindesliebe möglich und gelebt wird – Friede, der dort gefunden wird, wo Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gesucht werden – Friede, der aus dem Innersten des Herzens kommt, weil mir dort Gottes Wort in Fleisch und Blut übergegangen ist – Friede, der sich nicht auf die „Liebe zur Macht“ beruft, sondern an die „Macht der Liebe“ glaubt – Friede, der durch das Wirken von Gottes gutem Geist zustande kommt – wenn wir das Men-schenmögliche tun. Was ist mein Beitrag zum Frieden Gottes in der Welt?
Was nehmen wir mit? Was und woran halten wir fest?
Jesus selber können wir nicht festhalten, ja der Auferstandene verbietet es Maria von Magdala (und uns): „Halte mich nicht fest“ (Joh 20,17). Aber an Jesu Worte können wir uns halten – Mosaiksteine. Wir können daraus ein Mosaik gestalten, damit die Botschaft Jesu im Heute sichtbar(er) wird: Jesus ist und bleibt da, auch wenn er sich verabschiedet und geht. Jesus ist und bleibt da: im Wort Gottes – in der Liebe, die wir Gott und einander erweisen – durch den Heiligen Geist – in unserem Einsatz für Frieden. Das macht mir Mut zum Leben und Glauben. Das schenkt mir Freude: Lebensfreude und Freude am Glauben. Das nimmt mir die Angst, stärkt meine Hoffnung und gibt Halt: Es geht gut weiter – verbunden mit Gott und miteinander. AMEN.

05/26/25

PREDIGT 5. SO IM OTZ (C)

Betrachtung zum Sonntagsevangelium HEINRICHSBLATT Ausgabe 18. Mai 2025

Apg 14,21b-27 + Offb 21,1-5a + Joh 13,31-33a.34-35

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Wer kein Testament hinterlässt bzw. nicht zu Lebzeiten entscheidet, wie es weitergehen soll, riskiert Zank und Streit unter den Nachkommen. Heute erfolgt quasi die „Testamentseröffnung“ wenige Wochen nach dem Tod Jesu: Im Evangelium werden wir zurückversetzt in den Abendmahlssaal, wo Jesus seine Abschiedsrede beginnt.
Judas ist nicht mehr dabei: Er hat sich mit dem Bösen verbündet und ist in die Nacht der Gottferne hinausgegangen (vgl. Joh 13,2.27.30), um Jesus zu verraten. Judas schlägt das „Erbe“ damit aus. Das Abendmahl hat er noch mitgefeiert, die Hineingabe Jesu Christi in die Gaben von Brot und Wein, seine dortige Existenz und dauerhafte Präsenz, sowie die Vorwegnahme seines Kreuzestodes; auch die Fußwaschung, den Liebesdienst Jesu, hat er noch als willkommene „Gabe“ angenommen, aber die damit verbundene Aufgabe, wie Jesus aus Liebe zu handeln (vgl. Joh 13,14-15), wollte Judas nicht in die Tat umsetzen.
„Jetzt“ ist die entscheidende Stunde: In die menschengewählte „Verdunkelung“ strahlt die von Jesus bei der Testamentseröffnung angekündigte „Verherrlichung“: Dieses Licht, diese Liebe und dieses Leben ist stärker als der Tod – diese Hoffnung schenkt, ja „vererbt“ Jesus im Johannesevangelium: Es ist kein leidvolles Sterben, sondern wechselseitige Verherrlichung Gottes und des Menschensohnes. Im „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30) des Gekreuzigten findet sie ihre Erfüllung: Liebe, die sich hingibt – Licht, das sich verteilt – Leben, das anderen dient.
Dieses Licht der Liebe und dieses Leben aus Liebe soll auch die „Erben“ kennzeichnen; daran sollen sie zu erkennen sein – das ist der „Letzte Wille“ Jesu: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ Jesus redet „seine Nachkommen“, die Jüngerinnen und Jünger, liebevoll als „meine Kinder“ an; sie gelten als „Erben erster Ordnung“. Trotzdem gilt nach heute gültigem Erbrecht: Keine(r) geht leer aus – auch nicht Fernstehende und auch nicht die, die sich von Jesus und seiner Botschaft abgewandt haben. Alle bekommen den „Pflichtteil“; und diese „verpflichtende“ Liebe wird mehr, wenn man sie teilt. Wie die so „Bedachten“ mit der „ererbten“ Liebe umgehen, ob sie dieses „Erbe“ ablehnen, es für sich behalten, oder es im Sinne Jesu mit anderen teilen und damit sein „Vermächtnis“, die Botschaft der Liebe, der Solidarität und der Menschenfreundlichkeit in die Tat umsetzen, ist eine Entscheidung, die jede(r) für sich treffen muss: Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde…
AMEN.

04/21/25

PREDIGT OSTERN 2025

Gen 1,1-2,2a; Ex 14,15-15,1; Bar 3,9-15.32-4,4; Röm 6,3-11; Lk 24,1-12

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Höllenangst – sie wurde über Jahrhunderte gepredigt und geschürt. Die Menschen hatten Angst vor dem, was nach dem Leben kommt. Die fehlende Zukunftssicherheit, Naturkatastrophen, Seuchen und Krankheiten taten im Mittelalter ein Übriges dazu. Der Thriller INFERNO von Dan Brown transferiert diese Angst ins Heute – wie wenn er eine Vorahnung auf die Corona-Pandemie gehabt hätte. Gott sei Dank ist diese Zeit der Angst und Angstmache vorbei. Doch die Frage nach „der Hölle“ bleibt: Ich hatte in den vorösterlichen Wochen mehrfach Anfragen zu dieser Thematik.
Die Frage nach der Hölle lässt Menschen nicht locker: Dante führte im Ersten Teil seiner Göttlichen Komödie die Menschen in die Hölle. Er beschreibt die Hölle so: „Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.“ Die Hölle als hoffnungsloser Ort, ein Ort der Qual, ohne Möglichkeit jemals herauszukommen. Welch ein Höllenangst, damals und teilweise auch heute!
Die Welt ist sicher nicht als „Hölle“ gedacht. Als Christen glauben wir, dass Gott die Welt und ihre Lebensräume „gut“ geschafften hat (vgl. Gen 1,1-2,2a) und dass er auch hinter aller Evolution der verschiedenen Lebewesen und Pflanzen steckt. In unserer menschlichen Verantwortung liegt es, ob daraus eine „Hölle“ wird, ob Krieg herrscht, oder Frieden – ob man Ängste schürt, oder sucht, was dem Frieden und dem Zusammenhalt dient.
Die Bibel erzählt von Gott als Retter aus so mancher „Hölle“. Der Exodus, die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten (vgl. Ex 14,15-15,1), ist bei jedem jüdischen Pessachfest die grundlegende Gotteserfahrung und darf auch in der Osternacht nicht weggelassen werden. Diese Befreiungsgeschichte stiftet Hoffnung, dass sich menschlich-existentielle und erlebte „Höllen“ überwinden lassen – auch mit Gottes Hilfe! Viele Menschen fragen sich heute: Warum greift Gott nicht ein in den Problemen unserer Tage? Wo ist Gott? Er ist an der Seite der Schwachen und Leidenden, der Opfer von Krieg und Gewalt. Jesus hat diese Position Zeit seines Lebens eingenommen, sogar auf seinem eigenen Kreuzweg, wo er trotz des eigenen Leids mit den Frauen mitgelitten oder dem Schächer am Kreuz Hoffnung zugesprochen hat – Compassion, Mitleid und Hoffnung, statt Todesqual oder Höllenangst. Nur die Lukaspassion, die wir am Palmsonntag gehört haben, überliefert diese Worte Jesu: Gott ist da, auch im Leid – ja, vielleicht dort ganz besonders.
Gott begleitet auf dem Weg des Lebens und in den verschiedenen Lebenssituationen: Er gibt Orientierung und Wegweisung. Die Lesung aus dem Buch Baruch beschreibt Menschen, die davon abgewichen sind und die „den Toten gleich […] in die Unterwelt hinabsteigen“ (Bar 3,11). Das Alte Testament nennt diesen Ort „Scheol“, das Reich des Todes, des endlosen Schweigens und der Untätigkeit, ein Zustand der Finsternis und Einsamkeit. Manche Menschen kennen dieses höllische Gefühl, ohne Lebens-Perspektive zu sein.
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden!“ (Lk 24,5-6), sagen die Lichtgestalten den Frauen am leeren Grab. Jesus Christus ist nicht hier – die Ikonen der Ostkirche zeigen die Auferstehung und den Auferstandenen so: Der auferstandene Christus steigt hin-ab in das Reich des Todes, wie wir auch im CREDO bekennen: Christus geht an den lebensfeindlichsten, düstersten und hoffnungslosesten Ort – ER bringt dorthin Licht und Leben. Auf Ikonen greift der Auferstandene, eingehüllt in Licht, die Toten am erstorbenen Puls und zieht sie ins österliche Leben. Da-mit sind die „Hölle“ der Einsamkeit und Beziehungslosigkeit sowie der Tod selbst überwunden: „Die Hölle knirscht im tiefsten Grund“ (GL Bamberger Anhang 793/1) – denn mitten im Tod ist Leben, ist Liebe, ist Hoffnung, ist Ostern.
Das versetzt uns vielleicht wie die Frauen am Grab zunächst in „Angst und Schrecken“ (vgl. Lk 24,5), weil alles anders ist, als gedacht und nichts mehr totsicher ist: Ja, als Getaufte sind wir „mit Christus gestorben“, aber: Unsere Hoffnung, lebt! Und wir leben mit dem Auferstandenen als österliche Menschen – und wir werden mit IHM leben (vgl. Röm 6,8). AMEN. HALLELUJA!

04/21/25

PREDIGT KARFREITAG 2025

Jes 52,13-53,12 + Hebr 4,14-16; 5,7-9 + Joh 18,1-19,42

Ein Mann mit einer schwarzen Haartolle, mit einem weißen eng anliegenden Anzug, der mit Strass-Steinen besetzt ist – das weit geöffnete Hemd gibt den Blick auf das Brusthaar frei… – Wissen Sie, wer das ist? Manche haben ihn auf den ersten Blick nicht erkannt: Markus Söder als Elvis the King of Rock and Roll bei der diesjährigen Prunksitzung Fastnacht in Franken.
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Kinder und Jugendliche!
Am Höhepunkt des Faschings verkleiden sich viele Menschen: Jung und Alt schlüpfen in Kostüme, werden zu Clowns oder Prinzessinnen, verbergen ihr wahres Gesicht hinter eine Maske oder geben sich durch eine dicke Schicht Schminke ein neues Äußeres. Mit dem Beginn der österlichen Bußzeit am Aschermittwoch ist dieses närrische Versteckspiel nur scheinbar vorbei: Wir tragen auch im Alltag Masken: Ist mein Lächeln echt, oder nur aufgesetzt, um etwas zu erreichen? Habe ich in der Schule nicht schon mal gespickt und dem Lehrer gegenüber die Unschuldsmine aufgesetzt? Habe ich eine Sache vertuscht, um Schaden abzuwenden und mit heiler Haut davonzukommen? Menschen machen den Mitmenschen etwas vor: aus Hochglanzmagazinen und Illustrierten lächeln uns Stars entgegen – doch wie es hinter dieser Strahlemann-Fassade wirklich aussieht, bleibt im Dunkeln – mehr Schein als Sein. Immer wieder ist auch in der Politik und bei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens von Unwahrheiten, von Lüge oder von Fake News die Rede. Was ist heute noch glaubhaft, wahr und echt? Welcher Nachricht kann ich trauen? Wem kann ich vertrauen?
Was ist Wahrheit? – um diese Frage dreht sich die Leidensgeschichte Jesu: Was ist Wahrheit? In drei Verhören durch die politischen und religiösen Autoritäten der Stadt Jerusalem und der Provinz Judäa soll die wahre Identität Jesu und der Zweck seiner Lehre geklärt werden. Sag die Wahrheit: „Bist du der König der Juden?“, fragt ihn Pilatus. Jesus verstellt sich nicht: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. […] Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18,36-37). Jesus bleibt auch vor Gericht bei der Wahrheit, auch wenn sie jetzt für ihn den sicheren Tod bedeutet. Er sagt: „Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen“ (Joh 18,20).
Was ist Wahrheit? Diese Frage stellt sich auch für Petrus. Dreimal wird er nach seiner Identität gefragt: „Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen?“ (Joh 18,17). Dreimal verstellt sich Petrus, weicht den Fragen aus und drückt sich um die Wahrheit herum. Er gibt vor, ein anderer zu sein: Dreimal leugnet Petrus, Jünger in der Nachfolge Jesu zu sein, um seine eigene Haut zu retten. Seine Schutzmaske fällt und zerbricht beim Hahnenschrei – bittere Tränen enthüllen die ungeschminkte Wahrheit.
Was ist Wahrheit? Diese Frage erhält am Karfreitag eine Antwort im Blick auf das Kreuz. Bei der Kreuzverehrung wird ein Kreuz in die Kirche getragen – verhüllt mit einem Tuch. Keine Verschleierung, kein Verstecken, kein Fake, sondern Enthüllung der absoluten Wahrheit: In drei Stufen wird das Kreuz enthüllt. Immer mehr wird vom Gekreuzigten sichtbar, der von sich gesagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Jesus ist die menschgewordene Wahrheit und reale Wirklichkeit Got-tes (vgl. Joh 1,14.17). Dreimal wird das Kreuz immer höher gehoben, bis die letzte Hülle fällt. Immer deutlicher wird sichtbar, wer Jesus, der Christus, in Wahrheit ist: Er, der Gekreuzigte, ist wahrer Gott und wahrer Mensch.
Durch die Kreuzverehrung bezeuge ich diese gekreuzigte, gottmenschliche Wahrheit. Ich beuge mein Knie vor IHM, der für mich in meinem Versagen reinigende Wahrheit und Heil bringende Wirklichkeit Gottes ist. Zu Jesus Christus kann ich kommen trotz meiner Schuld und der Masken, die ich trage – er kennt mich durch und durch. Vor IHM darf ich mein wahres Gesicht zeigen und die störenden Schutzmasken ablegen. Bei Jesus Christus erlebe ich wahres Leben und echte Begegnung – ungeschminkt. Mit dem Ablegen meiner Masken bin ich frei1, aber auch verwundbar und verletzlich. Durch seine Wunden, durch sein Kreuz und Leiden, macht der Gekreuzigte mir Mut, ohne Masken zu leben und in Wahrheit zu mir zu stehen. Trotz meiner Fehler und Schwächen, trotz meiner Verletzbarkeit und den Wunden, die mir zugefügt wurden/werden, kann ich in Wahrheit leben. Heute blicke ich auf zu IHM, auf die gekreuzigte Wahrheit, und auf das, was ER mir durch das Kreuz sagen will: Die Wahrheit aushalten und damit leben – auch im Tod. Die Wahrheit aushalten – und dadurch leben auch im Tod. AMEN.

1 Vgl. Joh 8,32: Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.

09/16/24

PREDIGT 24. SO IM JK (B)

Jes 50,5-9a + Mk 8,27-35

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Wie komme ich bei anderen Menschen an? Bin ich angesehen und beliebt? Welche Wirkung hat mein Auftritt meine Performance?
Zugegeben: Das sind eher Fragen, die sich Stars und Sternchen – oder solche die es werden wollen – stellen: Wie viele Follower habe ich? Wie oft werde ich geliked? Bin ich ein guter Influencer, dem andere folgen?
Im Internet gibt es viele Tipps um die eigene Bekanntheit zu erhöhen und ein „mehr“ an Nachfolgern und Nachfolgerinnen zu gewinnen: Passendes Profilbild, prägnanter Name, verlinkte Webseite – Hauptsache der Kontakt zu den Followern, den potentiellen Kunden, reißt nicht ab. Und doch bleibt die Person – wenn sie nicht eigens aus werbetaktischen Gründen erstellt wurde –, hinter der Außenwirkung oftmals verborgen und nebulös. Aber genau auf diese oberflächliche Wirkung kommt es vielen an…
Wie sehen die Leute mich? Wie schätzen sie mich ein? Wer bin ich für sie? Jesus befragt seine Jünger: Jesus will wissen, ob sie erkennen wer er wirklich ist, oder sich nur sensationsgierig und fasziniert von seinen Wundern in den Bann ziehen lassen und ihn deshalb liken und zum oberflächlichen Follower werden – und bei der kleinsten Unstimmigkeit die Gefolgschaft aufkündigen. Echte Nachfolge Jesu und Jüngersein sieht anders aus…
Jesus fragt die Jünger ganz konkret: Ihr, die ihr mich besser kennt oder kennen müsstest, als die Menge Followern, „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mk 8,29). Es ist die zentrale Frage an der sich Nachfolge und Jüngerschaft entscheidet – nicht umsonst steht diese Frage im Zentrum des Markusevangeliums, in der Mitte des gesamten Evangelientextes. Es ist auch die zentrale Frage, an der sich mein Christsein entscheidet: Bin ich ein oberflächlicher Follower, dem das Handeln Jesu heute gefällt und den ich ja mal liken kann und morgen wieder nicht; oder folge ich dem Mainstream, weil ja viele mitlaufen – bzw. heute eher weggehen – oder habe ich andere Beweggründe. Alles entscheidet sich an der Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Auch das Setting spielt in die Beantwortung dieser Frage hinein: Heute ist der Ort Rehau / Oberkotzau / Schwarzenbach, wo sich mir diese Frage stellt. Damals war es Cäsarea Philippi – eine zu Ehren des römischen Cäsaren, des Kaisers, so benannte Stadt: Dort wurde – als Markus sein Evangeli-um schrieb – Vespasian von den römischen Legionen zum Kaiser ausgerufen; ein Jahr später eroberte und schleifte das römische Heer Jerusalem. Militärische Macht liegt an diesem Ort in der Luft, an dem Markus Jesus den Jüngern die Frage stellen lässt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Für einen, der über Leichen geht, um an die Macht zu kommen?
Welches Setting ist es heute, das bei mir persönlich und bei meiner Antwort mitschwingt? Der Ausgang der Wahlen in den benachbarten Bundesländern? Die andauernden Kriege? Persönliche Schicksalsschläge?

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
„Du bist der Christus!“ (Mk 8,29), antwortet Petrus. Er hat schon erkannt, wer dieser Jesus ist. Aber ob er das tiefere Christus-Geheimnis erahnt? Das Jesus, der Christus, so ganz anders ist, als er sich das vorstellt?
Jesus ist mit den Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem – dem Ort, wo er auf grausame Weise leiden, sterben und auferstehen wird. Petrus stellt sich Jesus und dem Weg Jesu in den Weg und weißt Jesus zu Recht, doch einen anderen Weg einzuschlagen. Petrus will einen Jesus nach seinen eigenen Vorstellungen. Wahrscheinlich hat Petrus teuflische Angst vor dem, was kommt. Sein Christus-Bekenntnis ist Petrus zwar schnell über die Lippen gekommen, weil es für ihn als Follower oberflächlich klar war, aber noch nicht in der Nachfolge gelebter Jüngerschaft begriffen: Kreuz und Leid bleiben weder Jesus noch denen, die ihm folgen, erspart. Am Kreuz und Gekreuzigten kommt keiner der Jünger Jesu vorbei! Das ist das tiefe Christus-Geheimnis: das der Weg zwar ans Kreuz führt, aber nicht am Kreuz endet, sondern ins Leben führt. Dafür lohnt es sich, die bisherigen Vorstellungen vom gelingenden Leben aufzugeben, auf Jesus, den Christus, zu setzen, ihm zu folgen: Ein Lebensgewinn über alle Verluste und scheinbaren Weltgewinne und likes hinaus. Denn an den Jüngerinnen und Jüngern Jesu wird sich ebenfalls das Wunder der Auferstehung ereignen – nicht durch die Lie-be zur Macht, sondern durch die Macht der Liebe, die Christus gelebt hat.
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

09/16/24

PREDIGT 23. SO IM JK (B)

Jes 35,4-7a + Mk 7,31-37


Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Die drei berühmten Affen: Nichts hören oder (unangenehme Dinge und die unbequeme Wahrheit) nicht hören wollen – nichts sehen oder (ungerechte Strukturen und schreckliche Situationen) nicht sehen wollen – nichts sagen oder (über den Missbrauch von Finanzen und Menschen) nicht sprechen wollen. Die Affen sind Sinnbild der Verschlossenheit und Vertuschung, des Nichtwahrhabenwollen des Schlechten,1 des Nichtäußerns und Nichthandelns. „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7,34) möchte ich jeden von ihnen wie Jesus dem Mann im Evangelium zurufen! „Öffne dich für das Leben mit allen Sinnen!“ Die Affen könnten anders handeln, wenn sie wollten: sie könnten bewusst hinhören und nicht nur ihre vorgefertigte Meinung gelten lassen – sie könnten bewusst hinsehen und Missstände in den Blick nehmen – und sie könnten mit deutlicher Stimme Gesehenes und Gehörtes zur Sprache bringen und andere darauf hinweisen – sie können, wenn sie nur wollten…
… der Mann im Evangelium kann das nicht. Er kann nicht aus eigenem Wollen heraus seine „Gehörlosigkeit“ und sein „Stammeln“ (vgl. Mk 7,32) überwinden. In der alten Einheitsübersetzung war noch von einem „Taubstummen“ (EÜ 1980) die Rede; ihm wurde jedes Sprechen abgesprochen. Die neue Einheitsübersetzung gibt den Text und die Situation Gott sei Dank besser wieder: Der Gehörlose war nicht stumm; er wollte reden und mitreden; er wollte sich äußern und so am Leben teilhaben – er wollte, konnte aber nicht so, wie er wollte: Seine Worte und Äußerungen waren nicht für alle verständlich: ein Stammeln und Stottern war die Folge.
Dieser Mann wurde zu Jesus gebracht mit der Bitte, er möge ihm die Hän-de auflegen. Was der Mann und die anderen von Jesus wollen und erhoffen? Einen Segen – und damit die Annahme als „Kind Gottes“. Diese Annahme ist bedingungslos und damit auch unabhängig von Beeinträchti-gung, Behinderung oder Handicap. Jeder Mensch ist wertvoll, so wie er ist.
Wer ist dieser Mann im Evangelium? Wahrscheinlich war er kein Jude. Er lebte im Gebiet der Dekapolis, dem Gebiet von zehn hellenistisch geprägten Städten. Zudem wird das heutige Evangelium unmittelbar nach der Episode von „Jesus mit der syrophönizischen Frau“ erzählt. Diese Frau erkennt als Fremde und Heidin die Vollmacht Jesu zu heilen – und Jesus erkennt in diesem Gespräch, dass er nicht nur zu den Juden, sondern auch zu den Heiden gesandt ist (vgl. Mk 7,24-30). Wenn also Jesus, einen, der einer anderen Religion angehört, segnet, zeigt das, dass die Liebe und das Heil, das Gott schenken will, allen Menschen gilt und keine menschengemachten Grenzen kennt. Dieser Aspekt erklärt auch, warum Papst Franziskus nach Asien reist und dort auch Menschen verschiedener Kulturen und Religionen trifft.
Was macht Jesus? ER ist offen für die Not des Mannes – ER lässt sich berühren vom Schicksal des Mannes und berührt ihn, ja ER legt seine Finger in die Wunden und unheilen Körperstellen: ER legt die Finger in dessen Ohren und berührt dessen Zunge mit Speichel. Diese Berührungen gehen – so befremdlich und vielleicht auch ekelig sie uns heute erscheinen mögen – unter die Haut. Zurzeit Jesu waren es bekannte, magische Heilungsrituale – aber sie bewirken nichts. Erst durch das Wort „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7,34) geschieht das Wunder, dass der Mann hören und klar und deutlich sprechen kann. Für die biblisch gebildeten Menschen damals war dies ein sprechendes Zeichen: die Worte des Propheten Jesaja (vgl. Jes 35,4-7a) von einer besseren Zukunft sind keine Vertröstung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, das Ende der Zeit oder auf das Jenseits – Nein, die „Zeitenwende“ be-ginnt jetzt! Die Heilszeit bricht mit Jesus und seinem Wirken an! Gott ist da! Er ist offen für die Not der Menschen. Er wird aus aller Not befreien. Er schenkt Kraft und Mut, dass die Menschen guten Willens sich mit allen Sinnen an einer besseren Gestaltung der Welt beteiligen werden.
Und wir? Wir sind keine „Affen“, sondern durch die Taufe Kinder Gottes. „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7,34) Diese Aufforderung Jesu wurde uns in der Taufe zugesprochen: „Effata! Öffne dich“ (Mk 7,34), damit du das Wort Gottes hörst (und danach handelst) und damit den Glauben bekennst zum Lobe Gottes und zum Heil der Menschen. Mit allen Sinnen, mit offenen Augen und hellhörigen Ohren soll ich die Welt wahrnehmen und sie mit Gottes Hilfe durch mein Wort und Tun zum Guten hin gestalten. AMEN.

1 In Japan ist diese „westliche“ Deutung „das Schlechte nicht wahrhaben wollen“ nicht vorhanden – dort werden die drei Affen als „über das Schlechte hinwegsehen“ und den Blick, das Hören und Reden (und eigentlich auch das Tun)“ auf das Gute hin ausrichten gedeutet.

04/30/24

PREDIGT 4. SO OSTERZEIT (B)

1 Joh 3,1-2 + Joh 10,11-18

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Vor der Anstellung für einen bestimmten Beruf steht meist ein Bewerbungsgespräch, in dem sich der Arbeitgeber ein Bild vom Bewerber macht. „Erzählen Sie etwas über sich!“ – eine heikle Aufforderung beim Bewerbungsgespräch. Mit meiner Antwort kann ich den Arbeitgeber für mich interessierten – mit einer allgemeinen Antwort sage ich nichts Wesentliches über mich aus – oder ich gebe mit meiner Antwort Dinge über mich preis, die mich für den angestrebten Beruf disqualifizieren. „Erzählen Sie etwas über sich…“ Bewerbungsfachleute empfehlen, eine kurze und bündige Antwort, die Gründe für die Anstellung sowie die aktuelle Lebenssituation benennt wie auch beeindruckende, eigene Erfahrungen, die von anderen „Bewerbern“ abheben. „Erzählen Sie etwas über sich!“ Eine Antwort auf diese Berufungs-Frage fällt nicht leicht: Was antworten? Wie in knappen Worten umreißen, was mir wichtig ist und warum ich der/die Richtige bin?
„Erzählen Sie etwas über sich!“ Im Johannesevangelium gibt Jesus in den „Ich-bin-Worten“ Antwort, wie er seinen „Beruf“ versteht und was seine „Berufung“ ist. Siebenmal gibt Jesus bildhaften Sätzen und ausdrucksstarken Worten Antwort: Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6,35.41.48.51) – Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12) – Ich bin die Tür (Joh 10,7.9) – Ich bin der
gute Hirt (Joh 10,11.14) – Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11,25) – Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6) – Ich bin der wahre Weinstock (Joh 15,1). Jesus, der Christus, der Sohn Gottes, steht mit den Ich-bin-Worten in der Tradition der alttestamentlichen geheimnisvollen Offenbarungsformel Gottes: „Ich bin, der ich bin“ (Ex 3,14). In Jesus Christus gibt sich Gott nicht nur zu erkennen, sondern seine Identität preis: Er sagt wer er ist und wofür er steht. Er ist nicht nur ansprechbar, sondern durch diesen Anspruch auch überprüf- und verwundbar.
„Erzählen Sie etwas über sich!“ Im Johannesevangelium zeigen die „Ich-bin-Worte“ Jesu Christi die verschiedenen Facetten seiner Mission als Mensch gewordener Sohn Gottes: „Ich bin …“ für Euch. Das ist seine Berufung: da zu sein, durch Gottes Kraft wirkmächtig zu sein – heilswirksam. Das Zentrum der sieben „Ich-bin-Worte“ steht das vierte: „Ich bin der gute Hirt“ (Joh 10,11.14). Jesus grenzt sich von anderen ab, für die alles „nur“ ein normaler Job zum Geldverdienen ist – bei Gefahr wird die „Leistung“ an den Schafen von diesen nicht garantiert (vgl. Joh 10,12.13), sondern sogar ausgeschlossen; sie entpuppen sich als „Wölfe im Schafspelz“. Jesus ist anders: Er setzt sich ein – wenn es sein muss mit seinem eigenen Leben. Er kennt die Seinen und die Seinen erkennen seine Führung an. Jesus sieht seinen „Beruf“ als „Beziehungsarbeit“, als Zusammenführen und Zusammenhalten der Herde, der Gemeinde und der Gemeinschaft.
„Ich bin der gute Hirt“, ein sprechendes Bild aus vergangenen Zeiten. Könige und Machthaber wurden im Alten Orient an diesem Bild gemessen:
Nicht ein „Herrschen über“, sondern „Einsatz für“ – mit kitschiger Schäfer- und Schäfchenromantik hat das nichts zu tun und mit „dummen Schafen“ auch nicht. „Ich bin der gute Hirt“, das geht über die Annahme des Stallgeruches und über die Erfüllung von Pflichtaufgaben wie Melken, Hüten und Scheren – um im Bild zu bleiben – hinaus: Jesus ist bereit, sein Leben für das Leben der Herde hinzugeben, damit alle „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10) – ein Wort Jesu, das dem heutigen Evangelium unmittelbar vorausgeht. Jesus Christus setzt sich für alle ein, auch für die, die nicht aus seinem „Stall sind“ (Joh 10,16) – universal. Er ist aber nicht nur „der gute Hirte“, sondern auch „das Opferlamm“, das sich für alle hingibt – die Bilder überlagern sich: In absoluter Freiheit setzt Jesus Christus sein Leben aufs Spiel – aus Liebe. Gott ist Liebe und gibt diese Liebe weiter. Jesus Christus lebt diese universelle Liebe; sie zeigt sich im seinem Einsatz für alle – damals wie heute, grenzenlos und zeitlos, auf ewig.
„Erzählen Sie etwas über sich!“ Wenn ich weiß, aus welcher Liebe ich lebe, wer/was mir am Herzen liegt und warum ich mich für eine Sache einsetze, dann kann ich, dann kann jede und jeder auf die Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich“ eine Antwort geben: Aus meinen Worten wird klar, wofür ich stehe, warum ich mich für andere engagiere, warum ich mich in der Pfarrei haupt- oder ehrenamtlich einbringe, was meine Berufung als Christin und Christ, als Ordensfrau und als Priester ist: „füreinander da sein“, „in der Fürsorge und im Einsatz für andere“ – aus Liebe. AMEN.

02/12/24

PREDIGT 6. SO IM JK (B)

Lev 13,1-2.45-46 + Mk 1,40-45

Ihr Alltagssünder und Ihr Frommen,
die sonntags gern zu Kirche kommen,
Ihr Gotteskinder und die Jugend,
Ihr Frau’n und Männer, reich an Tugend,
ich grüß Euch alle hier und heute
am Faschingssonntag, liebe Leute!
„Helau“, das wär’ schon angebracht,
… Schwarzenbach…, wie es singt und lacht!
Die Freud’ am Leben und am Glauben,
die will ich Euch partout nicht rauben.
Fühl’ mich verpflichtet ganz den Schriften,
[Lev 13,1-2.45-46 + Mk 1,40-45]
drum will ich mich auch danach richten,
zu sagen, was zu sagen ist,
auch wenn’s nicht nur zum Lachen ist:
Dies ist ’ne Predigt, keine Bütt,
das teil’ ich gleich vorab schon mit.
Natürlich ist ein Lächeln schön,
bei jedem Menschen anzuseh’n.
Doch das Thema Reinheit ist prekär,
drum müssen klare Worte her!
Nicht nur sauber, sondern rein,
so sollte unsre Wäsche sein,
wenn wir vertrauen Klementine,
der Werbefrau mit Waschmaschine.
Doch rein ist mehr als Sauberkeit,
und mehr als nur vom Schmutz befreit:
Reinheit im Alten Testament,
meint, dass mich nichts vom Kult mehr trennt,
kann Gottesdienst mitfeiern und lobsingen,
das Herz tut mir vor Freude springen –
von außen und von innen rein,
ohn’ Sünde, Krankheit – das wär’ fein.
Soweit schon ’mal die Theorie,
doch ohne Sünd’, das schaff ich nie.
Daran, da ist mein Leben krank;
es gibt die Beichte – Gott sei Dank!
Versöhnt mit mir und meinem Gott,
kommt mein Leben in das Lot,
wenn anderen ich tu verzeihen
und meine Fehler tu bereuen.
Denn Gott nimmt jeden Menschen an,
ob Aussätzigen, Frau oder Mann,
aus Liebe und Mitmenschlichkeit,
aus „Mitleid“ (Mk 1,41) weil’s im Herz’ ihm reut.
Gott schafft Gemeinschaft, liebt das Leben,
das will er durch Jesus Christus geben.
Der überwindet dafür Grenzen:
Berührt den Aussätzigen (vgl. Mk 1,41), statt ihn auszugrenzen.
Ausgrenzung, das war damals üblich,
Symptome kaum mehr unterschiedlich,
ob Aussatz oder eine and’re Krankheit,
wer wusste damals schon bescheid?
Der Priester, ja, der sollt’ es richten
und über rein und unrein schlichten (vgl. Lev 13,43-44),
ein Urteil fällen und entscheiden:
Wer Aussatz hat, muss draußen bleiben!
Nicht nur draußen von dem Gotteshaus,
auch die Gesellschaft schießt ihn aus:
Sichtbar für alle, stigmatisiert,
zerlumpt, ungepflegt und nicht rasiert –
auf Abstand lebend und sagen im Nu:
Zur reinen Gesellschaft gehöre ich nicht dazu!
Was Grund für diese Ausgrenzung war?
Die Angst vor Ansteckung, ist doch klar!
Die haben wir doch überwunden! –
Wir hätten andere Lösungen gefunden!
Wirklich? – So will fragen ich,
wenn ich an lockdowns erinnere mich:
Da waren unsre Kirchen zu –
und Gottesdienst war dort tabu;
auch viele Ämter machten dicht,
Personenkontakt, den wollte man nicht.
Man ging auf Abstand und – o weh –
Mitmenschlichkeit war oft passé.
Der Schutz der Gesundheit, der ging vor,
da blieb verschlossen manches Tor.
Auch im Privaten kaum Kontakte,
wie gut, dass man Computer hatte,
man kommunizierte digital –
für manche(n) war das eine Qual,
denn Smartphone, PC und auch KI,
ersetzten echte Begegnungen nie!
Das Fazit: Zieh den Stecker raus,
und geh’ ’mal wieder aus dem Haus,
grenz’ dich nicht aus, schließ dich nicht ein,
leg’s Handy weg, sei ’mal offline
such’ Ruhe und auch Zeit für dich:
Kräfte tanken, das ist wesentlich!
Begegne Menschen und genieß’ das Leben,
das Gott dir in die Hand gegeben!
Nimm Menschen an, wie sie auch sind,
denn jede(r) ist ein geliebtes Gotteskind.
Lieb’ und grenz’ du – wie Jesus – keine(n) aus,
such’ das Gespräch, öffentlich und auch zuhaus’.
Dann wird dein Leben reich und rund –
nicht nur an Fasching ist’s dann kunterbunt.
Lebensfreude, ja, die steckt uns an,
ist nicht gefährlich und auch dann
liegt es an uns, wie wir unser Land gestalten,
ob wir – wie andere – Deutschland wollen rein erhalten:
Remigration! Ausländer raus!
Für Andersdenkende und -glaubende ist kein Platz im deutschen Haus!
Wie war das mit dem „deutschen Wesen“? –
Nie mehr sei, was damals gewesen!
Nie wieder, dass ist jetzt und hier –
bei mir – und hoffentlich auch bei Dir!
Lernt aus dem vergangenen Jahrhundert!
Wisst Ihr, was mich wirklich wundert,
dass die Parteien Zulauf haben,
die uns’re Demokratie untergraben
und Menschenwürde nur verachten,
und andern nach dem Leben trachten –
das hatten wir doch schon einmal.
Wehret den Anfängen – ein- für allemal!
Die Ansteckungsgefahr, die ist da groß –
braune „Flecken“ (vgl. Lev 13,2), wird man so schnell nicht wieder los.
Wasser und Seife helfen in diesem Fall nicht –
was einzig hilft ist: Demokratieunterricht.
Im Geflüchteten den Nächsten seh’n,
ihm hilfreich auch zur Seite steh’n,
das gebietet uns die Religion –
und uns’re Gastarbeiter-Tradition.
Auch die Kartoffel, der Deutschen liebste Speis’,
hat Migrationshintergrund, wie ein jeder weiß: Sie wurde von Südamerika nach Spanien transportiert und um das Jahr 1600 in den Niederlanden kultiviert;
um 1647 in Pilgramsreuth bei Rehau war es dann,
dass die Kartoffel zu uns nach Deutschland und in Hofer Land kam.
So ist ein(e) jede(r) heute angefragt,
ob er, ob sie es einmal wagt,
mit Offenheit, Respekt, Geduld und Versteh’n
auf Fremde und auf Fremdes zuzugeh’n,
die Hand – wie Jesus – auszustrecken (vgl. Mk 1,41),
um Neues und Mitmenschlichkeit zu entdecken.
Wir können als Christen nur besteh’n,
wenn wir als offenes Gottesvolk uns seh’n.
Wenn jede(r) sich bringt mit eigenen Charismen ein,
dann ist Vielfalt, und keiner isoliert und niemand allein.
Mitarbeit und Erneuerung statt Austritt und Protest,
das ist es, was auch christlichen Glauben wieder wachsen lässt!
Reinheit meint dabei nicht: Zum einen Ohr rein, zum andern raus,
sondern Umsetzen von Gottes Wort – nicht nur hier im Gotteshaus.
Suchen wir Leben in Frieden – für alle, zusammen!
Gelobt sei Jesus Christus! AMEN.

02/12/24

PREDIGT 4. SO IM JK (B)

1 Kor 7,32-35 + Mk 1,21-28


Kann man Gott besser dienen, wenn man nicht verheiratet ist? – fragen kritische Gemeindemitglieder Paulus. Dieser antwortet in 1 Kor 7,32-35 im Zusammenhang mit dem für ihn baldigen Ende der Welt (vgl. 1 Kor 7,29.31): Mit Blick auf den kommenden Christus ist es besser, unverheiratet und bereit zu sein – allezeit bereit, weil wir nicht wissen, wann der Herr kommt.


Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Allzeit bereit: Single & available – diese Sprechblase lag letztes Jahr bei einer Hochzeit als Utensil einer Fotobox aus: Single & available – wohl eher in die Richtung zu verstehen: ungebunden und noch (für jeden Spaß) zu haben. Ja, ich gebe zu, mit dieser Sprechblase ein Foto gemacht zu haben, weil ich single und verfügbar bin – für Gott und „meine“ drei Pfarrgemeinden. Trotzdem steht die Frage an Paulus im Raum: Kann man Gott besser dienen, wenn man nicht verheiratet ist? – eine heikle Frage, auch heute. Lasst sie doch heiraten, die Priester! – so die landläufige Meinung. Wenn der Zölibat nicht wäre und Priester heiraten dürften, dann wären in den Augen vieler große Probleme in der Kirche und vor Ort gelöst.
Der Zölibat der Priester und Ordensleute wird heutzutage oft als Defizit ge-sehen. In der immer stärker sexualisierten Welt gelten Priester, Mönche und Ordensfrauen, die den Zölibat ernst nehmen, als Exoten. Denn: ein Priester ist entweder schwul, pädophil oder hat eine heimliche Geliebte, habe ich vor Jahren im Bamberger Dom bei einem Gespräch belauscht. Ich als Priester habe mir meinen Teil gedacht, warum sich Menschen, die den Zölibat gar nicht leben oder leben müssen, derartige Gedanken machen – und keinen Gedanken daran verschwenden, dass der Zölibat und die Ehelosigkeit auch gelingen, glücken und zufrieden und erfüllt machen könnten.
Der Abwertung/Ablehnung des Zölibats heute steht die Hochachtung der Ehelosigkeit zur Zeit des Apostels Paulus gegenüber: Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen. So ist er geteilt (1 Kor 7,32-33; analog für Frauen: 1 Kor 7,34). Die Tageslesung scheint zu bestätigen, was lange Zeit in der Kirchengeschichte zu sehen war, dass der Stand der Ehelosigkeit höher eingeschätzt wurde als das Leben in Ehe und Familie. Von daher ist es ein ärgerlicher Bibeltext, gerade für Sie als Eheleute, Familien und Alleinerziehende. Aber: Meines Erachtens kann man Ehe und Zölibat nicht gegeneinander ausspielen. Beides sind gleichwertige Lebensformen. Sowohl Ehe als auch Zölibat können gelingen; beide Lebensformen können auch scheitern und zu (Kindes-)Missbrauch führen1 – teils zerbrechen Menschen auch an der jeweiligen Lebensform.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich schätze Ehe und Familie. Sie sind wichtig für unsere Gesellschaft. Ich bin selbst in einer guten Familie aufgewachsen und weiß um den Wert (m)einer Familie. Trotzdem möchte ich eine Lanze für den Zölibat brechen, der durchaus seine Berechtigung hat. Gelebte Ehelosigkeit ist eine besondere Lebensform, die alles andere als defizitär ist: Es ist ein Leben auf Gott hin; kein weltfremdes Leben, sondern ein Leben mitten in der Welt und mit den Menschen und deren vielfältigen Lebensentwürfen und -brüchen, (Glaubens-)Fragen und (Seelen-)Nöten; ein Leben, das die Liebe Gottes zeichenhaft leben will – wie die Ehe auch. Die Ehepartner sollen primär voll und ganz füreinander da sein und für die Familie. Der Priester soll single & available für Gott und auf Jesus Christus ausgerichtet sein; ebenso soll er die Menschen, die ihm als Seelsorger anvertraut sind, im Blick haben, sie zu Christus führen und in die Christusbeziehung einführen. Als verheirateter Priester mit Frau und Kindern könnte ich niemals so viel Zeit ungeteilt für Gott, für die Pflege meiner Christusbeziehung und für „meine“ Pfarreien aufwenden. Es geht bei Ehe und Priestersein ums voll und ganz und eben nicht um ein bisschen, nicht um so lala.
Der Zölibat ist eine Lebensform, zu der ich mich durchringen musste. Ich habe zunächst nur Theologie studiert, war nicht von Anfang an im Priesterseminar. Ich wollte prüfen, ob eine derartige Entscheidung für mich wirklich lebbar ist, ob mir mein Glaube dazu Kraft gibt – nicht nur ein Jahr, oder zwei, sondern – so Gott will – ein Leben lang. Bei einer Ehe wäre das nicht anders gewesen: Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Die Ehelosigkeit des Zölibats ist für mich meist erfüllend und füllt mich auch ganz aus. Wäre ich verheiratet, würde bei der Fülle von Aufgaben in drei Pfarreien entweder die Familie darunter leiden oder die Pfarreien; in der evangelischen Kirche „funktionieren“ verheiratete Pfarrer(innen) „nur“, weil sie für weni-ger Gläubige zuständig sind und so Zeit für Familie bleibt – aber: Mangel an Priester(inne)n und Fachpersonal auch dort, obwohl doch sowohl Ehe als auch Zölibat „freiwillig“ und sogar Lebenspartnerschaften möglich sind.
Ob eine Lockerung des Zölibats (neben anderen möglichen/nötigen Reformen) in der katholischen Kirche die Wende beim Priestermangel bringt, wage ich zu bezweifeln – vielleicht würde es mehr an Glaubwürdigkeit und Gerechtigkeit bringen; aber dass die Lockerung des Zölibats die Glaubenskrise in Deutschland und Europa stoppen oder gar umdrehen kann, glaube ich nicht. Kann man Gott besser dienen, wenn man nicht verheiratet ist? Ich gebe darauf eine sehr persönliche Antwort: Besser nicht – aber anders! Als Single diene ich Gott nicht besser, sondern anders und stehe auch nicht besser vor ihm da. Auf das available kommt es an: Dass ich für Gott verfügbar bin, dass ich Zeit für ihn habe und nicht von etwas anderem besessen bin. Wir Deutsche sind – so die Studie zu Online-Nutzung aus der letzten Woche2 – durchschnittlich 71 Stunden (!) wöchentlich online. Fragen Sie sich selbst und seien Sie ehrlich: Wieviel Stunden in der Woche bzw. am Tag bin ich online für Gott und bereit meine Beziehung mit ihm zu pflegen? Da liegt das eigentliche Problem und nicht am Zölibat: Single oder Nicht-Single ist nicht die entscheidende Frage, sondern: Bin ich available, verfügbar für Gott und die Menschen und offen für den Glauben. AMEN.

1 Vgl. hierzu u.a. die „Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie“ (https://forum-studie. de/wp-content/uploads/2024/01/Abschlussbericht_ForuM.pdf); aufgerufen: 27.01.2024.

2 Vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/digitales/online-internet-studie-71-stunden-woche-100.html (aufgerufen am 27.01.2024).

11/26/23

PREDIGT CHRISTKÖNIG (A)

Ez 34,11-12.15-17 + Mt 25,31-46

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Mittendrin in der Krise – da ist der Lesungstext aus dem Buch Ezechiel (Ez 34,11-12.15-17) erschreckend aktuell: Das politische und religiöse Versagen der Mächtigen in Kirche und Staat, schwindendes Vertrauen, mangelhafte Führungsstärke. Verantwortungsloses Verhalten der Verantwortlichen zum Leidwesen des Volkes und der Gläubigen – Ezechiel hat die Zerstörung es Landes, die Vertreibung und das Leben im Exil im Blick – und wir?
Viele Bürger sind politikverdrossen; viele Christen gehen zur Kirche auf Distanz oder treten aus – scheinbare Alternativen haben hohen Zulauf.
Mittendrin in der Krise – mitten in gefährlichen Konfliktentwicklungen und problematischen Funktionsstörungen – feiern wir das Christkönigsfest als Zeichen der Hoffnung gegen alle Hoffnungslosigkeit und gegen alle Gleichgültigkeit und Resignation. Der Prophet Ezechiel hält den Mächtigen seiner und unserer Zeit den Spiegel vor: Ein König, der aus der Krise führt; ein König, der nicht von oben herab über die Köpfe hinwegregiert, der nicht unterdrückt, sondern nahbar und da ist – mittendrin in der Krise. Eine Führungspersönlichkeit, die sich nicht wegduckt, sondern sich mit Einsatz und Hingabe sorgt – Gott, der vormacht wie das gehen kann: Macht zum Guten nutzen und sie nicht missbrauchen; Verantwortung wahrnehmen und sich nicht aus der Verantwortung stehlen; sich selbst kümmern und die Anliegen und Rechte der ausgeschlossenen und benachteiligten Menschen zur „Chefsache“ machen – fürsorglich und gerecht, seelsorglich und engagiert. Leitung als Beziehungsgeschehen ist damit ein Einsatz für und nicht ein Regieren über: Zusammenführen und „Verlorenen“ nachgehen, sie zurückholen und zu integrieren versuchen; Verletzungen sehen, Wunden verbinden und zu heilen versuchen; die Sorgen und Nöte des/der Einzelnen kennen und jedem/jeder zugestehen und geben was für ihn/sie individuell Notwendig ist und was er/sie zum Leben braucht – so und nicht anders wird Verantwortung gut wahrgenommen – so und nicht anders können Staats- und Kirchenkrisen, Lebens- und Glaubenskrisen überwunden werden.
Das Christkönigsfest fordert eine Entscheidung von uns, von den Verantwortlichen – es fordert eine Entscheidung von mir, der ich für mein Leben und das Zusammenleben mit anderen Menschen verantwortlich bin. Am Schluss seiner letzten großen Rede und unmittelbar vor der Passion sagt uns Jesus quasi als Quintessenz seiner Botschaft vom Reich Gottes, worauf es ankommt (vgl. Mt 25,31-46), nicht erst wenn er kommt, sondern worauf es ankommt jetzt und hier und heute: Nächstenliebe ist nicht verhandelbar, sie ist nicht optional, sondern sie muss getan werden. Es steht in meiner Verantwortung, durch mein Tun Not zu lindern und eben nicht. Jesus ist da ganz entschieden und klar: Nichts Böses tun, reicht nicht für das Himmelreich, wenn ich das Gute nicht tue, obwohl es mir möglich gewesen wäre. Beim Gericht am Ende der Zeiten gibt es keine Entschuldigung und kein Entrinnen beim Urteil über das, was ich nicht getan habe. Deshalb bekennen wir ja beim Schuldbekenntnis auch, „dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.“ Aus Liebe soll ich handeln, darauf kommt es an: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt“ (Gotteslob Bamberg 862).
Jesus knüpft die tätige Nächstenliebe an keinerlei Bedingungen. Die Liebe in der Nachfolge Jesu Christi gilt jedem/jeder, auch dem/der, den/die ich nicht leiden kann, „dem Geringsten“ (Mt 25,40.45) – unabhängig auch von Nationalität, Religion, Geschlecht oder Lebensführung. Letztlich entscheiden die „kleinen Dinge“, die ich für andere tue und anderen schenke: ein Bissen Brot, ein Schluck Wasser, ein geteilter Mantel, ein Krankenbesuch, ein gutes, aufbauendes Wort, ein liebevoller Blick, … – hier gilt es nicht kleinlich zu sein, sondern großzügig! In diesem Tun an „den Geringsten“ ereignet sich die Begegnung mit Jesus Christus – ER ist es, mit dem ich wie der hl. Martin den Mantel teile oder wie die hl. Elisabet das Brot.
Das Christkönigsfest setzt Zeichen: Es setzt – gerade in Zeiten der Krise – nicht auf die „Liebe zur Macht“, sondern auf die „Macht der Liebe“, die allen gilt. Christus ist diese Menschgewordene Liebe Gottes; ER verlässt als König seinen „hohen Thron“ im Einsatz für die Menschen, im Einsatz seines Lebens. Das Christkönigsfest ist eine Einladung, mitten in der Krise den Königsweg Jesu Christi zu wählen, den Weg hin zu den Menschen, zu den Armen und Bedürftigen unserer Tage, und zu handeln wie ER. AMEN.