04/21/25

PREDIGT OSTERN 2025

Gen 1,1-2,2a; Ex 14,15-15,1; Bar 3,9-15.32-4,4; Röm 6,3-11; Lk 24,1-12

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Höllenangst – sie wurde über Jahrhunderte gepredigt und geschürt. Die Menschen hatten Angst vor dem, was nach dem Leben kommt. Die fehlende Zukunftssicherheit, Naturkatastrophen, Seuchen und Krankheiten taten im Mittelalter ein Übriges dazu. Der Thriller INFERNO von Dan Brown transferiert diese Angst ins Heute – wie wenn er eine Vorahnung auf die Corona-Pandemie gehabt hätte. Gott sei Dank ist diese Zeit der Angst und Angstmache vorbei. Doch die Frage nach „der Hölle“ bleibt: Ich hatte in den vorösterlichen Wochen mehrfach Anfragen zu dieser Thematik.
Die Frage nach der Hölle lässt Menschen nicht locker: Dante führte im Ersten Teil seiner Göttlichen Komödie die Menschen in die Hölle. Er beschreibt die Hölle so: „Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.“ Die Hölle als hoffnungsloser Ort, ein Ort der Qual, ohne Möglichkeit jemals herauszukommen. Welch ein Höllenangst, damals und teilweise auch heute!
Die Welt ist sicher nicht als „Hölle“ gedacht. Als Christen glauben wir, dass Gott die Welt und ihre Lebensräume „gut“ geschafften hat (vgl. Gen 1,1-2,2a) und dass er auch hinter aller Evolution der verschiedenen Lebewesen und Pflanzen steckt. In unserer menschlichen Verantwortung liegt es, ob daraus eine „Hölle“ wird, ob Krieg herrscht, oder Frieden – ob man Ängste schürt, oder sucht, was dem Frieden und dem Zusammenhalt dient.
Die Bibel erzählt von Gott als Retter aus so mancher „Hölle“. Der Exodus, die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten (vgl. Ex 14,15-15,1), ist bei jedem jüdischen Pessachfest die grundlegende Gotteserfahrung und darf auch in der Osternacht nicht weggelassen werden. Diese Befreiungsgeschichte stiftet Hoffnung, dass sich menschlich-existentielle und erlebte „Höllen“ überwinden lassen – auch mit Gottes Hilfe! Viele Menschen fragen sich heute: Warum greift Gott nicht ein in den Problemen unserer Tage? Wo ist Gott? Er ist an der Seite der Schwachen und Leidenden, der Opfer von Krieg und Gewalt. Jesus hat diese Position Zeit seines Lebens eingenommen, sogar auf seinem eigenen Kreuzweg, wo er trotz des eigenen Leids mit den Frauen mitgelitten oder dem Schächer am Kreuz Hoffnung zugesprochen hat – Compassion, Mitleid und Hoffnung, statt Todesqual oder Höllenangst. Nur die Lukaspassion, die wir am Palmsonntag gehört haben, überliefert diese Worte Jesu: Gott ist da, auch im Leid – ja, vielleicht dort ganz besonders.
Gott begleitet auf dem Weg des Lebens und in den verschiedenen Lebenssituationen: Er gibt Orientierung und Wegweisung. Die Lesung aus dem Buch Baruch beschreibt Menschen, die davon abgewichen sind und die „den Toten gleich […] in die Unterwelt hinabsteigen“ (Bar 3,11). Das Alte Testament nennt diesen Ort „Scheol“, das Reich des Todes, des endlosen Schweigens und der Untätigkeit, ein Zustand der Finsternis und Einsamkeit. Manche Menschen kennen dieses höllische Gefühl, ohne Lebens-Perspektive zu sein.
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden!“ (Lk 24,5-6), sagen die Lichtgestalten den Frauen am leeren Grab. Jesus Christus ist nicht hier – die Ikonen der Ostkirche zeigen die Auferstehung und den Auferstandenen so: Der auferstandene Christus steigt hin-ab in das Reich des Todes, wie wir auch im CREDO bekennen: Christus geht an den lebensfeindlichsten, düstersten und hoffnungslosesten Ort – ER bringt dorthin Licht und Leben. Auf Ikonen greift der Auferstandene, eingehüllt in Licht, die Toten am erstorbenen Puls und zieht sie ins österliche Leben. Da-mit sind die „Hölle“ der Einsamkeit und Beziehungslosigkeit sowie der Tod selbst überwunden: „Die Hölle knirscht im tiefsten Grund“ (GL Bamberger Anhang 793/1) – denn mitten im Tod ist Leben, ist Liebe, ist Hoffnung, ist Ostern.
Das versetzt uns vielleicht wie die Frauen am Grab zunächst in „Angst und Schrecken“ (vgl. Lk 24,5), weil alles anders ist, als gedacht und nichts mehr totsicher ist: Ja, als Getaufte sind wir „mit Christus gestorben“, aber: Unsere Hoffnung, lebt! Und wir leben mit dem Auferstandenen als österliche Menschen – und wir werden mit IHM leben (vgl. Röm 6,8). AMEN. HALLELUJA!

04/21/25

PREDIGT KARFREITAG 2025

Jes 52,13-53,12 + Hebr 4,14-16; 5,7-9 + Joh 18,1-19,42

Ein Mann mit einer schwarzen Haartolle, mit einem weißen eng anliegenden Anzug, der mit Strass-Steinen besetzt ist – das weit geöffnete Hemd gibt den Blick auf das Brusthaar frei… – Wissen Sie, wer das ist? Manche haben ihn auf den ersten Blick nicht erkannt: Markus Söder als Elvis the King of Rock and Roll bei der diesjährigen Prunksitzung Fastnacht in Franken.
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Kinder und Jugendliche!
Am Höhepunkt des Faschings verkleiden sich viele Menschen: Jung und Alt schlüpfen in Kostüme, werden zu Clowns oder Prinzessinnen, verbergen ihr wahres Gesicht hinter eine Maske oder geben sich durch eine dicke Schicht Schminke ein neues Äußeres. Mit dem Beginn der österlichen Bußzeit am Aschermittwoch ist dieses närrische Versteckspiel nur scheinbar vorbei: Wir tragen auch im Alltag Masken: Ist mein Lächeln echt, oder nur aufgesetzt, um etwas zu erreichen? Habe ich in der Schule nicht schon mal gespickt und dem Lehrer gegenüber die Unschuldsmine aufgesetzt? Habe ich eine Sache vertuscht, um Schaden abzuwenden und mit heiler Haut davonzukommen? Menschen machen den Mitmenschen etwas vor: aus Hochglanzmagazinen und Illustrierten lächeln uns Stars entgegen – doch wie es hinter dieser Strahlemann-Fassade wirklich aussieht, bleibt im Dunkeln – mehr Schein als Sein. Immer wieder ist auch in der Politik und bei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens von Unwahrheiten, von Lüge oder von Fake News die Rede. Was ist heute noch glaubhaft, wahr und echt? Welcher Nachricht kann ich trauen? Wem kann ich vertrauen?
Was ist Wahrheit? – um diese Frage dreht sich die Leidensgeschichte Jesu: Was ist Wahrheit? In drei Verhören durch die politischen und religiösen Autoritäten der Stadt Jerusalem und der Provinz Judäa soll die wahre Identität Jesu und der Zweck seiner Lehre geklärt werden. Sag die Wahrheit: „Bist du der König der Juden?“, fragt ihn Pilatus. Jesus verstellt sich nicht: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. […] Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18,36-37). Jesus bleibt auch vor Gericht bei der Wahrheit, auch wenn sie jetzt für ihn den sicheren Tod bedeutet. Er sagt: „Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen“ (Joh 18,20).
Was ist Wahrheit? Diese Frage stellt sich auch für Petrus. Dreimal wird er nach seiner Identität gefragt: „Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen?“ (Joh 18,17). Dreimal verstellt sich Petrus, weicht den Fragen aus und drückt sich um die Wahrheit herum. Er gibt vor, ein anderer zu sein: Dreimal leugnet Petrus, Jünger in der Nachfolge Jesu zu sein, um seine eigene Haut zu retten. Seine Schutzmaske fällt und zerbricht beim Hahnenschrei – bittere Tränen enthüllen die ungeschminkte Wahrheit.
Was ist Wahrheit? Diese Frage erhält am Karfreitag eine Antwort im Blick auf das Kreuz. Bei der Kreuzverehrung wird ein Kreuz in die Kirche getragen – verhüllt mit einem Tuch. Keine Verschleierung, kein Verstecken, kein Fake, sondern Enthüllung der absoluten Wahrheit: In drei Stufen wird das Kreuz enthüllt. Immer mehr wird vom Gekreuzigten sichtbar, der von sich gesagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Jesus ist die menschgewordene Wahrheit und reale Wirklichkeit Got-tes (vgl. Joh 1,14.17). Dreimal wird das Kreuz immer höher gehoben, bis die letzte Hülle fällt. Immer deutlicher wird sichtbar, wer Jesus, der Christus, in Wahrheit ist: Er, der Gekreuzigte, ist wahrer Gott und wahrer Mensch.
Durch die Kreuzverehrung bezeuge ich diese gekreuzigte, gottmenschliche Wahrheit. Ich beuge mein Knie vor IHM, der für mich in meinem Versagen reinigende Wahrheit und Heil bringende Wirklichkeit Gottes ist. Zu Jesus Christus kann ich kommen trotz meiner Schuld und der Masken, die ich trage – er kennt mich durch und durch. Vor IHM darf ich mein wahres Gesicht zeigen und die störenden Schutzmasken ablegen. Bei Jesus Christus erlebe ich wahres Leben und echte Begegnung – ungeschminkt. Mit dem Ablegen meiner Masken bin ich frei1, aber auch verwundbar und verletzlich. Durch seine Wunden, durch sein Kreuz und Leiden, macht der Gekreuzigte mir Mut, ohne Masken zu leben und in Wahrheit zu mir zu stehen. Trotz meiner Fehler und Schwächen, trotz meiner Verletzbarkeit und den Wunden, die mir zugefügt wurden/werden, kann ich in Wahrheit leben. Heute blicke ich auf zu IHM, auf die gekreuzigte Wahrheit, und auf das, was ER mir durch das Kreuz sagen will: Die Wahrheit aushalten und damit leben – auch im Tod. Die Wahrheit aushalten – und dadurch leben auch im Tod. AMEN.

1 Vgl. Joh 8,32: Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.

01/7/25

KIRCHENVERWALTUNGSWAHL 2025

Die Kirchenverwaltung für die Amtszeit von 2025 bis 2030 setzt sich zusammen aus (von links)
Pfr. Dieter G. Jung, Herwig Stalf, Wolfgang Nittke, Markus Hornig und Karin Vogel.

Das Gremium wählte Markus Hornig zum Kirchenpfleger, Karin Vogel zur Schriftführerin.