PREDIGT 21. SO IM JK (C)

Jes 66,18-21 + Lk 13,22-30

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Täglich ein Sudoku oder ein Kreuzworträtsel, um den Geist zu trainieren; body workout, damit der Körper in Form kommt und in Topform bleibt; gesunde Ernährung und ein Fitnessprogramm, damit man(n) und frau auch im Alter noch jung aussehen – für unseren Körper und unseren Geist tun wir viel, um sie vital, gesund und fit zu halten. Wir nehmen Einiges an Zeit und Anstrengung auf uns, damit wir geistig rege sind und körperlich leistungsfähig bleiben. In Glaubensdingen sieht es oft anders aus: da wollen wir keine Mühe haben und nicht viel Zeit für Gottesdienst und Gebet aufwenden; andere haben gar keine Lust: null Bock auf Religion und Glaube. Wellness und Ausspannen, nur keine Anstrengung, denn: „Wir kommen al-le, alle, alle in den Himmel“, wie ein alter Faschingsschlager es besingt.
„Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel“ – Wirklichkeit, oder billiger Faschingsscherz? „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ (Lk 13,23). Im heutigen Evangelium (Lk 13,22-30) wird nicht gesagt, wer diese Frage stellt. Vielleicht eine Person, die sich selbst zu diesen wenigen zählt – oder eine, die Angst hat nicht dazuzugehören. Es ist eine Frage, die sich immer wieder stellt: den ersten Christen und mir selbst. Auch der Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant, stellt am Beginn der Neuzeit diese Frage: „Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich tun?“
Jesus nennt keine Zahl – seine Antwort ist eine andere: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele […] werden versuchen hineinzukommen […]. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht […].“ (Lk 13,24f). Das klingt hart, so gar nicht nach Jesus wie wir ihn sonst kennen: eine geschlossene Tür. Ich wünsche mir lieber eine sich öffnende Tür, offen für alle: Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel – doch ist die Tür irgendwann zu und bleibt zu. Das soll jetzt die Frohe Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes sein?
Stellen wir uns nochmal den Fragen:
Was kann ich wissen? – Die Tür ist eng und es gibt ein zu spät.
Was darf ich hoffen? – Es gibt diese Tür und ich kann hindurch gelangen.
Was soll ich tun? – Das ist die entscheidende Frage für das anbrechende Reich Gottes. Die beiden kurzen Bildworte, die dem heutigen Evangelium vorausgehen (vgl. Lk 13,18-21), sprechen davon: vom Sauerteig, der das gan-ze Mehl im Backtrog durchsäuert, und vom kleinen Senfkorn, das zum großen Baum wächst. Bilder, das vieles beim anbrechenden Reich Gottes, beim „Himmel auf Erden“ wie von selbst und ohne mein Zutun geht.
Was soll ich da tun? Es kommt auf mich an, darauf, dass ich das Senfkorn ausstreue, damit es wachsen kann, und darauf, dass ich den Sauerteig unters Mehl mische. Die Botschaft Jesu rüttelt mich meiner Selbstsicherheit auf. Die Worte Jesu von der engen Tür sind keine Drohbotschaft, sondern eine wachrüttelnde Einladung an mich zum entschiedenen Handeln, damit Gottes Reich unter uns anbricht. Dazu muss ich nichts Großes vollbringen. Gottes Reich fängt klein an – aber ohne mein Zutun passiert nichts.
Jesus macht das nochmals deutlich: Nur mit mir essen und trinken und das Wort Gottes hören – zum einen Ohr rein, zum andern raus – genügt nicht (vgl. Lk 13,26f). Feste feiern, ist wichtig, sie schaffen Begegnungsmöglichkeiten und stiften Gemeinschaft. Jesus aber geht es um mehr, um gelebten Glauben, darum, dass ich das Wort Gottes in die Tat umsetze, dass ich mich nach Möglichkeiten einbringe und meinen Teil zum Anbruch des Reiches Gottes beitrage. Jede(r) ist dazu eingeladen, auch diejenigen, die das nie erwartet hätten, und diejenigen, von denen man das nie erwartet hätte: Sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen (Lk 13,29). Die Plätze im Reich Gottes werden mit Menschen verschiedenster Nationen aus allen Himmelsrichtungen gefüllt, die sich auf den Weg zu Gott machen. Keine(r) ist von vorne herein ausgeschlossen. Das heißt doch, dass es sich lohnt, dass ich mich aufmache und meine Kräfte – und mögen sie noch so klein und unscheinbar sein – für das Reich Gottes einsetze. „Bemüht euch mit allen Kräften!“ (Lk 13,24), ruft Jesus uns zu. Durch mein Tun und meinen Engagement kann ich mir den „Himmel“ nicht verdienen, aber ich kann Menschen in Not, „ein Stück vom Himmel“ schenken, ein Stück vom anbrechenden Reich Gottes, z.B. durch meine finanzielle Unterstützung, durch einen Krankenbesuch, durch ein aufbauendes Gespräch, durch eine helfende Tat. Wer dann am Ende im Reich Gottes einen Platz hat, dürfen wir getrost Gott überlassen. „Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den scheinbar Ersten die Letzten“ (vgl. Lk 13,30). AMEN.