PREDIGT 12. SO IM JK (C)

Sach 12,10-11;13,1 + Lk 9,18-24

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
So sehn Sieger aus, schalalala; so sehn Sieger aus, schalalala – ein Fußballhit, der gerne beim Gewinn eines packenden Spiels oder nach einem erfolgreichen Tournier eingespielt und von Fans mitgegrölt wird. Hauptsache gewonnen, egal wie – einzig das Ergebnis zählt: So sehn Sieger aus…
Wir grölen nicht, sondern bekennen uns zu Jesus Christus. ER ist auf den ersten Blick alles andere als ein Siegertyp: ER ist gescheitert, wurde aufs Kreuz gelegt, auf seine Worte und Taten festgenagelt, durchbohrt. Trotzdem schauen wir „auf ihn, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Wir denken bei diesen Worten aus dem Buch Sacharia sofort an Jesus Christus, den Gekreuzigten und von der Lanze Durchbohrten, da der Evangelist Johannes diese Worte Sacharjas übernimmt (vgl. Joh 19,37) und sie mit dem Kreuzestod Jesu verknüpft. Jesu Schicksal verknüpft sich mit dem vieler Menschen heute: Jesus Christus leidet mit den Opfern von Unterdrückung, Krieg, Terror und Gewalt; ER leidet mit den Gefolterten und Geflüchteten; ER leidet mit den Einsamen und Verlassenen, mit den Hilflosen und Ohnmächtigen unserer Tage.
Sehn so Sieger aus? Nein, sicher nicht! Uns ist ehr zum Heulen zumute – keine Freudentränen, sondern Tränen des Mitleids und der Trauer, auch Tränen der Wut und der Klage, wie Sacharja sie im Lesungstext beschreibt (vgl. Sach 12,10-11). Mitten in dieser Trauer, mitten in dieser Zeit der Krise entspringt „eine Quelle“ (Sach 13,1) – Sacharja zeichnet ein Hoffnungsbild: „Eine Quelle“, die Neues ermöglicht. Diese „Quelle“ wurde – wie auch der Durchbohrte – in der Kirchengeschichte auf Jesus Christus hin gedeutet:
Aus seinem geöffneten Herzen „quellen“ die Sakramente hervor; der durchbohrte Leib und sein für uns vergossenes Blut weisen hin auf die Eucharistie, auf den Leib und das Blut Christi und damit auf das Hochfest Fronleichnam, das wir vor wenigen Tagen gefeiert haben bzw. heute (nach)feiern. Wir feiern keine „Leiche“, sondern den „lebendigen Leib des Herrn“. Leid, Kreuz und Grab sind nicht das Ende, sondern erst der Anfang, quasi der Auftakt der Auferstehung, die Jesus im Evangelium ankündigt (vgl. Lk 9,22).
So sehn Sieger aus: Jesus Christus überwindet Leid, Kreuz und Grab. ER ist der auferstandene Gekreuzigte. Als Christen bekennen wir uns zu IHM und SEINER Auferstehung. In Christus sind wir erlöst von unserem Leid und mit IHM und durch IHN sind wir alle Sieger. Trotzdem sind wir alle, ist jede(r) von uns angefragt: Wer ist Jesus Christus? Wer ist ER für mich?
Eine bohrende Frage, die mich angeht. Ich kann mich nicht hinter den Antworten von Petrus, von Theologen, von Priestern oder Ordensschwestern verstecken – ich muss meine eigene Antwort im Leben und Glauben suchen, finden und geben: Wer ist Jesus Christus? Wer ist ER für mich?
Wer Jesus Christus ist, erschließt sich erst durch Tod und Auferstehung. Erst im Leiden für und mit den Armen erfüllt sich der Auftrag Jesu (vgl. Lk 4,18-19). Nachfolge Jesu Christi heißt daher nicht primär: Hinter der Monstranz herlaufen – und alles wird gut. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Anbetung, die Verbindung mit Jesus Christus, ist wichtig (vgl. Lk 9,18) und eine lebendige Christusbeziehung auch. Nachfolge Jesu Christi heißt vielmehr: Das eigene Kreuz annehmen, gemeinsam mit Jesus und anderen Menschen Kreuzwege gehen, ihnen das Kreuz tragen helfen und erträglicher machen (vgl. Lk 9,23-24) – so sehen Sieger aus! Jesus Christus, ist dieser „Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Gehen wir mit IHM; folgen wir IHM nach auch auf den Kreuzwegen des Lebens; und lassen wir uns für diesen Weg stärken durch das Brot des Lebens, das Jesus Christus selber ist. AMEN.