
1 Kor 11,23-26 + Lk 9,11b-17
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Getragen sein: Wie und wann bin ich getragen? Für mich als Priester ist es immer wieder ein anrührendes Bild, wenn ich eine Mama oder einen Papa sehe, wie sie zärtlich und behutsam ihr kleines Neugeborenes in ihren großen Händen halten – oder wenn das etwas ältere Kind sich schutzsuchend an die erwachsene Schulter lehnt und sich tragen lässt – oder wenn es (noch etwas älter) auf den Schultern der Eltern getragen wird. Manchmal sage ich dann zu den Eltern mit einem Lächeln: „Wie schön ist es, geliebt, geborgen und getragen zu sein!“ Tragen: Wer trägt wen? In jeder Eucharistiefeier wird Jesus Christus im eucharistischen Brot hochgehalten und als geteiltes Brot verteilt – es reicht für alle, wie bei der Speisung der 5.000 Männer, der vielen Frauen und Kinder (vgl. Lk 9,11b-17): Je-sus Christus wird zum Segen, ER teilt das Brot und lässt es austeilen – ge-teiltes Leben. Heute, am Fronleichnamstag, wird die Monstranz, ein Schaugefäß mit einem kleinen Stück eucharistischen Brotes, durch die Straßen ge-tragen: In diesem kleinen Stück Brot ist Jesus Christus gegenwärtig, ist da – für dich, für mich, für uns, für alle. Beim Tragen der Monstranz fühle ich mich von Jesus Christus getragen bei IHM geborgen, von IHM geliebt: Ich schaue IHN an und ER schaut mich an – ER schaut uns an, unser aller Leben. Unsere Fronleichnamsprozession zieht durch die Straßen, vorbei an Häusern, Türen und Fenstern – sie stehen exemplarisch für alle Häuser, Türen und Fenster unserer Stadt. In diesen Häusern und hinter diesen Türen und Fenstern leben Menschen, die viel zu tragen, ja oft viel zu ertragen haben: Krankheit, Trauer, Leid, aber auch Freude. In den Häusern wird Sorge getragen für das tägliche Brot – Essen in Gemeinschaft, in Schichtarbeit, als Single, als Alleinerziehende, als Witwe. Familien tragen Verantwortung für ihre Kinder. Menschen tragen die Last mit einsamen, kranken und alten Angehörigen, die in den Familien, durch Pflegedienste oder in Heimen versorgt und gepflegt werden. Ihnen allen begegnet Jesus Christus heute: Jesus Christus ist ihnen nah. ER will bei ihnen sein, will sie tragen, trösten, stützen und segnen. Auftrag: Was trägt und bringt weiter? Jesus Christus interessiert sich für unser Leben, für deins und auch meins; ER trägt und erträgt, ja teilt dieses Leben mit uns Menschen: ER ist – wie versprochen – bei uns an allen Tagen (vgl. Mt 28,20). Das glauben wir, wenn wir an Fronleichnam die Monstranz mit dem kleinen Stück eucharistischen Brotes durch unsere Lebenswelt und -wirklichkeit tragen: Jesus Christus ist bei uns. Ich fühle mich von Jesus Christus getragen und zugleich beauftragt. Das ist SEIN Auftrag für mich, für uns: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 9,13). Helft mit, dass wir wie Jesus auf Gottes Segen vertrauen, miteinander das Notwendige teilen und Menschen mit dem sättigen, was sie wirklich zum Leben brauchen: Geborgenheit und Liebe, Trost und Hilfe, Zusammenhalt und Frieden! Einander (er)tragen – und getragen sein von Jesus Christus. AMEN.