PREDIGT 4. FASTENSONNTAG (A)

Eph 5,8-14 + Joh 9,1.6-9.13-17.34-38 (Kurzfassung)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Der Mensch nimmt seine Umwelt zum großen Teil sehend wahr: Ohne Licht sehen wir schwarz; ohne Licht kein Schatten, kein „räumliches Sehen“ – der Schatten und die Farbschattierungen, die sich durch Brechen der Lichtstrahlen an einem Gegenstand ergeben,und die man sehen kann – lassen Licht sichtbar werden; auch Entfernungen werden abschätzbar.
Die Lesung aus dem Brief an die Epheser nimmt diese Licht-Finsternis-Metaphorik auf (vgl. Eph 5,8-14): die frühere Übersetzung lautete: „Eins wart ihr in der Finsternis“ – jetzt heißt es: „Einst wart ihr Finsternis“ (Eph 5,8), ihr habt nicht nur „Schwarz gesehen“, sondern in ward selbst dieses „schwarze Loch“ ohne jegliche Hoffnung. Jesus Christus hat Licht in das Leben der damaligen Menschen gebracht. Er hat nicht die Zeiten geändert, sondern den Blick auf die Umstände, um die „Zeichen der Zeit“ zu sehen. „Lebt als Kinder des Lichtes“ (Eph 5,8) ermutigt Paulus die Gemeinde damals und uns heute und auch die vielen „Schwarzseher“. Bringt die Schattenseiten des Lebens ans Licht, macht darauf aufmerksam und versucht zu ändern, was zu ändern ist – Jesus „Christus wird dein Licht sein“ (Eph 5,14).
Oft sind wir blind, obwohl wir sehen können. Das ist die Blindheit meines Lebens: Ich sehe oft nur oberflächlich auf Dinge und Ereignisse; oft sehe ich auch nur das, was ich sehen will; oft habe ich eine verengte Sicht – dann sehe ich kein Licht, am Ende des Tunnels, weil ich dem Leben nicht mehr trauen kann, weil ich keine Hoffnung mehr in mir spüre, weil ich keinen Glauben an das Licht mehr habe. Dann sitze ich oft „im Dunkeln“, weil mein Herz von Dunkelheit umgeben ist, weil es in mir stockdunkel ist.
Wie dem blinden Menschen im heutigen Evangelium, will Jesus auch mich von der Blindheit meines Lebens heilen, will mein Leben hell machen, dass ich mich, die Lebensumstände und die Welt annehmen kann und die Farben wahrnehme – Lebensfarben. Nicht verklärt oder verfälscht durch eine rosarote Brille, dass schon alles gut ist oder irgendwie gut werden wird – sondern hoffnungsvoll und ermutigend, dass ich dieses Licht wahrnehmen und für wahr nehmen, ja annehmen kann, dass ich (wie der jetzt Sehende im Evangelium) an Jesus Christus glauben kann (vgl. Joh 9,36-38), der Licht und Farbe in mein trübes Leben bringen will.
Offen sein für die „Zeichen der Zeit“ – sehen, worauf es für uns als Christinnen und Christen ankommt: auf den Glauben an Jesus Christus – ein gemeinsamer Weg, auf dem mich viele Menschen begleitet haben: Eltern, Freunde, Gemeindemitglieder, Vorbilder… jede und jeder kennt Menschen, die einen auf die Spur des Glaubens gebraucht haben, wo Jesus Christus als Licht durch sie hindurch Kraft und Orientierung gegeben hat.
Offen sein für die „Zeichen der Zeit“ – sehen, worauf es für uns als Menschen, ja als Menschheit ankommt: die Lebensgrundlage zu bewahren auch für nachfolgende Generationen, damit auch sie die Chance haben zu leben, zu sehen und zu staunen – und in diesem Staunen und Schauen auch Gottes Schöpfung und Gottes Spur im Leben entdecken können.
Diese Sehnsucht nach der „heilen Welt“ soll keine Utopie bleiben, sondern Wirklichkeit werden. Das kann sie, wenn wir nicht „schwarz sehen“, sondern Farbe bekennen: Das Gesicht der Erde erneuern und das Klima retten, damit Leben auf der Erde möglich ist und bleibt. Das wird einiges kosten – sicher auch mehr, als wenn wir schon vor Jahrzehnten damit angefangen hätten – wenn wir aber nichts tun, kostet es uns und der ganzen Menschheit das Leben. Die Erde wird bleiben, aber ob der Mensch auf Dauer auf ihr leben, ja überleben kann, ist fraglich – wir haben es in der Hand. Unsere Erde ist nicht der „Spielball“ der Menschen oder verschiedener Interessen, sondern erhaltenswerter Lebensraum für alle Menschen – nicht nur für die, in meinem nahen Umfeld, sondern auch für die in der Ferne und sogar für die, die ich gar nicht im Blick habe – eine Weitung meines Blicks über den eigenen Tellerrand hinaus.
Heil und Heilung für die großen Verletzungen der Erde und die vielen kleinen Wunden vor Ort, die nach Heilung schreien – da muss sich jede und jeder an die eigene Nase packen, wo er die Erde und den Schöpfungsauftrag (vgl. Gen 1,28) verletzt hat. Der Künstler des Hungertuches, Emeka Udemba, tapt und verbindet mit vielen bunten „Pflastern“ die Risse, Verwundungen und Verletzungen der Erde. Es ist keine Schönfärberei, es sind keine billigen „Trostpflästerchen“ a la greenwashing oder CO2-Ausgleich, sondern eine große Hoffnungsvision, dass die Welt noch zu retten ist – die bunten Farbakzente sind Leuchtspuren Gottes, wo wir hinsehen und wo wir handeln können und müssen. Packen wir es an! Gemeinsam! Jetzt! AMEN.

PREDIGT 3. FASTENSONNTAG (A)

Ex 17,3-7 + Joh 4,5-42 (Langfassung)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Trockenheit – Ausgedorrt-Sein. Der Durst unserer Erde, des Erdbodens – trotz des Regens und des Niederschlags der letzten Tage ist Wasserknappheit: aufgrund der zu trockenen Sommer und zu niederschlagsarmen Winter ist der Grundwasserspiegel dramatisch gesunken – mancherorts über 2 Meter – flachwuzelnde Pflanzen und Bäume verdorren; ein Phänomen mit dem Teile Afrikas schon seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Die einst gegrabenen Brunnen führen kein Wasser mehr; sie reichen nicht mehr bis in die wasserführenden Schichten. Wir wollten diese Anzeichen des schleichenden Klimawandels auf unserer Welt über Jahrzehnte nicht sehen…
Wasser ist Leben: unser „Blauer Planet“ (vgl. MISEREOR-Fastentuch) besteht zum Großteil aus Wasser: Salzwasser, Süßwasser und Trinkwasser. Doch auch dieses Wasser ist bedroht durch die Vermüllung und Vergiftung der Ozeane; Vielerorts gibt es keinen gesicherten Zugang zu sauberem, trinkbarem Wasser. Trockenheit – Ausgedorrt-Sein: Die Lebensgrundlage vieler Menschen steht auf dem Spiel: Wasser ist Leben – Wasser ist Überleben; da geht es vielen Menschen nicht anders als dem murrenden Volk Israel in der Wüste: Wasser und das (Über-)Leben sind den Menschen wichtiger als die Freiheit, in die Mose sie mit Gottes Hilfe geführt hatte (vgl. Ex 17,3).
Trockenheit – Ausgedorrt-Sein: Wasser ist Leben – Wasser des Lebens. Die Frau, die zum Jakobsbrunnen kommt (vgl. Joh 4,5-42), dürstet nach Leben – nach der Fülle des Lebens, nach der Füllung mit Leben und nach der Erfüllung im Leben. Das ist der Durst der Samariterin – er hat mehrere Ebenen: tagtäglich der weite Weg zum Brunnen um Wasser zu schöpfen – hin und zurück – flüchtige oder zerbrochene Beziehungen, geschieden oder verwitwet sein, immer wieder eine neue Beziehung beginnen (müssen) und (in der damaligen Zeit) vom Mann abhängig sein – sich immer wieder (vor anderen) rechtfertigen müssen – das erschöpft, zermürbt, trocknet aus.
Die Frau kommt in der sechsten Stunde zum Brunnen – in der glühenden Mittagshitze. Keine(r) verlässt zu dieser Zeit das Haus um den beschwerlichen Weg zum Brunnen und zurück zu gehen – Jesus macht eine Mittagsrast, Siesta am Brunnen. Frauen gehen normalerweise in der Kühle des Morgens zum Brunnen – auch um sich zu treffen: der Brunnen als Begegnungsort und zum Austausch von Neuigkeiten. Die Samariterin geht mittags – sie will niemanden treffen und trifft auf Jesus. Für sie wird der Brunnen zu einem besonderen Begegnungsort, zu einem Ort des Lebens.
Die Frau kämpft gegen Dürre und Leere in ihrem Leben an: Sie will Leben. Sie schöpft Wasser gegen die Erschöpfung – und erkennt Gott als Schöpfer des Lebens an. Es ist die Bitte um Wasser – beide bitten, die samaritische Frau und Jesus – ein Dialog, der „Grenzen“ überschreitet: Es galt als unschicklich, wenn ein wildfremder Mann eine Frau ansprach (vgl. Joh 4,27) – es sei denn, er hatte eindeutige Absichten und die waren weit mehr als nur Wasser… Zudem vermieden Juden das Gespräch mit Samaritern. Trotzdem lässt sich die Frau in ihrem Durst nach Leben auf dieses unmögliche Gespräch mit dem Fremden ein, das Frage für Frage rasch in die Tiefe geht:
Der Fremde wird für sie zur sprudelnden Quelle, die Leben und neue Lebendigkeit schenkt, ja sogar ins ewige Leben fließt (vgl. Joh 4,14). Die Frau erahnt in dem Fremden den Messias, den Christus (vgl. Joh 4,25.29).
Ein Dialog der Nationen und Religionen auch über so manche Grenze hinweg, ist möglich: Gott als Schöpfer anzuerkennen, die Schöpfung zu bewahren und Leben auch für nachfolgende Generationen zu ermöglichen, ist Gabe und Aufgabe Gottes an alle Menschen. Darauf verweisen auch die beiden Händepaare auf dem MISEREOR-Fastentuch, die die fragile und labile Erde (er-)halten. Wir haben es in der Hand: Nicht Ölquellen sind entscheidend, sondern die Quelle, die sich allen schenkt und dem Leben dient und nicht der Bereicherung Einzelner – für uns Christen ist Jesus Christus diese Quelle des Lebens und der ist für uns der „Retter der Welt“ (Joh 4,42).
Es braucht Begegnungsorte mit Jesus Christus, weil der Grundwasserspiegel des Glaubens rapide gesunken ist: Glaube und Glaubensinhalte sind bei vielen vertrocknet, ja über Jahre verdorrt. Wir brauchen das Wasser des Lebens, das uns Jesus Christus als Quelle des Lebens schenkt. Jesus Christus ist da: Er wartet selbst in der Mittagshitze auf uns, auf die Begegnung mit uns und dass wir uns auf das Gespräch mit IHM einlassen, wie die Samariterin. Diese Frau schenkt weiter, was sie selbst erfüllt hat. Sie wird zur Schale, die weitergibt, ohne leer zu werden. Sie kämpft an gegen den Durst und die Dürre in ihrem Leben und gegen das Ausgedorrt-Sein ihrer Mitmenschen. Die Frau wird zur Verkünderin (vgl. Joh 4,28-29.39): von der Wasserträgerin zu Apostelin in einer männerdominierten Welt – eine Wandlung und Öffnung durch die Begegnung mit Jesus Christus – auch in unserer katholischen Kirche, an diesem Wochenende (vgl. Entscheidung d. Synodalen Weges). AMEN.

Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor
Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor

PREDIGT 2. FASTENSONNTAG (A)

Gen 12,1-4a + Mt 17,1-9

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Sich auf den Weg machen, beginnt mit dem ersten Schritt, ja, früher noch, mit dem Abwägen, ob es sich lohnt aufzubrechen: Wie ist das Wetter? Habe ich die richtige Ausrüstung und ausreichend Kraft? Lohnt das Ziel die Mühe?
Abram wird von Gott aufgefordert aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-4a). Die Heimat Ur in Chaldäa soll er verlassen; ebenso seine Verwandten und Freunde. Das Ziel, die neue Heimat, ist ein unbekanntes Land; der Weg dorthin ist unklar; ebenso wie lange die Reise dauert. Gott will den Weg dahin zeigen. Ob ich da freiwillig aufgebrochen wäre? Ob ich Gott vertraut hätte?
Das einzige, was Gott mitgibt, ist sein Segen und die Zusage, dass alles gut werden wird. Abram, der im hohen Alter noch keine Kinder hat, soll Stammvater eines großen Volkes werden. Eigentlich unwahrscheinlich, ja unglaublich. Lass Gott nur reden… Kann ich Gott glauben und ihm und seiner Verheißung trauen? Ob ich mit dieser wagen Verheißung aufgebrochen wäre?
Unter der Führung Jesu erklimmen Petrus, Jakobus und Johannes einen „hohen Berg“ (Mt 17,1). Sicher ein anstrengender Weg und kein Spaziergang – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch: Jesus hatte den Jüngern angekündigt, dass er nach Jerusalem gehen und dort leiden, sterben und auferweckt werde – Petrus will das das nicht geschieht (vgl. Mt 16,21-23); Petrus will Jesus nicht verlieren; er will nicht, dass Jesus stirb. Diese düsteren Gedanken gehen mit, als sie mit Jesus auf den Berg gehen – ähnlich wie wir unsere Gedanken nicht abstellen können, wenn wir zum Gottesdienst kommen. „Sechs Tage“ nach dieser Leidensankündigung (Mt 17,1), am siebten Tag (!) – die zurechtgeschnittene Lesung verschweigt dieses wichtige Detail – der Lichtblick: Die Jünger sehen nicht mehr Schwarz, sondern Jesus in einem anderen, in strahlendem Licht: Jesus leuchtet „wie die Sonne“ (Mt 17,2) – eine österliche Zukunftsvision auf die Zeit nach Leiden, Kreuz und Tod. Trotzdem ist da zunächst Furcht, weil durch die Wolke wieder ein Schatten auf die Jünger fällt und auch Ehrfurcht vor Gottes Stimme. Die Jünger werfen sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchten sich sehr (vgl. Mt 17,6).
Was bringen wir mit an „seelischem Gepäck“? Was versetzt uns in Angst uns Schrecken? Der Krieg vor Europas Haustür, der über ein Jahr lang andauert und dessen Ausgang ungewiss ist? Ein drohender Atomkrieg? Immer mehr Geflüchtete, die aufbrechen, um bei uns eine neue Heimat zu finden? Die zerrissene Welt, auf die das MISEREOR-Fastentuch hinweist?
Der Künstler Emeka Udemba, gebürtig aus Nigeria, zeigt diese zerrissene Welt – und auch, dass verschiedene Krisen miteinander verklebt sind: Der Künstler hat aus Zeitungen herausgerissene Schnipsel zu einer Collage verarbeitet und mit Farbe übermalt. Es bleiben Fragen: Wieviel Platz hat die Erde? Wieviel Platz braucht der Mensch? Wo ist Leben lebenswert? Warum gibt es so viele, die ihre Heimat verlassen (müssen)? Was ist ihr Lichtblick?
Der Hintergrund des Fastentuches ist in ROT gehalten – eine gefährliche Atmosphäre für die Erde: Es ist das Blut-Rot der Kriege, das auch auf der Erdkugel zu sehen ist. Es ist das Feuer-Rot von Rodung und Abbrennen des Regenwaldes, der „grünen Lunge“ der Erde. Ein alarmrotes Warnsignal für uns: Es ist nicht fünf, sondern schon zwei vor Zwölf, wenn wir die Erde noch retten wollen… Wo ist der Lichtblick, der Silberstreif am Horizont?
Was tun? Wir könnten ähnlich wie Petrus es wollte, „drei Hütten bauen“ (Mt 17,4), um an den „guten alten Zeiten“ festzuhalten oder eingehaust in den Hütten auf einen Lichtblick „eine gute, helle und freundliche, ja lebenswerte Zukunft“ zu warten. Wir könnten auch wie die Jünger den Kopf angstvoll in den Sand stecken, um das alles nicht sehen zu müssen oder wahrhaben zu wollen; oder den Blick resigniert und kopfschüttelnd zu Boden richten: Da ist nichts mehr zu machen, nichts mehr zu retten.
Hören wir das Wort Gottes an die drei Jünger, denn es gilt auch uns: „Dieser [im Licht Verklärte] ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5). Jesus Christus, der hineinstrahlt in die Sorgen und Nöte unseres Alltags und unserer Welt, ja der „das Licht der Welt“ (Joh 8,12) ist, ER sagt uns heute den entscheidenden Satz: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7).
Nicht hoffnungslos sitzenbleiben und verzagt abwarten, sondern beherzt aufstehen, aufbrechen und furchtlos handeln und mutig glauben – mitten im Alltag, dazu ermutigt Jesus: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7). Handeln im Hier und Jetzt, sich gegen die Klimakrise stemmen, um zu retten, was noch zu retten ist – und glauben im Hier und Jetzt, an Jesus Christus, den leidenden und gekreuzigten Auferstandenen, und an die Auferstehung, die auch uns als gute Zukunft verheißen ist. Auf diesem, unseren Lebens- und Glaubensweg sind wir nicht allein – wir gehen gemeinsam. Wie Abram, der mit Gottes Segen ging und mit Lot, auch wenn die Leseordnung Abrams Begleiter und dessen Familie weggeschnitten hat (vgl. Gen 12,4a). Jesus Christus geht mit den Jüngern und mit uns ins „Tal der Alltagssorgen“; ER ist uns „Weg und Wanderstab durchs Kreuz zum Ostermorgen“ (GL 363/3). „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7): Glaubt und handelt!

Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor
Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor

PREDIGT 7. SONNTAG IM JK (A)

1 Kor 3,16-23 + Mt 5,38-48


Der Feind hört nicht auf Gottes Geist,
sein Tun aus andren Quellen speist,
und die sind böse und gemein,
bereiten and’ren große Pein.
Was sagt denn Jesus da dazu?
Wer dich auch schlägt, den lass in Ruh!
Dem halt die andre Wange hin (Mk 5,39),
dann brichst vielleicht des Feindes Sinn!
Frauen und Kinder haben das erlitten,
auch in der Kirche – unbestritten,
Missbrauch und Schläge sind nicht schön,
das muss sich ändern, bitteschön!
Die Worte Jesu – das ist ihr Gehalt –
sind keine Legitimation für häusliche Gewalt.
Drum ist es gut, es ist nicht schlecht,
wenn Frauen pochen auf ihr Recht,
nicht nur im Orient, im Iran,
wo Frauenrechte sind arm dran.
Wo Religion den Hass diktiert
und Frauen täglich schikaniert,
brutal misshandelt, unterdrückt,
zu Recht man auf die Straße rückt,
Veränderungen fordert ein,
weil jede(r) Gottes Kind tut sein.
Wie sind Jesu Worte dann gemeint,
wenn sie nicht passend, wie es scheint.
Was nützt es mir denn nachzugeben,
außer dass ich fromm bin im Leben?
Auf Genugtuung und Vergeltung soll ich verzichten,
ein Narr müsst ich sein, tät ich mich danach richten –
so denken viele, manchmal auch ich,
aber wenn ich nachdenk‘, merke ich:
Nur wer gelassen ist, der kann es wagen,
überhaupt erst nicht zurückzuschlagen;
nur wer beherrscht und souverän,
wird meistern diesen Streit bequem;
Er spart zudem auch seine Kraft,
der Schmutz perlt ab, ganz meisterhaft;
am anderen da bleibt er haften,
der muss sein‘ eig’nen Schmutz verkraften.
Wer nachgibt, hat ein höher Ziel,
im Sinne Jesu geht’s um viel:
um mehr an Liebe, darum geht es –
ich hoffe, dass auch Ihr versteht es!
Der Maßstab, das ist die Macht der Liebe,
sie wird siegen, wenn ich sie einübe.
Die Liebe zur Macht ist nicht gemeint,
die trennt mehr, als dass sie vereint.
Die Liebe nimmt manch Ohnmacht hin,
verschenkt sich, gibt sich für andere hin (vgl. Mk 5,42),
wie Jesus in dem Kreuzestod,
gelitten hat für unsere Not.
Die Liebe siegt über den Tod sogar,
die Auferstehung macht es offenbar:
Nachgeben bis in den Tod hinein –
kann auch des Lebens Schlüssel sein.
Nachgeben hilft, in hilflosen Stunden:
Mach Ausweg, den hat Gott gefunden –
für mich –, damit ich auf ihm geh,
wenn ich vertraue, zu ihm steh.
Wenn ich ihn liebe, meinen Gott,
wird er mir helfen in der Not
und auch die Menschen, Mann und Frau.
Die Liebe siegt! – AMEN! – HELAU!