PREDIGT 17. SO IM JK (A)

1 Kön 3,5.7-12 + Mt 13,44-52 (LF)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Wenn der Bräutigam der gestrigen Hochzeit das heutige Evangelium vorab gelesen hätte, hätte er es einfacher gehabt: Er sollte zehn Kosenamen für die Braut finden. „Meine Perle“, „mein Schatz“, Sprachbilder, die auch Jesus in seinen Gleichnissen verwendet. Es geht darum auszusprechen, was und wie Beziehung ist – zwischenmenschlich und zwischen Gott und den Menschen. Kostbar und wertvoll sind diese Beziehungen. Sie sind bewusst gesucht, wie im Gleichnis vom Perlensucher oder eher Zufallsfund, wie beim Schatz im Acker, auf den der Bauer bei der alltäglichen Arbeit, beim Umgraben des Feldes, stößt und die Überraschung seines Lebens erlebt.
Und doch geht es immer um Beziehung – nicht um die Beziehung zu Geld und Gut, nicht um die Liebe zum Reichtum, nicht um die Gier nach „mein Schatz“ – um mit Gollum aus Tolkiens „Herr der Ringe“ zu sprechen. Nein, es geht um „himmlische“ Beziehungen, um das Reich Gottes und um Personen, die von diesem Himmel erfüllt und deshalb wertvoll sind: „Ich habe einen Schatz gefunden, und der trägt deinen Namen, so wunderschön und wertvoll und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. […] Du bist das Beste was mir je passiert ist, es tut so gut, wie du mich liebst. Ich sag’s dir viel zu selten, es ist schön, dass es dich gibt.“ Die Band Silbermond hat dieses Lied vor einigen Jahren gesungen – ein Liebeslied, das dem „Schatz“, dem geliebten Menschen, gewidmet ist, der eben mehr ist als die „Perle“, die kostenlos den Haushalt macht, mehr als ein geköderter Liebhaber, der wie ein Fisch ins Netz gegangen, begutachtet, benutzt und ausgenommen und dann schließlich doch weggeworfen wird – nein, es geht um Liebe, die sich schenkt, um Liebe die einander wertschätzt, um Liebe, die ein Stück vom Himmel auf Erden ist.
Das Gleichnis vom „Schatz im Acker“ und von der „wertvollen Perle“ lassen diese Deutung zu, wenn ich „Schatz“ und „Perle“ im übertragenen Sinn als „wertvolle Person“ verstehe. Vielfach wurden und werden dieses Gleichnisse auf Jesus Christus gedeutet: ER ist der verborgene Schatz und die kostbare Perle, die sehnsuchtsvoll gesucht und gefunden werden wollen. ER, Jesus Christus ist „das Beste“, was mir passieren kann; viele Christuslieder thematisieren diesen Gedanken: „Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ“ (GOTTESLOB 361 / Str. 1) oder „Du meine Perl, du werte Kron, wahr‘ Gottes und Marien Sohn, ein König hochgeboren“ und auch vom „leuchtend[en] Kleinod“ und vom „edle[n] Stein“ ist Rede (GOTTESLOB 357 / Str. 2+3) – für IHN, Jesus Christus, soll ich alles aufgeben, um IHN zu besitzen. Ich brauche dafür ein weises Herz, um zu unterscheiden und mich für IHN zu entscheiden zu können.
Für viele Menschen ist es heutzutage schwierig, sich auf Jesus Christus einzulassen: Die Suche nach IHM kostet mich einiges an Zeit und Mühe – wenn ich IHM ins Netz gehe, dann ist es aus mit meiner Freiheit…, so denken sie, weil sie das Netz als Einschränkung und damit negativ bewerten. Es ist keine einseitige Suche, Jesus Christus sucht auch mich, und sucht mich für das Himmelreich zu gewinnen – und das ist durchweg etwas Positives. ER „fischt“ nach mir – das zeigt, dass ich IHM wertvoll und wichtig bin. Und das Netz der himmlischen Gemeinschaft trägt mich: durch die Vernetzung bin ich gehalten und falle nicht einfach durch. Eine Prüfung auf Brauchbarkeit – auch davon war im Netz-Gleichnis Jesu die Rede. Aber ich glaube daran, dass es eine Prüfung mit dem Blick der Barmherzigkeit ist, die das Gute in mir sucht, sieht und für gut befindet.
Das Himmelreich ist wertvoll für mich – und ich soll ein Teil davon sein. Beim Evangelisten Matthäus meint Himmelreich nicht den Himmel am Ende der Zeit, sondern das Wirken Gottes im Hier und Jetzt. Dieses Himmelreich, dieses Wirken Gottes in meinem Leben, kann ich mir nicht erwerben oder verdienen – es wird mir geschenkt. Aber mein Handeln und Verhalten ist nicht belanglos – da brauche ich ein weises Herz, um das zu erkennen, dass das Himmelreich in mir anbricht, dass ich ein „wertvoller Schatz“ und nicht nur umgebende Erde bin, dass ich eine besondere „Perle“ oder ein „guter Fisch“ bin. Gott sucht mich und er sucht das Gute und Wertvolle in mir. Für mich gibt er alles, sogar sein Leben – „das ist das Beste, das mir je passiert ist, es tut so gut, wie Gott mich liebt. Ich sag’s ihm viel zu selten, es ist schön, dass es ihn gibt.“