PREDIGT 10. SO IM JK (A)

1 Kor 10,16-17 (Fronleichnam)/Hos 6,3-6 + Mt 9,9-13

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
In an out: wir feiern heute in Oberkotzau keinen indoor-Gottesdienst, sondern outdoor die Eucharistie: für alle sichtbar, nicht nur für die, die sonntags immer in die Kirche kommen, sondern auch für die, die mit dem Auto vorbeifahren zum Brötchenholen oder zu einem Ausflug. Die Sonntagseucharistie ist rückgebunden an das letzte Abendmahl: Wir feiern sie heute nicht „im Abendmahlsaal“, sondern draußen, inmitten der Alltagswelt. Wie feiern das Fronleichnamsfest (nach) und gehen raus, wir gehen auf die Plätze und Straßen und leben unseren Glauben an Jesus Christus, der in unserer Mitte und die Mitte unseres Glaubens ist. „Fronleichnam“ bedeutet „lebendiger Leib des Herrn“: Jesus Christus lebt seinem Wort und in der Eucharistie, im Brot des Lebens und im Wein der Freude, mitten unter uns – und wir leben aus IHM und seinen Worten – oftmals ist dies eine Herausforderung.
Herausgefordert durch sein Wort: „Folge mir nach!“ (Mt 9,9). Jesus fordert nicht nur den Zöllner Matthäus im heutigen Sonntagsevangelium zur Nachfolge heraus, sondern jede und jeden von uns. Wir sollen nicht blind hinter Jesus Christus hertrotten, sondern seinem Evangelium der Liebe, der Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit „Beine machen“, mit Jesus gehen und IHN und seine Botschaft in unserem alltäglichen Leben bezeugen.
Wer Jesus Christus nachfolgt, wer an IHN und seine Worte glaubt, ist in und nicht out – viele Menschen sehen das anders und lehnen Kirche, den christlichen Glauben und damit letztlich Jesus Christus ab. In ihren Augen sind wir out, von gestern – und es gehört eine große Portion Mut dazu, zu Jesus Christus zu stehen und sich als gläubigen und praktizierenden Katholiken zu outen: Ja, ich gehöre dazu zur katholischen Kirche und ich lebe meinen Glauben nicht nur sonntags in der Kirche, sondern auch draußen im Alltag.
Wenn wir auf das heutige Sonntagsevangelium schauen, dann is(s)t Jesus nicht nur mit den Jüngern drinnen im Abendmahlsaal, sondern auch bei und mit denen, die out sind. Jesus ruft den, der in den Augen der anderen out und damit außen vor ist, hinein in seine Nachfolge: Matthäus, den Zöllner, den Halsabschneider und Betrüger, mit dem die anderen nichts zu tun haben wollen und aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen ist – ausgerechnet ihn. Jesus is(s)t bei ihm zu Tisch – ausgerechnet bei ihm – und neben den Jüngern sind auch viele Zöllner und Sünder (vgl. Mt 9,10) dabei – ausgerechnet mit ihnen lässt Jesus sich ein, isst und trinkt mit ihnen.
Ein besonderes Abendmahl – nicht mit der „feinen Gesellschaft“, sondern mit Zöllnern und Sündern, über die wir oft die Nase rümpfen: Jesus würde sich auch zu Prostituierten setzen, zu Schwulen und Lesben, die oft ausgegrenzt, angefeindet oder gemieden werden. Jesus säße bei den Außenseitern der Gesellschaft, bei Geflüchteten und Migranten, bei Ausländern und Fremden, bei Einsamen, Taugenichtsen und Tunichtguten, bei Notleidenden und Armen – mit ihnen hätte Jesus Tisch- und Mahlgemeinschaft!
Jesus Christus ist bei denen, denen etwas fehlt; dort, wo es „krankt“ an An-erkennung, Wertschätzung und Respekt vor jedem menschlichen Leben. Jesus Christus ist dort, um Würde zu schenken – Menschenwürde. Er ist der Arzt und Heiland. Er heilt die Verwundungen und teilt das Leben mit ihnen: Mit den Menschen, die durstig sind nach Leben und Liebe, nach Achtung und Vertrauen mit ihnen is(s)t er am Tisch, teilt Brot und Wein – communio.
Wo wäre mein Platz?
Säße ich mit am Tisch oder wäre ich außen vor?
Würde ich mich einladen oder selbst ausschließen?
Was würde Jesus Christus tun? Was würde er mir sagen?
Säße ich gerne am Tisch mit Jesus Christus?
Säße ich als „kleiner Sünder“ gerne bei anderen nicht perfekten Menschen?
Was würde Jesus Christus tun? Was würde er uns sagen? Wo säße er?
Was haben die Worte und das Verhalten Jesu Christi für Konsequenzen für mich privat und für uns als communio, als Gemeinschaft und Pfarrgemeinde?
Halten wir wirklich Mahl miteinander, wie Jesus es uns vorgelebt hat?
Der Blumenteppich vor dem Altar sagt es deutlich: Du bist eingeladen!
Nehme ich die Einladung an?
Bin ich in oder out? Es ist meine Entscheidung: Ich bin eingeladen! AMEN.