PREDIGT DREIFALTIGKEIT (A)

Ex 34,4b.5-6.8-9 + Joh 3,16-18

Liebe Wallfahrer, liebe Schwestern und Brüder!
Die jährliche Wallfahrt nach Gößweinstein ist für mich immer eine Herausforderung – nicht nur körperlich: Wechselnde Pfade: Schatten und Licht, alles ist Gnade fürchte dich nicht. Zu Fuß unterwegs durch die blühende Natur – die Kühles des Morgens – die Sonnenhitze des Tages – der kühlende Wind – schmerzende Füße und mache haben auch Blasen.
Eine Herausforderung, auf die sich viele freuen: die Begegnungen mit Wallfahrern, die man das Jahr über nicht sieht (nicht nur auf der „eigenen“ Wallfahrt): gemeinsames Gebet und Gespräche – gemeinsame Wegstrecken und Pausen – mit einander gehen – das Leben und den Glauben teilen; das gilt nicht nur für Wallfahrer, sondern für uns alle, die wir gemeinsam im Leben und Glauben unterwegs sind, und die wir uns zum Gottesdienst treffen.
Eine Herausforderung für mich diesmal, die sich beim abendlichen Bier ergab: Deine Predigt muss auf einen Bierdeckel passen und soll – wie im letzten Jahr – ein „Hit“ sein, damit sie auch im Alltag hängenbleibt.
Ich habe mich an den umstrittenen Wiesenhit „Layla“ gewagt – und ich habe bewusst einen anderen Text über die eingängige Melodie gelegt, weil ich mich als Katholik, Priester und Kirchenmann klar von dem sexistischen Inhalt von „Layla“ distanziere. Bleibt meine Hoffnung, dass der neue Text von den Menschen angenommen und verinnerlicht, mitgesungen und damit das Geheimnis unseres Gottes verkündet wird:

Ich hab ’nen Gott
und der ist dreifaltig einer
wunderbar ist er wie keiner
barmherzig, gnädig ist mein Gott:
Gott Vater – da für mich in jeder Not.
Ich glaub an Gott
und der ist dreifaltig einer
wunderbar ist er wie keiner:
Er ist die Liebe in Person,
Jesus Christus, Mensch und Gottes Sohn.
Ich liebe Gott
und der ist dreifaltig einer
wunderbar ist er wie keiner:
Der Geist in mir, er treibt mich an,
damit ich Gutes wirken kann.

Ja, ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, der eben nicht einfältig ist, sondern vielfältig ist, dessen liebevolles Wirken sich immer wieder neu zeigt:
Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den guten Vater über mir:
Kein Übervater, sondern Gott der schützend für uns da ist. Gott, zu dem wir als Wallfahrer wie Mose auf den Berg als Ort der Gottesbegegnung hinaufsteigen (vgl. Ex 34,4) – zu Gott, zu dem unser Gebet aufsteigt – zu Gott, der uns entgegenkommt und sich auf Mose und auf uns einlässt (vgl. Ex 34,5). Gott, der einen Namen hat, der Programm ist: Jahwe – die Einheitsübersetzung schreibt „HERR“ – der „ich bin der, ich bin“: Ich bin für euch da, für
eure Sorgen und Nöte; ich habe ein Ohr für Euch. Mein Wesen ist Barmherzigkeit und Güte. Ich bin kein strafender, sondern der liebende Gott.
Diesen Gott lädt Mose ein: „ziehe doch mit uns“ (vgl. Ex 34,9). Das pilgernde Volk mit Gott in der Mitte – ein Bild, das auf dem II. Vatikanischen Konzil auch für uns als Gemeinde und für uns als Kirche wiederentdeckt wurde.
Ich glaube an den dreifaltigeinen Gott, den Sohn Gottes neben mir:
Gott sendet seinen Sohn, Jesus Christus, in die Welt, nicht um sie zu überwachen oder zur richten, sondern um sie zu retten (vgl. Joh 3,17). Der Mensch richtet sich durch sein Tun selbst (vgl. Joh 3,18). Jesus steht als mitmenschlicher Bruder an unserer Seite: Er begleitet auf Augenhöhe unseren Lebens- und Glaubensweg; er gibt Halt und Orientierung. Jesus ermutigt mich, für meine Mitmenschen Wegbegleiter im Leben und Wegbereiter zum Glauben zu sein: ich kann andere mit Jesus Christus in Kontakt bringen.
Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den Heiligen Geist in mir:
Gott ist durch seinen Geist wirkmächtig in mir und durch mich. Die Geistesgaben, die Gott in mich hineingelegt hat, sind Gaben und Aufgaben: Ich habe die Verantwortung meine Begabungen einzusetzen in Kirche und Welt. Ich soll mich einsetzen für den Erhalt der Schöpfung, für den Frieden, für ein Klima der Nächstenliebe und Toleranz. Der Heilige Geist ermutigt mich dazu, mit vielen anderen Menschen, an vielen verschiedenen Orten, viele kleine Schritte zu tun, um das Gesicht der Welt zu verändern.
Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den Gott meines Lebens. AMEN.