PREDIGT Hochfest ALLERHEILIGEN (A)

Joh 3,1-3 + Mt 5,1-12a

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
„Ich mag den November nicht“, so die Aussage nicht nur unseres Minis-terpräsidenten Markus Söder; viele Menschen denken so – und das nicht nur wegen des teilweisen lockdowns und Corona. Auch die Frankenpost zeichnete gestern als Aufmacher auf der Titelseite diese düstere Novem-berstimmung: „Memento mori“ – „Bedenke, dass du sterben musst“, stand in schwarzen Buchstaben vor einem grauen Bild mit verwitterten Fried-hofskreuzen. Darunter der Text: „Corona erinnert uns, wie zerbrechlich das Leben sein kann. So viele Menschen sind bereits an dieser Seuche ge-storben. Ist es nicht unser aller Pflicht, nicht zuletzt im Gedenken an die Toten, achtsam zu sein? Der Verlust eines Menschenlebens wiegt doch ungleich schwerer als ein zeitlich begrenzter Verzicht auf das gewohnte Leben.“ Stimmt. Was mich aber an dieser Aussage gestört hat, waren die Worte, die vor dieser Aussage standen: „Allerheiligen, der Monat No-vember:“ Der Allerheiligentag als Totengedenktag; der Tod kommt auf uns zu – totsicher. Der Tod ist das Ende: Schluss, Aus. Amen. Mehr kommt da nicht – und mehr stand da auch nicht in der Frankenpost.
Wer so schreibt, hat das Fest Allerheiligen nicht verstanden. Allerheiligen ist kein „Totenfest“, sondern ein Fest des Lebens; eine Hoffnung und Ge-wissheit, die über das irdische Leben hinausgeht – wenn man dran glaubt.
Und das ist der Lichtblick gerade in der Düsternis und Bedrohung dieser Tage: „Memento vivere“ – „Bedenke, dass du leben wirst“, dass das Le-ben mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern anders und neu beginnt. Das Fest Allerheiligen ist damit ein österliches Fest – ein Fest mit allen de-nen, die uns im Glauben vorangegangen und bei Gott sind – ein Fest mit vielen Gästen und voller Lebensfreude, nach dem sich viele „im irdi-schen Sinn“ sehnen: endlich wieder feiern können, unbeschwert, ohne Einschränkungen – genau das meint Allerheiligen: ein großes Fest, dass Gott allen bereitet, die an ihn glauben und ihn lieben.
Ich will das aber hier und jetzt – so sagen viele. Ich will nicht auf Gottes ausgleichende Gerechtigkeit warten; ich will nicht aufs Jenseits vertröstet werden – ich will jetzt feiern und nicht erst in der Ewigkeit.
Ja, da können wir etwas tun: wir müssen nicht auf Gottes ausgleichende Gerechtigkeit warten; wir können selbst Gerechtigkeit einüben und andere glückselig machen; wir selbst können ein „Stück vom Himmel auf die Er-de“ bringen, heiligmäßig leben und als „Kinder Gottes“ (1 Joh 3,1) Gottes Handlanger sein – das ist „ars vivendi“, die „Kunst [christlich und gut] zu leben“: Wir können Armut überwinden – wir können Trauernde trösten – wir können wertschätzend und achtsam miteinander umgehen – wir können verzeihen und barmherzig sein – wir können Streit vermeiden und Frieden stiften – und wir können und müssen gegen religiösen Fanatismus die Stimme erheben und ihn bekämpfen. Wenn wir so leben, dann beginnt der Himmel schon auf der Erde; dann haben wir was zu feiern, nicht nur das heutige Hochfest Allerheiligen: Wir feiern und leben im Alltag das Leben in der Nachfolge Jesu Christi, der durch seinen Tod und seine Auferstehung uns den Weg in den Himmel gebahnt hat. Er, Jesus Christus, vollendet un-ser Leben und schenkt Leben, im Hier und Jetzt und darüber hinaus. Licht-blick für uns und Grund zur Freude am Beginn des Novembers. AMEN

Anbei noch zwei Lied-Links zur Vertiefung
– ein Lichtblick („It is well with my Soul“): https://www.youtube.com/watch?v=FexGqNDBK3g
– Näher mein Gott zu dir (Instrumental): https://www.youtube.com/watch?v=gosY-UrpHcA