Wochenimpuls

Liebe Freunde und Bekannte,
liebe Mitchristen,

nicht immer ist uns nach Hoch-Zeiten zumute – schon gar nicht in diesen Tagen, noch dazu bei Schicksalsschlägen, die uns an Herz und Nieren gehen.
Im heutigen Sonntagsevangelium hören wir von einer Hochzeit – und von Menschen, die den Bräutigam dorthin begleiten und heimleuchten sollen.
… eigentlich eine ehrenwerte Aufgabe…
… doch dann, kommt alles anders.

„Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“ (Mt 25,13) – so endet das heutige Sonntagsevangelium.
Ihnen und Euch allen trotz allem und in allem „offene Türen“, offene Ohren und Herzen – Mitgefühl und Nähe,
Zuspruch, Trost und verbale Umarmungen.
+ Gottes Segen und eine gute Woche!
Bleiben Sie wachsam, seien Sie behütet und bleiben Sie gesund!  

Anbei zur Vertiefung des Sonntagsevangeliums:
Рdie zugeh̦rige Bach-Kantate: https://www.youtube.com/watch?v=QIHFfuzKYPI
– Bachs Choral Prelude für Orgel zu „Wachet auf ruft uns die Stimme“ (GL 554): https://www.youtube.com/watch?v=VSkz3j9b23Y


Mit freundlichen Grüßen
Dieter G. Jung

Weish 6,12-16 + 1 Thess 4,13-18 + Mt 25,1-13
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Kinder und Jugendliche!
Die Tür ist zu – vor der Nase zugeschlagen. In meiner Jugendzeit ist mir das oft passiert, wenn mein Bruder nach einem Streit wütend aufs Zim-mer gerannt ist – da flog die Türe zu und ich stand draußen. Und obwohl ich schon wieder zur Versöhnung bereit war, war die Tür zu. Ich hatte den richtigen Zeitpunkt zur Versöhnung verpasst – zu spät, die Tür war zu und blieb auch zu – zumindest ein zeitlang. Auch ich habe meinen Bruder manchmal ausgesperrt – habe ihn einfach vor der Tür stehen lassen…
Im heutigen Evangelium stehen fünf junge Frauen vor verschlossenen Türen. Sie hatten nicht genügend Öl dabei. Und weil der Bräutigam sich verspätete, den sie heimleuchten sollten, gingen ihre Lampen aus. Ihre fünf Kolleginnen, wollten ihnen von ihrem Ölvorrat nichts abgeben, sonst reicht es weder für uns noch für euch. Mitten in der Nacht mussten sie Öl für ihre Lampen kaufen. Jetzt stehen die fünf Jungfrauen vor ver-schlossenen Türen. Sie klopfen lautstark an der Tür und bitten um Ein-lass. Sie wollen bei der Hochzeit dabei sein, die sich drinnen abspielt. Sie wollen dabei sein beim großen Fest, bei Freude und Tanz, beim gu-ten Essen und Trinken – doch die Tür bleibt zu. Und so soll es mit dem Reich Gottes sein? Die verschlossene Tür soll das Symbol dafür sein?
Wenn ich so darüber nachdenke, dann würde ich das Evangelium am liebsten umschreiben: Dann würden die Frauen ihr Öl miteinander tei-len. Oder es würden sich zumindest die Türen für die fünf verspäteten Frauen öffnen. Der Bräutigam würde sie begrüßen und zur Hochzeitsta-fel geleiten. So stelle ich mir das vor und das würde doch viel besser zur frohen Botschaft Jesu passen, zum Evangelium vom Reich Gottes. Jesus sagt ja auch an anderer Stelle: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. (Mt 7,7). Doch es hilft nichts: die Tür ist und bleibt zu und das Öl bleibt ungeteilt – schweren Herzens muss ich mich damit abfinden, dass die fünf klugen Jungfrauen drinnen auf der Hochzeit tanzen, die fünf Törichten aber draußen vor der Tür stehen mitten in der Nacht.
Klugheit und Dummheit –das hat nichts mit menschlicher Intelligenz zu tun. Es geht um richtiges uns falsches Handeln, darum kein halben Sachen zu machen. Es geht um die Wachsamkeit für den richtigen Augenblick, auch wenn sich dieser Augenblick hinzieht und auf sich warten lässt.
Gerade in der Verzögerung im Wartenmüssen zeigt sich wahre Bereitschaft und Wachsamkeit. Es zeigt sich, ob Bereitschaft nur oberflächlich ist, alles nur schöner Schein, der nur kurz währt – oder aber ob Bereitschaft aus vol-lem Herzen kommt, aus einer inneren Bereitschaft, die auch für Unerwarte-tes gerüstet ist – mit Geduld und Ausdauer; mit der nötigen Flexibilität und auch mit einem abgrenzenden Nein gegen unberechtigte Ansprüche.