PREDIGT 32. So. i. JK (A)

Weish 6,12-16 + 1 Thess 4,13-18 + Mt 25,1-13

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Kinder und Jugendliche!
Die Tür ist zu – vor der Nase zugeschlagen. In meiner Jugendzeit ist mir das oft passiert, wenn mein Bruder nach einem Streit wütend aufs Zimmer gerannt ist – da flog die Türe zu und ich stand draußen. Und obwohl ich schon wieder zur Versöhnung bereit war, war die Tür zu. Ich hatte den richtigen Zeitpunkt zur Versöhnung verpasst – zu spät, die Tür war zu und blieb auch zu – zumindest ein zeitlang. Auch ich habe meinen Bruder manchmal ausgesperrt – habe ihn einfach vor der Tür stehen lassen…
Im heutigen Evangelium stehen fünf junge Frauen vor verschlossenen Türen. Sie hatten nicht genügend Öl dabei. Und weil der Bräutigam sich verspätete, den sie heimleuchten sollten, gingen ihre Lampen aus. Ihre fünf Kolleginnen, wollten ihnen von ihrem Ölvorrat nichts abgeben, sonst reicht es weder für uns noch für euch. Mitten in der Nacht mussten sie Öl für ihre Lampen kaufen. Jetzt stehen die fünf Jungfrauen vor verschlossenen Türen. Sie klopfen lautstark an der Tür und bitten um Einlass. Sie wollen bei der Hochzeit dabei sein, die sich drinnen abspielt. Sie wollen dabei sein beim großen Fest, bei Freude und Tanz, beim gu-ten Essen und Trinken – doch die Tür bleibt zu. Und so soll es mit dem Reich Gottes sein? Die verschlossene Tür soll das Symbol dafür sein?
Wenn ich so darüber nachdenke, dann würde ich das Evangelium am liebsten umschreiben: Dann würden die Frauen ihr Öl miteinander tei-len. Oder es würden sich zumindest die Türen für die fünf verspäteten Frauen öffnen. Der Bräutigam würde sie begrüßen und zur Hochzeitstafel geleiten. So stelle ich mir das vor und das würde doch viel besser zur frohen Botschaft Jesu passen, zum Evangelium vom Reich Gottes. Jesus sagt ja auch an anderer Stelle: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. (Mt 7,7). Doch es hilft nichts: die Tür ist und bleibt zu und das Öl bleibt ungeteilt – schweren Herzens muss ich mich damit abfinden, dass die fünf klugen Jungfrauen drinnen auf der Hochzeit tanzen, die fünf Törichten aber draußen vor der Tür stehen mitten in der Nacht.
Klugheit und Dummheit – das hat nichts mit menschlicher Intelligenz zu tun. Es geht um richtiges uns falsches Handeln, darum kein halben Sachen zu machen. Es geht um die Wachsamkeit für den richtigen Augenblick, auch wenn sich dieser Augenblick hinzieht und auf sich warten lässt.
Gerade in der Verzögerung im Wartenmüssen zeigt sich wahre Bereitschaft und Wachsamkeit. Es zeigt sich, ob Bereitschaft nur oberflächlich ist, alles nur schöner Schein, der nur kurz währt – oder aber ob Bereitschaft aus vol-lem Herzen kommt, aus einer inneren Bereitschaft, die auch für Unerwarte-tes gerüstet ist – mit Geduld und Ausdauer; mit der nötigen Flexibilität und auch mit einem abgrenzenden Nein gegen unberechtigte Ansprüche.

Dass es wirklich um innere Bereitschaft und innere Wachsamkeit geht, zeigt die Tatsache, dass alle zehn Frauen einschlafen. Äußerlich sind al-le gleich. Rein körperlich sind sie am Ende ihrer Kräfte: erschöpft, aus-gebrannt, des Wartens müde.
Die fünf Klugen unterscheiden sich von den Törichten durch ihre innere Bereitschaft und innere Wachsamkeit. Trotz aller äußeren Müdigkeit sind sie bereit, dem Bräutigam mit ganzen Herzen entgegenzugehen. Der Bräutigam, der auf sie zukommt und dem sie entgegengehen wol-len, ist Jesus Christus. Er sucht sie – und sie finden ihn mitten in der Nacht, weil ihre Lampen hell brennen und weil ihre Herzen für diese Begegnung bereit sind. Innerlich brennen ihre Herzen auf diese Begegnung – sie sind ganz davon erfüllt. Und diese innere Bereitschaft kann nicht geteilt werden – die kann ein Mensch nur haben oder eben nicht.
Wir müssen uns entscheiden: sie, sie und sie und du und ich auch. Heute stehen wir an der Stelle der zehn jungen Frauen – egal ob wir Mann oder Frau, Kind oder Greis sind. Wir alle müssen uns entscheiden, wie wir leben und handeln wollen. Es geht um meine Bereitschaft mich Christus zu öffnen, um mich von ihm erfüllen lassen – voll und ganz. Dafür lohnt es sich zu warten und gerüstet zu sein. Jesus Christus wird mich erfüllen und mir Kraft geben, wenn mein Licht zu erlöschen droht und ich glau-bensmüde werde. Mit seiner Kraft kann ich warten und aushalten bis der richtige Augenblick kommt, die Hoch-Zeit meines Lebens. Gott will gemeinsam mit mir in eine himmlische Zukunft gehen; wir alle sind von ihm zu dieser Hochzeit eingeladen. Er kommt uns entgegen und seine Tür steht uns offen: versäumen wir nicht diesen Augenblick. AMEN