PREDIGT 33. So. i. JK (A)

1 Thess 5,1-6 + Mt 25,14-30

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Talente mutig einsetzen oder sie ängstlich begraben – das ist die Frage im heutigen Evangelium und auch im Leben.
Wie gehe ich mit den Gaben, die Gott mir geschenkt hat, um? Was mache ich aus meinen Begabungen und Fähigkeiten? Setze ich sie ein?
„Werde Hoffnungsträger!“, so lautet das Motto des heutigen Diaspo-rasonntages. Das meint doch zunächst: Schau genau hin – du trägst doch die Hoffnung schon in dir! Du hast das Talent etwas aus deinem Leben zu machen – Gott hat es dir geschenkt. Mach das Beste daraus! Wie im heu-tigen Evangelium, wo ein reicher Mann sein Vertrauen in seine Diener setzt. Als Herr vertraut er ihnen sein Vermögen an – er teilt es auf. Jeder bekommt einen Teil – jeder Diener so viel, wie ihnen der Herr zutraut. Er geht davon aus, dass er sein Vermögen in die richtigen Hände gegeben hat. Er setzt seine Hoffnung in die Diener, dass sie mit dem anvertrauten Geld einen Gewinn erwirtschaften; dass sie das ihnen anvertraute Gut nicht veruntreuen, oder den Gewinn in die eigene Tasche stecken.
Wie es den Dienern dabei ging, sagt das Evangelium nicht. Wir können nur vermuten, was die Diener denken: Wenn der Herr mir vertraut und mir ei-
1 Die folgende Predigt basiert auf der Predigtanregung von Bischof Dr. Franz Jung, Würzburg zum Diaspora-Sonntag 2020. Ich habe einige Anregungen übernommen und vieles selbst hinzugefügt.
nen Teil seines Vermögens anvertraut, dann traut er mir zu, dass ich es schaffen kann, einen Gewinn zu erzielen. Da wächst das Selbstvertrauen.
Das jeder unterschiedlich viel an Talent(en) vom Herrn bekommt, ist nicht ungerecht, auch wenn wir das im ersten Moment so empfinden. Dieser Verteilung geht die Einschätzung voraus, was der Einzelne leis-ten kann – es ist schon eine Art Bewertung, ein ranking, aber auch ein Schutz vor Überforderung. Wie im richtigen Leben sind die Ausgangs-bedingungen nicht überall gleich – aber es gilt aus den gegebenen Um-ständen das Beste zu machen und ggf. auch für einen Ausgleich zu sor-gen. Der Herr im Evangelium gibt auch dem Schwächsten eine Chance – er respektiert ihn, lässt ihn nicht außen vor, sondern schenkt Beteili-gung und setzt seine Hoffnung auch in den Diener mit dem einen Talent.
Hier zeigt sich die Herausforderung, selbst Hoffnungsträger zu sein: Kann sich die Hoffnung bewähren, die der Herr in jeden einzelnen steckt?
Zwei Diener machen sich ans Werk: Sie wagen den Einsatz ihrer Talente; sie bringen sich und das ihnen anvertraute Vermögen ein. Sie investieren und erzielen einen Zuwachs, einen Gewinn. Es wird klar: Die Hoffnung bewährt sich nicht im Bewahren, sondern wächst im Vermehren. Wenn wir dieses Verhalten auf den Glauben und unsere Kirche übertragen, dann bedeutet das: wenn jede und jeder sich und die anvertrauten Talente ein-bringt, dann sind wir Hoffnungsträger; dann sind wir keine Bedenkenträ-ger und haben keine Angst von unserem Glauben und von unserer Hoff-
nung, die uns erfüllt, Zeugnis abzulegen (vgl. 1 Petr 3,15). Hoffnungsträger wachsen auch in Auseinandersetzungen, im Ringen um gute Wege für die Zukunft von Kirche. Dabei geht es darum, das Glaubensgut nicht einfach zu verwalten, sondern lebendige Kirche vor Ort zu gestalten.
Wir können wie der dritte Diener zwar das Talent eingraben und alles zu bewahren suchen, aber damit ist nichts gewonnen. Sein Verhalten ist ängstlich und hoffnungslos: Er hat, hat kein Selbstvertrauen – sonst hätte er etwas aus dem einen Talent gemacht – und er hat auch kein Vertrauen in andere – sonst hätte er das Geld anderen anvertraut oder wenigstens zur Bank gebracht (damals wohl zu einem höheren Zinssatz als heute…).
Und auch das ist wichtig: Die beiden Hoffnungsträger berichten über ihre Erfolge, darüber, was mit Gottes Hilfe erfolgt ist: „Jeder Hoffnungsträger wächst [so] über sich hinaus und bleibt dem immer größeren Gott auf der Spur bei all dem, was er anpackt und unternimmt“, schreibt der Bischof von Würzburg zum heutigen Diaspora-Sonntag. „Das würde im Übrigen auch für einen Diener gelten, der alles eingesetzt und alles verloren hätte. Denn ganz im Sinne seines Herrn wäre er aufs Ganze gegangen und hätte alles gewagt im Vertrauen auf den, der ihm sein Vermögen überlassen hatte.“ Im Vertrauen auf Gott das Leben und den Glauben wagen, darauf kommt es an: ER, Jesus Christus, ist der Grund unserer Hoffnung – wer auf IHN vertraut, zerbricht auch an den Widrigkeiten des Lebens nicht, denn „es geht im Letzten nie darum etwas zu erreichen, sondern […] da-rum, IHN zu erreichen, der uns den Weg zum ewigen Leben erschlossen hat und der selbst unsere Hoffnung ist“ (Bischof Jung, Würzburg). AMEN.