PREDIGT 29. So. i. JK (A)

1 Thess 1,15b + Mt 22,15-21

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

Steuern – mehr als die Hälfte eines Jahres arbeiten wir für Abgaben an den Staat: Lohnsteuer, Branntweinsteuer, Tabaksteuer, Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer. Überall verdient der Staat kräftig mit, wenn ich einkau-fe. Doch ohne Steuern ist kein Staat zu machen: meine Steuern werden gebraucht für Staatsaufgaben und Staatsausgaben. Nicht immer leuchtet mir die sinnvolle Verwendung und die unsinnige Verschwendung von Steuergeldern ein – gerade in schwierigen Zeiten wie diesen.
Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? (Mt 22,17). Eine hinterhältige Fangfrage, die die Pharisäer Jesus stellen: Alle Münzen in der Provinz Juda, dort wo Jesus lebte, zeigen das Bild des Kaisers, des Kaisers des Römischen Reiches. Die pharisäische Steu-erfrage ist also eine Falle: Jesus, wie steht du als Jude, der „immer die Wahrheit sagt und wirklich den Weg Gottes lehrt“ zum römischen Kai-ser? Wie stehst du, der das Reich Gottes verkündet, zum Kaiserreich?
Eine Frage, die in abgewandelter Form heute noch aktuell je ist. Es geht um das Verhältnis von Kirche und Geld. Benedikt XVI. hat diese Frage bereits 2011 in seiner Freiburger Rede thematisiert. Ich zitiere: „Die von ihrer materiellen und politischen Last befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein […;] nicht um die Menschen für eine Institution mit eige-nen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst zu füh-ren, indem sie zu dem führt, von dem jeder Mensch mit Augustinus sagen kann: Er ist mir innerlicher als ich mir selbst. Er, der unendlich über mir ist, ist doch so in mir, dass er meine wahre Innerlichkeit ist.“ Dieser in-nerste Wesenskern ist Gott: In der Taufe wurde mir Gott eingeprägt – sein Bild trage ich im Herzen (vgl. Gotteslob 683/6). Es geht darum, als Einzelner und als Kirche loszulassen, was einen in Besitz nimmt, um frei zu sein und frei zu werden für Gott, der mich als Christ geprägt hat: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört (Mt 22,21).
Es wurde und wird viel diskutiert, wie Entweltlichung in der Kirche zu verstehen ist. Geht es um eine Abwendung von der Welt und ihren Prob-lemen – wohl kaum. Es geht um die Verwendung des Geldes in der Kir-che. Benedikt gab 2011 die Richtung vor, wenn er sagt: „Eine vom Weltli-chen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebens-kraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. […] Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Gottesbeziehung verkümmert.“ Auch Papst Franziskus sagt dies zur Frage von Kirche und Geld mit einfachen Worten: „Ich wünsche mir eine arme Kirche für die Armen“ (EG 198).
Benedikt und Franziskus geht es bei der Entweltlichung um die Men-schen in ihrer Beziehung zu Gott und in ihrer Beziehung untereinander – beides gehört untrennbar zusammen. Geld und Strukturen dürfen den Blick auf die Mitmenschen und auf Gott nicht verstellen. Nur so ist es möglich, dem Menschen das geben, was angemessen und hilfreich ist und Gott geben, was ihm zusteht. Aber was ist das, was Gott gehört?
Es ist die Bereitschaft, diese mir eingeprägte Gottesbeziehung zu entdecken und mich für Gott zu öffnen, mein Leben an seinem Wort auszurichten und danach zu leben. Als Christen sind wir Kirche – engagiert und solidarisch: sei es im haupt-/ehrenamtlichen Engagement, sei es durch meine Bereit-schaft, von meinem „Reichtum“ abzugeben. Dann hat Kirchensteuer ihre Berechtigung, als Geld für Seelsorge und für bedürftige Menschen:
– für Priester und pastoralen Mitarbeiter; für Kirchen und Pfarrheime
– für Religionslehrer im Kirchendienst und Personal in Kindergärten
– für Jugendseelsorge; für Seelsorge in Krankenhäusern uns Hospizen
– für Erwachsenenbildung, Bibliotheken, Schulen, Bildungshäuser
– für Weltkirche und Mission – denken wir an Partnerdiözese Thiès
– für soziale Dienste: Sozialstationen, Altenheime, Beratungsstellen
Ich bin gefragt: Ist es deiner Meinung erlaubt, Kirchensteuer zu zahlen?
Ja, wenn sie den Mitmenschen dient, dass es ihnen gut geht an Körper, Leib und Seele – und wenn wir so Gott nicht aus dem Blick verlieren, weil wir glaubhaft leben und Ihn im lebendigen Glauben bezeugen. AMEN.

Hier noch zwei vertiefende Liedlinks:
– Herr, du bist mein Leben: https://www.youtube.com/watch?v=88TecOwMqyk
– O mein Gott: https://www.youtube.com/watch?v=oQyXn0P4Erk&list=PLwftZk6Pt4oOTpHPsedZIRrXV_TPiaunn&index=56