PREDIGT 28. So. i. JK (A)

Jes 25,6-10a + Mt 22,1-14

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Eingeladen sein! Wer möchte das nicht! Zu einem Fest erwartet zu werden, ist schön. Aber man kann die Einladung ausschlagen und sich selbst des Festes berauben – in Zeiten von Corona ist alles ganz anders: es gibt Menschen, die unbedingt feiern wollen, – und es gibt Menschen, die auf Abstand bleiben – oder die ihr Fest verschieben (müssen).
Auch im heutigen Evangelium: Eine besondere, eine königliche Einla-dung „Kommt zur Hochzeit“ (Mt 22,4). Eine Hochzeit zu der eingeladen ist, was Rang und Namen hat – ein großes Fest mit festlichem Essen; so könnte das Evangelium und die Predigt enden; traumhaft schön, eine Märchenhochzeit – aber so endet das Evangelium nicht; kein happy end.
Trotz wiederholter Einladung nicht nur Ignoranz, sondern sogar gewalttäti-ges Wehren gegen diese Einladung zum Hochzeitsmahl: die Gäste kommen nicht, sie hatten Wichtigeres zu tun; ja sie sagen nicht einmal ab und brin-gen sogar die Hochzeitslader um… – keine Hoch-Zeit, sondern Tiefpunkt in der Vorbereitung eines Festes – da vergeht einem die Vorfreude besonders als Gastgeber.
Ein zweiter Versuch: „Ladet alle, die ihr trefft, zur [königlichen] Hoch-zeit ein“ (Mt 22,9). Auch wildfremde Menschen sollen kommen, Men-schen ohne Titel, ohne großen Namen, ohne Einfluss, Menschen vom Rand der Gesellschaft, von der Straße. Diese Menschen freuen sich; alle sind eingeladen, „Böse und Gute“ (Mt 22,10) – jede und jeder, ohne Vor-bedingungen; der Hochzeitssaal ist gefüllt mit Gästen; was für eine gute Froh-Botschaft – aber so endet das Evangelium nicht, sondern nur die Kurzfassung – das Hochzeitsfest und die Botschaft gehen weiter:
Nicht nur der volle Saal ist dem einladenden und großzügigen König wichtig: das Fest soll auch schön sein – die Gäste sollen mit einem Fest-gewand kommen und ihrer Freude an der Hochzeit Ausdruck verleihen. Und dann der Rauswurf, weil einer nicht entsprechend gekleidet ist: Ich stelle mir einen Bettler von der Straßenecke vor, oder einen Obdachlo-sen, der unter einer Brücke oder in einem Park sein Quartier aufgeschla-gen hat – wie sein Festgewand wohl aussehen würde, ob er nicht das tra-gen würde und müsste, was er immer anhat – eben weil es nichts anderes zum Anziehen hat, schon gar kein Festgewand? Ist sie da nicht wieder die Zwei-Klassen-Gesellschaft? Sind Arme und Benachteiligte da nicht von vornherein ausgeschlossen trotz der Einladung an alle? Ist die be-dingungslose Einladung nicht doch an Bedingungen geknüpft?
Schauen wir auf uns: Wir alle sind eingeladen zum Fest des Glaubens, zur Feier der königlichen Hochzeit – ja durch die Taufe haben wir schon die Eintrittskarte gelöst; wir sind dabei! Aber es ist ein Irrtum, als „Geladener“,
als Christ, nichts mehr tun zu müssen, nach dem Motto mir gehört bzw. ich besitze das Gottesreich ja schon. Wozu mich da noch anstrengen? Wozu mich besonders für die Begegnung mit Gott vorbereiten?
Ich kann mich entscheiden – in aller Freiheit. Ich kann der Hochzeit, dem Fest des gelebten Glaubens fernbleiben, wie die „Erstgeladenen“ im Evan-gelium: ich kann mich dem Glauben verweigern; ich kann die Einladung Gottes links liegen lassen, sie ablehnen oder sogar die, die sie annehmen, bekämpfen. Aber die Folgen dieser Ablehnung fallen auf mich zurück – das wollen wir heutzutage nicht (gern) hören, aber es ist so.
Die „Ersatzgäste“ bestehen aus „Bösen und Guten“ (Mt 22,10) aus Menschen wie du und ich – das ist mehr als erwartbar war, das ist Gnade. Aber ich bin gefordert auch eine Antwort auf dieses gnadenhafte Handeln zu geben: Er-weise dich der Erwählung als Gast als würdig und tu das dir Mögliche – das Mögliche: der Bettler ist – mit einem Lächeln/Freudestrahlen bekleidet – vielleicht im würdigsten Festgewand zur Hochzeit gekommen…
Ich wünsche mir und uns, dass wir beim heutigen Evangelium, das sicher auch eine Mahnung ist, die Freude angesichts der Einladung nicht aus dem Blick verlieren – Frohbotschaft statt Drohbotschaft: Wir alle sind von Gott eingeladen. Erweisen wir uns der Einladung würdig und machen wir das Beste daraus. Legen wir die sorgenvollen „Alltagskleider“ ab; vielleicht genügt schon ein Lächeln als Gewand für diese Hoch-Zeit, das zeigt, dass wir uns auf diese Begegnung mit Gott freuen. AMEN.