PREDIGT 6. SO IM JAHRESKREIS (C)

Jer 17,5-8 + Lk 6,17-18a.20-26

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, leibe Jugendliche!

Leider verloren! Mensch, ärgere dich nicht! Leider verloren! Schöne Sch….
Mal ehrlich: Möchten Sie zu den Verlierern gehören? Hungern, klagen und weinen – trostlos – gehasst, verrufen, verschmäht und erfolglos sein – „um des Menschensohnes willen“ (Lk 6,22). Wer will das schon, dieses traurige Dasein, auch wenn es selig machen soll? Auf den großen Lohn im Himmel kann ich getrost verzichten, wenn ich dafür in diesem Leben leiden muss: Ich will Freude und die Lust am Leben im Hier und Jetzt spüren!
Keine Frage, warum die Kirche in Deutschland fortlaufenden Erfolg hat – immer mehr Menschen kehren den christlichen Kirchen den Rücken und gehen. Sie gehen, weil es Missbrauch und Skandale gab und gibt. Aber sie gehen auch, weil es ihnen gut geht – zu gut –, weil die Botschaft Jesu sie nicht erreicht, weil es nicht ihre Botschaft ist. Jesu Botschaft gilt primär den Armen; für sie ist sie Zuspruch und Hoffnungswort: „Selig, die ihr jetzt …, denn“ (Lk 6,20-22) – eine wirkliche Frohe Botschaft. Und auch Freude darüber, dass bestehende Missverhältnisse und prekäre Lebenssituationen sich zum Guten ändern werden – auch wenn das bedeutet, dass diejenigen, denen es jetzt gut geht, später leiden werden.
Mich ärgern die Seligpreisungen im Lukasevangelium: Sie klingen wie eine billige Vertröstung auf das Jenseits – dann nach dem Tod, wird alles gut – wer’s glaubt wird selig! Gerechtigkeit sieht für mich anders aus: Schon auf Erden soll es allen Menschen gut gehen – nicht erst im Himmel! Was hilft es der Flüchtlingsfamilie, auf einem sinkenden Boot im Mittelmeer? Welchen Trost bringen diese Aussagen Jesu für hungernde, ausgezehrte und medizinisch nicht versorgte Menschen in Entwicklungsländern? Was hilft es der Alleinerziehenden, die keine Arbeit findet? Was bringt es dem Jugendlichen, der in den sozialen Medien gemobbt wird?
Auf den ersten Blick bringt die Botschaft Jesu nichts: Den Armen und Schwachen macht sie zwar Mut, aber wenn sich nichts an ihrer prekären Lebenssituation verändert, war es das auch. Dann tragen diese ermutigenden Worte irgendwann nicht mehr; dann brechen Menschenleben zusammen; dann bleibt letztendlich nichts als Mutlosigkeit und Resignation zurück.
Das Lukasevangelium will durch zwei – wie mir scheint wichtige Details – eine andere Reaktion hervorrufen. Die Seligpreisungen stehen auch im Matthäusevangelium – dort sind sie Teil der „Bergpredigt“ (Mt 5,1-7,29). Bei Lukas gehören sie zur sogenannten „Feldrede“. Sie beginnt nach der Berufung der Jünger mit den Worten: „Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene […] blieb er stehen“ (Lk 6,17). Jesus redete zu den Menschen nicht „von oben herab“. Er steigt hinunter zu denen, die arm, krank oder hungrig sind. Jesus begegnet ihnen auf Augenhöhe – er sieht ihren Sorgen und Problemen ins Auge; er sieht ihren Alltag und das, was sie beweg, umtreibt und belastet. In diese Situation hinein spricht Jesus seine menschennah zugewandte und aufrichtende Botschaft. Mit Jesus Christus bricht das Reich Gottes an. In ihm steckt die verändernde Kraft hin zu einer besseren Welt, zum Reich Gottes mitten unter den Menschen.
Im Evangelium nach Lukas stehen anders als bei Matthäus nicht nur die Seligpreisungen, sondern als Gegengewicht die Weherufe. Diese Botschaft ist eine Mahnung an die Reichen, Satten, Lachenden und Erfolgreichen, sich durch den eigenen Lebensstil nicht selbst vom Reich Gottes auszuschließen (vgl. Lk 13,24-28) – und sie ist zugleich ein Appell, am Reich Gottes und an einer besseren und gerechteren Welt mitzubauen: Es geht nicht um ein immer mehr für mich. Erfülltes Leben besteht nicht im eigenen Luxus, nicht darin der Beste zu sein, die Angesehenste und nicht darin, immer lachend im Mittelpunkt zu stehen. Es geht nicht nur um mich, sondern um alle – darum, dass auch Arme und am Rand Stehende daran teilhaben können: Ermöglichung von Partizipation an erfülltem, gutem Leben, genau das meint „den Nächsten zu lieben wie sich selbst“ (Lk 10,27) – nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Wenn ich so handle, habe ich nicht verloren – wenn jede und jeder so handelt, können wir alle gewinnen und alle selig werden und glücklich sein – wenn wir alle so handeln, sind glaubwürdig Kirche. AMEN.

PREDIGT 5. SO IM JAHRESKREIS – LICHTMESS (C)

Mal 3,1-4 + Lk 2,22-40 (Texte von „Lichtmess“)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Alles wird gut – mit diesem Song von „Kummer“ endete der Jugendgottesdienst am 3. Advent, den Schwarzenbacher Jugendliche vorbereitet hatten. Alles wird gut – ein Song, der zwar optimistisch von Hoffnung singt, aber auch pessimistisch davon, wie dieses Hoffnungslicht im Wind der Herausforderung der Zeit flackert und zu erlöschen droht; Hoffnung, die nicht mehr die Strahlkraft hat oder längst schon verloren ist: „Ich würd dir gerne deine Angst nehm’n, alles halb so schlimm. Einfach sagen, diese Dinge haben irgendeinen Sinn […]. Ich wär gerne voller Zuversicht. Jemand, der voll Hoffnung in die Zukunft blickt; der es schafft, all das einfach zu ertragen. Ich würd dir eigentlich gern sagen: Alles wird gut. Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch – aber alles wird gut; das System ist defekt, die Gesellschaft versagt – aber alles wird gut; dein Leben liegt in Scherben und das Haus steht in Flamm’n – aber alles wird gut. Fühlt sich nicht danach an – aber alles wird gut.“
Alles wird gut – das sagt sich so leicht und ist oft oberflächlich. Es prallt an uns ab, weil es die Gegebenheiten und Realitäten des Lebens nicht ernst nimmt: Ich kann einem Schwerkranken, einem Trauernden, einem Missbrauchsopfer nicht sagen „alles wird gut“ – nein es braucht Anteilnahme: Mitleiden, Nähe und Dasein; Zuhören, Reden, oft auch langes Schweigen und Ratlos sein – dann kann es gut werden … mit der Zeit – dann kann da wieder Licht sein: Licht am Ende des Tunnels, Licht, das den Weg weist. Alles wird gut – das feiern wir an Weihnachten: Gott wird Mensch. Er kommt uns ganz nah, ist da für uns, ist Wegweiser und Orientierung. Es ist kein oberflächliches und beschwichtigendes „wird schon alles (wieder) gut“ – sondern ein ernst gemeinter Zuspruch, der nicht nur Wort ist, sondern Mensch gewordenes Wort, das neuen Mut schenkt und Lichtblick ist: den Hirten in ihrer prekären Lebens- und Arbeitssituation damals in der Dunkelheit und Kälte auf den Hirtenfeldern – Hoffnung auf ein besseres Leben. Er, Jesus Christus, ist diese Hoffnung. Er ist das Licht in der Nacht des Lebens. Mit IHM kann alles gut werden … mit der Zeit. Denn mit Jesus Christus beginnt etwas Neues: Hoffnungszeit und die Gewissheit, dass mit IHM alles gut werden kann und werden wird. „Nun kann ich zufrieden und in Frieden aus dem Leben scheiden“ (vgl. Lk 2,29), jubelt Simeon im Lichtmess-Evangelium. Simeon und Hanna erkennen, dass mit dem Jesuskind, das Maria und Josef in den Tempel bringen, eine neue Zeit anbricht: Es ist mehr und umfassend anders als das Eltern erleben, wenn ihr Kind auf der Welt ist und sich alles um das Neugeborene dreht. Es ist anders und das spüren Simeon und Hanna: Mit
Jesus Christus bricht eine Heilszeit an – eine Heilszeit, eine gute Zeit für ihr eigenes Leben und die Lebenszeit, die ihnen noch bleibt – eine Heilszeit, eine gute Zeit für das Volk Israel und für alle Völker. Jesus Christus ist das Licht, das die erlebten Dunkelheiten und gefühlten Nächte erhellen will. ER will Licht und Trost spenden. Jesus Christus ist nicht weit weg, sondern ER kommt zu den Menschen, hinein in ihre konkrete Lebenssituation – er ist bei ihnen und ihren Sorgen, Nöten und Ängsten. An „Lichtmess“ segnen wir Kerzen für den Gottesdienst, zum Aufstellen und Anzünden aus Dankbarkeit oder bei einer Gebetsbitte und für den privaten Gebrauch. Die Kerzen sollen Licht bringen in unsere Kirche(n) und Häuser, in unsere Gemeinde(n), in unsere Familien und in jedes Herz. Die Kerzen sind heute für die Segnung genau dort aufgebaut, wo bis vor wenigen Tagen die Krippe mit dem Jesuskind darin stand – ein sprechendes Zeichen: Jesus Christus ist das Licht. ER leuchtet in diesen und durch diese Kerzen hinein in unser Leben, hinein in meine Lebenwelt. ER macht meine Finsternis hell. Dann geht mir vielleicht wie den Hirten oder wie Simeon und Hanna ein Licht auf – dann leuchtet mir Jesus Christus ein: Jesus Christus das Licht – nicht mit Händen zu greifen, sondern nur im Glauben zu erfassen – dann ist sein Licht in mir – dann ist ER Lichtblick, Hoffnungszeichen und Wegweiser für mein Leben – dann kann alles gut werden … mit der Zeit. Alles wird gut. AMEN.

WOCHENIMPULS

LIEBE darum geht es in unserer Kirche.

LIEBE und woran sie sichtbar wird – und woran eben nicht.

LIEBE ist der Wesenskern Gottes und LIEBE ist der Markenkern der Kirche.

Gott ist LIEBE – in Jesus Christus hat die LIEBE ein menschliches Gesicht.

Wo wir im Privaten, in Kirche und Gemeinde liebevoll miteinander umgehen, da ist LIEBE, da ist Gott.

 

Ein Gesang aus Taizé sagt das mit einfachen Worten (GL 445) – hier der LINK: https://www.youtube.com/watch?v=eF8AW6JzWpE

 

Der Impuls für die Woche bezieht sich auf die heutige Sonntagslesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth (1 Kor 12,31-13,13).

Hier der Schrifttext zum Nachlesen.

Schwestern und Brüder!
Strebt nach den höheren Gnadengaben!
Dazu zeige ich euch einen überragenden Weg:
Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete,

hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte;
wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte,

hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen,
hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.
Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht.
Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden;
wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind.
Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse,

dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk,
dann aber werde ich durch und durch erkennen,

so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Noch ein Lied zum Abschluss (GL 451) – hier der LINK: https://www.youtube.com/watch?v=HEKr-dzBRz4

Gott, Schöpfer des Lebens und der Liebe,

zärtlich und liebevoll ermutigst du die Menschen, an deine Liebe und Menschenfreundlichkeit zu glauben.

Du schenkst Hoffnung, Trost und Kraft zum Neuanfang, wenn Liebe enttäuscht wurde und Partnerschaften zerbrochen sind.

Bestärke du alle Menschen, die partnerschaftlich und liebend unterwegs sind, verheiratet oder unverheiratet, jung oder alt

und befähige uns alle, unsere Mitmenschen zu lieben und so in deiner Liebe zu bleiben.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und uns liebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Uns allen eine gute und gesegnete Woche, in der Gottes Liebe wirkt und auch durch uns Hand und Fuß bekommt, Wort und Tat wird.

PREDIGT 4. SO IM JAHRESKREIS (C)

1 Kor 12,31-13,13 + Lk 4,21-30

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Out in church – ja ich habe den Mut und oute mich: Ich bin einer von ihnen – aber immer nur montags, an meinem freien Tag – immer um 14.10 Uhr bin ich dabei: da läuft Rote Rosen. Ja, ich gestehe, ich bin ein Roter Rosen-Fan; nicht täglich, da ich keinen Fernseher besitze, aber montags mit meinen Eltern, die diese Seifenoper gerne schauen – und wie viele von Ihnen auch. Es geht in Rote Rosen – wie schon zu vermu-ten – um Liebe, um hin und her und wer mit wem, um auf und ab.
Love in church – ja, es geht um Liebe – auch in der Kirche. Liebe ist ein Segen für den, der geliebt wird und für die, die Liebe empfängt. Paulus schreibt von der Liebe im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth (1 Kor 12,31-13,13). Es ist der Text, den wir oft bei kirchlichen Trauungen hören: Und doch sagen mir viele Paare bei der Ehevorbereitung: wir wählen lieber einen anderen Text, denn das „Lob auf die Liebe“ überfordert uns – ist ein unerreichbares Ideal – blendet Schwierigkeiten aus – ist zu realitätsfern: „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf“ (1 Kor 13,7-8a). Viele Paare machen andere Erfahrungen: Zeiten des Ungeliebtseins, des Brüchigwerdens und des Zerbrechens der Liebe und der Ehe – Scheitern und Scheidung.
Und doch kann das „Hohelied der Liebe“ Wegweiser sein, ein SOLL, für mit- und zwischenmenschliche Liebe in Ehe und (Lebens-)Partnerschaft – egal wer da wen und wie liebt und sich in Liebe verbunden fühlt. Paulus bewertet nicht die Liebenden als Person, sondern er charakterisiert die Liebe – in der Tat. Liebe zeigt und realisiert sich im Tun und Handeln, nicht in einem romantischen Gefühl oder der sexuellen Orientierung.
Es ist eine Liebe, die Mut braucht, sich zueinander zu bekennen – angstfrei – auch in der Kirche. Liebe, die Mut braucht, sich zu trauen, das Leben und die Liebe miteinander zu wagen. Liebe, die langen Mut braucht (vgl. 1 Kor 13,4-7): Mut, miteinander in eine gemeinsame und doch ungewisse Zukunft zu gehen; Mut, in guten wie in schlechten Tagen füreinander zu sorgen, zu sehen was der/die andere braucht, wie man ihr/ihm helfen und sie/ihn unterstützen kann. Mut zur Liebe, die das Gute will und nicht den eigenen Vorteil sucht. Mut zur Liebe, in der Partner treu, offen und ehrlich zu einander sind. Mut zur Liebe, die so groß ist, dass sie auch verzeihen kann.
Diese Liebe kann überfordern. Sie fordert uns noch mehr, da Paulus nicht von einem SOLL, sondern von einem IST spricht: „Die Liebe ist langmütig. Die Liebe ist gütig. […] Die Liebe hört niemals auf“ (1 Kor 13,4-7).
Im Deutschen ist sprachlich nicht sofort klar, was oder wer mit dieser Liebe gemeint ist – wir haben eben nur dieses eine Wort: Liebe. Es ist nicht erotische Liebe und Sexualität gemeint, auch nicht freundschaftli-che Verbundenheit, sondern wie es im griechischen Text steht: Agape – göttliche Liebe. Auf diese von Gott geschenkte Liebe kommt es an, sonst wäre alles menschliche Tun vergebliche Liebesmüh (vgl. 1 Kor 13,1-3). Diese göttliche Liebe ist mehr als Akzeptanz, Sympathie, Zuneigung oder Nähe: „Gottes Liebe ist gütig. [… Sie] trägt das Böse nicht nach. [Gottes Liebe] freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. [… Gottes Liebe] hört niemals auf“ (1 Kor 13,4-8a). Wir können nicht aus dieser Liebe Gottes fallen: Gott nimmt uns an und liebt uns, trotz unserer Schuld, trotz unseres Versagens; Gott nimmt uns an und liebt uns, noch bevor wir etwas geleistet oder ihn gnädig gestimmt hätten.
God in church – ja, diese göttliche und Gott geschenkte Liebe soll uns als Gemeinde und als Kirche prägen. Paulus bettet das „Hohelied der Liebe“ textlich ein zwischen dem Verständnis der „Gemeinde als Leib“ (vgl. 1 Kor 12) und der Mahnung zum „friedlichen Miteinander im Dienst vor Gott“ (vgl. 1 Kor 14). Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, in der es Geltungssucht, Parteiungen und Spaltungstendenzen gibt – und er schreibt uns als Kirche von heute, die auch diese Probleme hat und noch weit gravierenderer kennt, Liebe ins Stammbuch: Ohne Gottes Liebe und die göttliche Liebe in uns, die durch uns wirken möchte, ist jedes Tun in Gemeinde und Kirche nutz- und wirkungslos. Mit 15 Tätigkeitswörtern beschreibt Paulus, was Liebe tut, was ihr fernsteht und was aus Liebe gar nicht geht. Paulus beschreibt Gemeinde und Kirche als Handlungstraum der Liebe – als einen Ort, an dem viel Gutes geschieht, über das aber viel zu wenig gesprochen oder berichtet wird: Als Kirche und Pfarrgemeinde geben wir der Liebe ein Gesicht in Kindergärten und Altenheimen, in Beratungsstellen und bei der Klinikseelsorge, bei Geburtstags- und Krankenbesuchen, bei der Trauerbegleitung und in der Seelsorge. Paulus beschreibt Kirche als Handlungstraum der Liebe – als einen Ort, an dem Missbrauch tabu sein sollte – als einen Ort, an dem liebevoll sachlich diskutiert und transparent gearbeitet werden sollte zum Wohle der Menschen – als einen Ort, an dem die Wahrheit und Wahrheitsliebe oberste Maxime und Liebe angstfrei möglich sein sollte. Ich bleibe mutig dabei und arbeite weiter daran, dass dieses SOLL immer mehr Wirklichkeit wird – aus Liebe. Bleiben Sie dabei, bei der Kirche, in unserer Pfarrgemeinde, bringen Sie sich ein und arbeiten Sie mutig mit, damit Gutes erhalten bleibt, Ungenügendes besser gemacht werden kann und Untragbares abgeschafft wird. Bleiben Sie dabei – aus Liebe. AMEN.

PREDIGT 3. SO IM JAHRESKREIS (C)

1 Kor 12,12-31a + Lk 1,1-4; 4,14-21

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
„Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,21), sagt Jesus. Mit diesem „Heute“ leitet Jesus eine neue Zeit ein. Es ist kein „Heute“ „von gestern“, das uns nichts mehr anginge. Es ist ein „Heute“, das wirken will auch in unseren Tagen: frohe Botschaft – Be-freiung – Licht – klarer, ungetrübter Blick – nicht auf einem oder beiden Augen blind, wegschauend oder hinschauend und vertuschend.
Ein Vorwort zu einem Evangelium findet sich nur bei Lukas (vgl. Lk 1,1-4) – ein Vorwort, mit dem er die historische Situation einordnet. Lukas will die Wahrheit ans Licht bringen. Deshalb verlässt er sich auf Augenzeugen und nicht phantasievolle Lügner, die „blind“ erzählen. Lukas schreibt von Beginn an und sorgfältig, denn es geht ihm um Zuverlässigkeit.
Und dann macht das heutige Evangelium einen Zeitsprung: Die Kindheitsgeschichte und Taufe Jesu werden ausgeblendet – davon war an Weihnach-ten und an den vergangenen Sonntagen die Rede – und es kommt zum ers-tem öffentlichen Auftritt von Jesus. Geisterfüllt spricht er vom „Gnadenjahr des Herrn“ (Lk 4,21), das „Heute“ anbricht: Die Menschen befreit von Unterdrückung, mit offenen Sinnen und mit klarem Verstand; die Menschen voll Würde als Ebenbilder Gottes, achtsam im Umgang mit Mitmenschen und mit der Natur. Jesus nimmt die Menschen in Verantwortung dafür. Heute geschieht das. In euch. Durch euch. Wenn ihr das Eure tut.
Am vergangenen Donnerstag, den 20. Januar 2022, wurde das unabhängige Gutachten zum Umgang mit Missbrauch im Erzbistum München und Freising vorgestellt und veröffentlicht – knapp 1900 Seiten, auf denen Missbrauchsfälle von 1945 bis 2019 und das Verhalten der Verantwortlichen sorgfältig, von Anfang an und unter Einbeziehung vieler Zeu-gen aufgearbeitet wurden. Einige dieser Seiten habe ich gelesen. Wahrlich keine frohe Botschaft und Lichtblick für die katholische Kirche – aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen: Es gab und gibt sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und es gab und gibt Verantwortliche, die (zu) wenig zur Aufklärung dieser Fälle beigetragen und auch vertuscht haben: „Ein Abgrund an Klerikalismus, Institutionenschutz und Führungsversagen“, so war in einem Artikel zu lesen.
Obwohl es viele gute Priester und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, will ich „Missbrauch“ zum Thema dieser Predigt machen, was mir nicht leichtfällt.
Ich will diese Missstände nicht schön oder klein reden – sie sind Realität.
Verantwortliche müssen sich ihrer Verantwortung stellen. Aus heutiger Sicht war das „jeder hat eine zweite Chance verdient“ zwar christlich und gut gemeint – aber in vielen Fällen das Gegenteil von gut: Damals glaubte man Missbrauchstäter therapieren zu können – heute wissen wir, dass sie oft rückfällig geworden sind und rückfällig werden. Wir wissen heute mehr… und ich muss das Verhalten der damals Verantwortlichen aus heutiger Sicht klar und deutlich als unzureichend und falsch einordnen – aber war es das auch nach dem damals wissenschaftlichen Stand? Es war dann falsch, wenn Verantwortliche wider besseren Wissens gehandelt und bewusst vertuscht haben, um scheinbar Schaden von der katholischen Kirche abzuwenden – um den Preis durch dieses Fehlverhalten und diese Fehlentscheidung weitere Missbrauchsfälle in Kauf zu nehmen.
Macht und Vertrauen wurden missbraucht; Schwachheit und Schwächen wurden ausgenutzt – ein System des Schweigens, da Missbrauchsopfer oft erst nach Jahrzehnten über das Leid, das ihnen angetan wurde, reden konnten oder wollten. Wir leiden mit ihnen: „Wenn darum ein Glied [der Gemeinde bzw. der Kirche] leidet, leiden alle Glieder mit“ (1 Kor 12,26), bringt es Paulus in der heutigen Lesung auf den Punkt. Als Getaufte sind wir Kirche, Glieder des einen Leibes (vgl. 1 Kor 12,13). Als Teil der Kirche fühle ich mich beschämt und betroffen. Ich leide mit den Missbrauchsopfern angesichts der aufgedeckten menschenverachtenden und menschenwürdeverletzenden Zustände; zudem auch als katholischer Priester, dem das Etikett „potentieller Täter“ aufgedrückt wurde.
Die Institution „Römisch-katholische Kirche in Deutschland“ kann die Missbrauchsfälle nicht ungeschehen machen – sie sind passiert und haben viel physisches und psychisches Leid über die Missbrauchsopfer und deren Familien gebracht. Ich sage es klar und deutlich: Jeder Missbrauchsfall ist einer zu viel – nicht nur in den Reihen der Katholischen Kirche. Es braucht eine neue Achtsamkeit und Strukturen müssen geändert werden, um sexuellen Missbrauch und körperliche Gewalt zu verhindern. Verpflichtende Präventionsschulungen für Haupt- und Ehrenamtliche gibt es schon seit einigen Jahren in allen deutschen Bistümern; Betroffene und Missbrauchte müssen gehört und angemessen entschädigt werden; Macht- und Ohnmachts-Strukturen müssen abgeschafft werden; Aufklärung und Transparenz statt Vertuschung und Verschleierung müssen zur Normalität werden – da ist die Kirche auf dem Weg; einfach ist dieser Weg nicht.
Heute gilt es in der Kirche und als Kirche zu handeln: gegen Missbrauch und für bessere und beteiligungsgerechtere Strukturen. Es geht ums Ganze – oder, um mit Paulus zu sprechen, – um den Leib Christi, die Kirche als Ganzes, mit all ihren (Mit-)Gliedern, Charismen und Begabungen (vgl. 1 Kor 12,14-18). Jeder und jede ist darin wichtig und wertvoll: „Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht. Der Kopf wiederum kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. [… Alle Glieder sind wichtig, auch die scheinbar noch so geringsten,] damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen“ (1 Kor 12,21-25). Wenn jede und jeder nur an sich denkt und die eigene Macht missbraucht, dann wird und ist der Leib krank und verletzt. Viele wollen mit dieser krankenden Kirche nichts mehr zu tun haben und treten aus der Kirche aus – zurück bleibt ein geschundener, in seinem Handeln stark eingeschränkter Torso. Ob Kirche so „heil“ und „besser“ wird? Nur wenn wir Teil des Leibes Christi bleiben, können wir durch unser Mitwirken, durch das Einbringen der je eigenen Charismen und Geistesgaben zur Heilung des Leibes Christi und zur guten Besserung in der Kirche beitragen: „Wenn […] ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit. […Als Christen sind wir] der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ (1 Kor 12,26-27). AMEN.

PREDIGT 2. SO IM JAHRESKREIS (C)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Stunden, in denen sich Wesentliches verändert, bleiben im Gedächtnis – sie prägen sich ein – sie prägen mein Leben: Der erste Schultag – der erste Ur-laub ohne Eltern – die Hochzeit, oder wie bei mir die Priesterweihe – der Tod des Ehepartners oder eines guten Freundes. Mit diesen Stunden gilt es zu leben. Das ist oft nicht einfach. Es braucht Zeit, um zu realisieren, was die Stunde geschlagen hat und die neue Lebenswirklichkeit zu integrieren:

– dass in der Schule Stillsitzen angesagt ist – zumindest 45 Min. bis zur Pause
– dass Ehepartner nach dem Standesamt mit dem gemeinsamen Nachnamen unterschreiben, auf den sie sich geeinigt haben
– dass ich als Priester Sakramente spenden darf, was mich in den ersten Wochen und manchmal auch heute noch herausfordert und überfordert
– dass ich ohne den verstorbenen Partner, ohne die geliebte Mutter/Vater, ohne das geliebte Kind, den guten Freund leben und diese schmerzliche Lücke aushalten muss – das dauert oft ein Jahr, oder länger…
Was die Stunde geschlagen hat, spüren auch die Brautleute im heutigen Evangelium: der Wein ist alle – kein Wein mehr da, die Krüge leer. Die leeren Krüge stehen dafür, dass auch bei bester Planung im Leben einiges schief gehen kann – diese Realität gilt es wahrzunehmen, selber und auch, wenn man nicht unmittelbar davon betroffen ist: Maria sieht die Not der leeren Krüge. Sie verschweigt sie nicht wie die vielen anderen, die sie sicherlich auch bemerkt hatten. Sie weist ihren Sohn Jesus darauf hin – in der stillen Hoffnung, dass er helfend eingreifen wird. Sie hofft auf die Wandlung, auf die Veränderung der prekären Situation…
… und sie wird bitter enttäuscht: Schroff wird sie von ihrem Sohn angefahren: „Was habe ich mit dir zu tun, Frau? Was geht’s dich an, was ich tue?“ – so die wortwörtliche Antwort Jesu (vgl. Joh 2,4). Die gute Beziehung zwi-schen Mutter und erwachsenem Kind wie gewandelt: In der Pubertät durch-leben viele Eltern derartige Reibereien, schroffe Ablehnungen und Abnabelungsprozesse der Jugendlichen – auch sie gilt es anzunehmen. Jesus weist mit seiner Antwort in die Zukunft: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (Joh 2,4): Er weist hin auf die Stunden des Abendmahls mit Eucharistie und Fußwaschung, auf seine Todesstunde am Kreuz und auf die Stunde seiner Auferstehung, dort und dann wird sich alles wandeln: Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi – der Herr in den Diener, der den Jüngern die Füße wäscht – Tod in neues, ewiges Leben. Diese Wandlung durch die Wirkmacht Gottes deutet Jesus schon bei der Hochzeit zu Kana an, wenn er einfaches Wasser in kostbaren Wein wandelt. Wir können das wissenschaftlich nicht beweisen – wir können nur glauben, wie die Jünger, die dieses erste Zeichen sehen. Sie sind wie verwandelt, ihr Leben ändert sich – ein neuer Lebenswandel: sie folgen Jesus nach.
Wasser ist Leben – es ist lebensnotwendig und stillt meinen Durst nach Leben. Die Wandlung in Wein ist für mich ein Zeichen dafür, dass mein Leben wertvoller und kostbarer wird durch den Glauben, durch Jesus Christus – dafür, dass er die leeren Krüge meiner Seele und meines Lebens neu füllen kann. Aus dem Mangel wird Fülle, ja Überfülle – Überfluss an kostb-rem und köstlichem Wein, Zeichen der Lebensfreude. Mit Jesus Christus und den Glauben an ihn habe ich schon im Hier und Jetzt Anteil daran.
Eine weitere Wandlung ist mir vor Jahren in einer Relistunde aufgegangen, die Wandlung der Diener: Beim Rollspiel der Hochzeit zu Kana im Religionsunterricht wollte niemand die Diener spielen. Somit gab es niemanden, der die Krüge mit Wasser füllte. Und so fehlte die wichtigste Voraussetzung für die Möglichkeit der Wandlung. Im anschließenden Gespräch über die „missglückte“ Szene, wurde meinen Schülern deutlich, dass nur dienende Menschen das Wunderbare erfahren, das Gott wirken kann. Dann strahlt Gott in dieser Welt auf, dann zeigt sich die Ausstrahlung Gottes in Jesus und in den Menschen, die sich verwandeln lassen, die in ihrem Dienst auf Gottes Kraft und Beistand vertrauen.
Das heutige Evangelium von der Hochzeit zu Kana macht mir Mut, mich durch die Zumutungen Gottes nicht entmutigen zu lassen, sondern mich jeder Stunde meines Lebens zu stellen – auch den Dunklen und Bitteren. Wenn ich mich ihnen demütig – d. h. mit Mut zum Dienen – stelle, darf ich auf Gottes verwandelnde Kraft in meinem Leben vertrauen. AMEN.

DREIKÖNIGSTAG IN ST. FRANZISKUS

Festgottesdienst am 6. Januar 2022, dem Hochfest der „Erscheinung des Herrn“ mit den Sternsingern in St. Franziskus

„Gesundheit ist ein Kinderrecht und das sollte für alle Kinder in der Welt gelten!“

„Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg, führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht, leuchte du uns voran, bis wir dort sind, Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind!“ Dieses vertraute Weihnachtslied (GL 261) erklang während des Einzugs der Sternsinger, eines Ministranten und Pfarrer Dieter Jung. „Wie schön, dass Sie dem Stern gefolgt sind“, begrüßte Pfarrer Jung die Gemeinde. Sodann erteilten die Sternsinger eine Katechese über die Geschenke, die dem Jesuskind gebracht wurden – Gold, Weihrauch und Myrrhe – und frischten dadurch so manches vergessene Glaubenswissen wieder auf. Der erste Sternsinger zeigte Gold, das ein überaus kostbares Edelmetall ist. Nur Könige durften sich damals mit Gold schmücken. Es galt als Herrschersymbol. Kronen wurden deshalb meist aus Gold gearbeitet. Pfarrer Jung wies darauf hin, dass jede/r von uns ein Köngskind ist, als Person einzigartig und auch etwas ganz Besonderes. Über Weihrauch informierte der zweite Sternsinger. Körner des kostbaren Harzes des Weihrauchbaumes werden auf glühende Kohlen gelegt und verbreiten einen sehr aromatischen Duft, einen Duft, der Himmel und Erde, Gott und Menschen verbindet, einen Duft, den viele Menschen lieben und der Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen sei. Christen sollen den „guten Duft“ der Menschenfreundlichkeit Gottes in der Welt verbreiten und diese „dufte“ Botschaft in die Welt bringen. Der dritte Sternsinger berichtete über Myrrhe, eine pflanzliche Substanz, die bei uns weniger bekannt sein dürfte. Myrrhe dient seit dem Altertum als Heilmittel. Es schütze die Haut und die Atemwege und spanne so den Bogen zum Thema der diesjährigen Sternsinger-Aktion „Gesund werden – gesund bleiben“. Gesundheit ist ein Kinderrecht und das sollte für alle Kinder und für alle Menschen dieser Welt gelten. Sternsinger sammeln Geld für Kinderprojekte, die dieses Anliegen unterstützen.

In der Predigt nahm Pfarrer Jung das Evangelium in den Blick. Die Sterndeuter zur Zeit Jesu suchten einen besonderen Stern, ein Zeichen am Himmel, das auf einen neuen König hinweist. Er fragte, woran wir unser Leben ausrichten? Bin ich ein Zeichen für andere? Wir finden „den Stern“ in der Krippe. „A Star is born“, heißt es in einem berühmten Musikfilm, ein neuer Stern geht strahlend auf: Jesus Christus. In der Krippe finden die Sterndeuter das, was sie suchen und zwar in einem ärmlichen Stall. Deren Gaben, so der Geistliche weiter, seien eigentlich unpassend für die arme Familie von Jesus; dieser würden eher Brot; Milch oder ein wärmendes Fell nützen. Die Gaben der Weisen scheinen fehl am Platz. Sie verweisen auf einen König, auf Gott, einen Heiland und Arzt. Das Motto der Sternsinger-Aktion bekomme so eine neue Tiefe und Sinn. Jung berichtete über seine Erfahrungen, die er während seines Senegalaufenthaltes gemacht hatte. In diesem Land ist das Gesundheitssystem marode und aus Armut nicht finanzierbar. Die Krankenstationen seien nur sehr dürftig ausgestattet. Kirchliche Einrichtungen sorgen oft für kostenlose Behandlungen sowie für nötige Krankentransporte. Das Gold des Königs aus dem Evangelium, stehe für Geld, das den Armen hilft und sicherlich auch der hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten geholfen hat. So sichern auch unsere Spenden eine medizinische Grundversorgung für arme Menschen. Der Weihrauch durchdringt die Häuser mit seinem Duft. Er bezeugt die frohe Botschaft der Menschenfreundlichkeit Gottes sowie unserer Mitmenschlichkeit und Solidarität. Das Anwenden von Weihrauch darf nicht als Selbstbeweihräucherung verstanden werden, vielmehr als Segenshandlung:  C + M + B schreiben die Sternsinger mit Kreide an die Türen der Menschen, d.h. lat. Christus mansionem benedicat und ins Deutsche übersetzt Gott segne dieses Haus. Der alte Arzneistoff Myrrhe diene der Gesundheit, ebenso wie es moderne Medikamente tun. Pfarrer Jung plädierte in diesem Zusammenhang für eine gerechte Verteilung von Impfstoffen. In den sog. Entwicklungsländern haben oft weniger als 10% der Menschen die erste Impfung gegen Covid erhalten. Unter diesem Aspekt erhalte das Motto „Gesund werden – gesund bleiben“ eine besondere Aktualität.

Zum Schluss der Hl. Messe segnete Pfarrer Jung den Weihrauch, das Weihwasser, die Kreide und die Segensaufkleber für die Türen. Caspar, Melchior und Balthasar konnten in Schwarzenbach nicht wie gewohnt von Haustür zu Haustür ziehen. Stattdessen wurden vom Sternsinger-Team Briefe und Aufkleber an die Schwarzenbacher verteilt. Spenden können überwiesen oder im Pfarrbüro abgegeben werden. Sie kommen der Sternsinger-Aktion und damit bedürftigen Kindern in aller Welt zugute. Pfarrer Jung bedankte sich bei allen Akteuren des Sternsinger-Teams die auch in diesem Jahr wieder einen überragenden Einsatz gezeigt haben.

 

Spendenkonto:

Katholische Kirchenstiftung

Sparkasse Hochfranken

Stichwort „Sternsingen“

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PREDIGT 2. SO NACH WEIHNACHTEN (C)

Eph 1,3-6.15-18 + Joh 1,1-5.9-14

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Wir feiern an Weihnachten, dass Gott Mensch wird und es braucht Zeit, das zu begreifen: der große Gott macht sich klein, wird ein Kind, fängt an wie wir als hilfloses Neugeborenes. Johannes schreibt anders: Gottes Wort wird Fleisch, geht in Fleisch und Blut über und hat unter den Menschen gewohnt. Zum dritten Mal hören wir die Worte des Johannesprologs: Am ersten Weihnachtsfeiertag war er als Evangelium dran, ebenso an Silvester und auch heute am 2. Sonntag nach Weihnachten. Der Johannesprolog (Joh 1,1-18 bzw. Joh 1,1-5.9-14) fasst nicht nur die Menschwerdung Gottes in Worte, sondern auch die „Gottwerdung“ des Men-schen – nicht auf die Weise, dass wir Menschen „vergöttern“, sie „in den Himmel heben“ wie Pop- der Fußballstars, oder Models und Idolen nacheifern – auch nicht auf die Weise, dass wir uns „zu Gott machen“ – dieser Versuchung das eigene Ich absolut setzten und zu „Gott“ zu erklären, erliegen viele: Ich habe die Macht. Mein Wille zählt. Ich will meine Freiheit. Weihnachten und Menschwerdung ist anders: das Du ist entscheidend. Dass Gott Mensch wird, zeigt, dass er uns Menschen ernst- und annimmt und uns anspricht im Schrei eines Neugeborenen: Ich liebe dich, Mensch, als meinen Bruder / meine Schwester, als Mitmensch. Dieses menschgewordene Wort Gottes will eine Antwort – meine Antwort. Ich soll darauf antworten, ob ich mit dem menschlichen Gott in Beziehung treten will – nicht oberflächlich oder auf einen unverbindlichen Kontakt angelegt, sondern dauerhaft.

„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“
(Joh 1,12-13)

Gott schenkt Macht – Gott gibt von seiner Macht ab.
Wir Menschen definieren Macht als Fähigkeit oder Möglichkeit etwas zu tun. Viele beziehen das auf den zwischenmenschlichen Bereich: ich will Macht ausüben; ich will jemanden beherrschen. Wenn Menschen so in Be-ziehungen oder auf die Suche nach einem Partner gehen, dann klappt es nicht – denn mit Liebe hat eine derartige Beziehung, Partnerschaft und Ehe nichts zu tun. Wer den menschgewordenen Gott aufnimmt, erhält eine Macht – nicht die Liebe zur Macht, sondern die Macht der Liebe.
Diese Macht der Liebe setzt nicht ihren Willen durch – schon gar nicht mit Gewalt oder Drohung. Es geht nicht darum, andere dem eigenen Willen und Wollen zu unterwerfen, sondern frei zu werden und zu sein – aus Liebe. Aus freien Stücken und ohne Hintergedanken Ja zueinander sagen und auch Ja zu Gott, das ist es. Sie kommen hoffentlich nicht zum Gottesdienst, weil sie müssen, oder weil Sie glauben, mir damit einen Gefallen zu tun. Nein, hoffentlich kommen Sie zum Gottesdienst in aller Freiheit und aus Liebe zu Gott – eine Liebesbeziehung, die gepflegt und gelebt werden will.
Gott lädt uns dazu ein, wieder neu zu entdecken, dass wir in der Taufe „aus Gott geboren“ sind. Das hat Konsequenzen: Wir dürfen und sollen als Kin-der Gottes leben. Wir können an Gott und an die in Jesus Christus mensch-gewordene Liebe Gottes glauben. Genau das meint „Gottwerden“: Hinein-genommensein in diese Liebe Gottes, die mir in Fleisch und Blut übergehen und in mir Mensch werden will, damit ich menschlicher und mitmenschli-cher werde durch Gottes Liebe. Mach’s wie Gott: Werde Mensch. AMEN.