04/2/21

PREDIGT Gründonnerstag

Ex 12,1-8.11-14 + Joh 13,1-15

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Fastfood.
Sie denken kennen sicher verschiedene Hamburgervariationen mit der großen, mittleren oder kleinen Portion Pommes. Dazu ein Erfrischungsgetränk im Pappbecher – derzeit alles nur zum Mitnehmen. Auch ein Döner, eine Bratwurst unterwegs oder ein Kaffee to go oder die in Coronazeiten gelieferte Pizza – das alles zählt zum Fastfood. Eines ist wich-tig: Schnell muss es gehen beim Fastfood: schnell und ohne Aufwand soll das „schnelle Essen“ fertig sein, schnell das Essen runterschlucken – es bleibt kaum Zeit für Begegnung und Gespräche. Schnellimbiss nur keine Zeit verlieren. Der Schnellimbiss – ein Phänomen unserer Zeit?
Den Schnellimbiss gibt es auch in der Bibel: Die Lesung aus dem Buch Exodus berichtete davon, wie das Pessachlamm gegessen werden soll:
„Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen. […] So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den HERRN“ (Ex 12,8.11).
Warum all die Eile?
Das Lamm ist eine wichtige Speise beim jüdischen Pessachfest, das mit dem so genannten Sederabend beginnt. Alle Speisen haben Symbolcharakter: Die Bitterkräuter z.B. erinnern an die bittere und tränenreiche Zeit, als die Israeliten Sklaven in Ägypten waren. Der Pharao wollte sie nicht ziehen lassen. In aller Ausweglosigkeit hofften sie auf den retten-den Gott, der Freiheit und Rettung schenkt, auf JAHWE. Dieser Gottesname ist Programm: ICH BIN DER, ICH BIN DA. Gott war mit seinem Volk und versprach Rettung am Abend des großen Festes. Ungesäuertes Brot wurde gebacken. Es blieb keine Zeit für langgehenden Sauerteig. Alles musste schnell gehen. Alles war in Aufbruchsstimmung. „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum“ – im Psalmvers, mit dem das diesjährige MISEREOR-Hungertuch überschrieben ist, klingt dieser rettende Aufbruch, der Exodus, an; der auf dem Hungertuch abgebildet Fuß kann als Symbol für den eiligen Aufbruch „zu Fuß“ gesehen werden. Daher musste auch das Lamm hastig gegessen werden: gegürtet, mit dem Wanderstab in der Hand und Schuhen an den Füßen, zum Aufbruch bereit. Die Juden feiern jedes Jahr diesen Aufbruch des Gottesvolks und das rettende Eingreifen Gottes als Befreiung aus aller Unterdrückung.
Jesus war Jude und er feiert mit seinen Jüngern das Pessachfest in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und an die Befreiung aus der Sklaverei. Der Wein, den es zu trinken gibt, erinnert an die geglückte Rettung.
Doch Jesus feiert dieses Erinnerungsmahl nicht auf die Schnelle. Bei Jesus ist es kein Fastfood. Jesus lässt sich Zeit, Zeit für Neues: Brot-Zeit. Am Abend vor seinem Leiden nimmt Jesus Brot und er bricht das Brot. Das Brot bleibt nicht ganz, sondern wird ganz zerbrochen, geteilt, gegeben für andere. Das gebrochene Brot ist Jesus selbst – er selbst ist in ihm ganz gegenwärtig. Das Brot des Lebens wird gebrochen, geteilt. Jesus wird für uns gebrochen und geteilt wie Brot. Er geht den Weg, der ihm bevorsteht und zerbricht am Kreuz, um uns und die Welt zu retten.
Auch der Becher mit Wein verweist bei Jesus schon auf die Kreuzigung, auf das Blut, das Jesus dort vergießen wird, zur Vergebung der Sünden. Das Blut ist somit – wie schon in der Lesung – ein Rettungszeichen.
Dieses gemeinsame Mahl Jesu mit seinen Jüngern, das letzte Abendmahl, schafft Gemeinschaft: es ist kein Schnellimbiss und auch kein Dinner for one. Dieser Neue Bund schafft Verbindung – Communio – Verbindung mit Jesu auch über seinen Tod hinaus. Dieses letzte Abendmahl schafft Verbindlichkeit: Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Das ist heute: Die Jünger und die Menschen sollen sich an dieses Mahl erinnern. Deshalb feiern wir es heute, deshalb gehen wir heute zum Kommunion, damit wir heute mit IHM und untereinander verbunden sind. Verbundensein mit Jesus, das geht nicht auf die Schnelle. Es ist eine tiefe intensive Beziehung, eine Union von Gott und Mensch: Kom-munion. Ich brauche dafür Zeit und Ruhe: Zeit, um Jesus im gebrochenen Brot – und – wenn Corona nicht wäre – auch im geteiltem Wein zu empfangen und innere Ruhe, um Jesus im Gebet zu begegnen. Ich brauche Zeit und Ruhe, um zu begreifen, dass Jesus in die Zerbrochenheit und Zerbrechlichkeit meines Lebens kommt. Er, der Zerbrochene und der Retter, kommt in unsere zerbrochenen und zerbrechlichen Beziehungen, in die Zerrissenheit unserer Familien, auch dorthin wo Hass, Krieg und Streit, wo Krankheit und Einsamkeit ist.
Jesus unterbricht das Mahl und zeigt damit nochmals worauf es ankommt: sich bewusst Zeit zu nehmen nicht nur für die Begegnung mit IHM, sondern auch für die Begegnung mit den Mitmenschen. Jesus beugt sich hinab ins Leben jedes Jüngers und wäscht jedem die Füße. Jesus sieht die Schwielen, die Hornhaut, die krummen Zehen und eingewachsenen Nägel – Füße vom Leben gezeichnet. Jesus kniet sich hin und verneigt sich vor jedem Fuß und den Wegen, die dieser Fuß gegangen ist. Er sieht den ganzen Menschen, der zu diesem Fuß gehört und wäscht allen Schmutz von ihm ab. Jesus schenkt so jedem Menschen Würde und neues Ansehen: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Jesus ruft uns nicht nur auf, die Eucharistie zu seinem Gedächtnis zu feiern und die Eucharistie, den Leib (und das Blut) Christi, zu empfangen, sondern auch einander die Füße zu waschen. Das ist unser aller Berufung und unser Auftrag als Christinnen und Christen heute: der Dienst an den Menschen, an ihrem Leben in der Nachfolge Jesu. Dazu stellt er uns alle und unsere Füße auf weiten Raum. AMEN.


Fast Fasten –
Fastfood –
fast könnte man es Fasten nennen;
fast Fasten –
schnelles Fasten – geht das überhaupt?
Geht es nicht eher darum, langsamer zu werden?
Entschleunigung –
zu Ruhe kommen –
mit Bedacht an das Leben herangehen.
Das Fasten gelang mir fast,
dann bin ich doch der Versuchung erlegen.
Fasten – ohne Klammer
nicht fast (englisch) und nicht fast (deutsch).
Fasten ist mehr als einen Versuch wert –
man kann immer neu anfangen,
um mehr Platz im Leben zu haben:
für Gott,
für die Mitmenschen,
für mich selbst.
Gutes Fasten!

04/2/21

GOTTESDIENST FÜR DICH+MICH

Jugendgottesdienst in der Coronazeit „FÜR DICH + MICH“ in St. Franziskus in Schwarzenbach an der Saale

„Hey, mein Freund, was ist denn nur los bei euch in der Menschenwelt?“ „Ich kann`s mir selbst nicht erklären.“ „Also bei uns in der Unterwasserwelt, da ist alles so friedlich! … Egal ob Schwamm, Seestern oder Tintenfisch, wir sind eine Fam – Jude, Moslem oder Christ. Jedes Leben zählt, wir sind alle gleich, Ausgrenzung wie kann das sein? Eine Menschheit, schwarz oder weiß, dick, dünn groß oder klein …“ Dieser Popsong mit dem Titel „Wunden“ von Santiago Ziesmer bildete den Auftakt des Jugendgottesdienstes „Für Dich und mich in Coronazeiten“ in St. Franziskus, der von Pfarrer Dieter Jung und Monika Schaefer, Teresa von Wiczlinski und Felix Knoblich gestaltet wurde – weitere Jugendliche hatten den Gottesdienst mit vorbereitet, waren aber an diesem Abend auf virtueller Gruppenleiterschulung. Der Liedtext ließ die Jugendlichen auch an eigene Wunden denken, die durch die Corona-Zeit entstanden sind.

„Ich will wieder mal in die Schule gehen und normal lernen…“

„Momentan sieht jeder Tag gleich aus: aufstehen, frühstücken, online-Unterricht… den ganzen Tag daheim. Das stresst ganz schön.“

„Freizeitaktivitäten und spontane Treffen mit Freunden kann ich seit Monaten knicken…“ – es fehlen die so wertvollen sozialen Kontakte.“

Dies sind nur einige Beispiele der geäußerten Wünsche, Sehnsüchte oder Enttäuschungen der Jugendlichen – auch die Frage nach der eigenen schulischen und beruflichen Zukunft wurde gestellt. Gemeinsam wurde zu Jesus Christus um Hilfe und Beistand in den Anliegen der jungen Menschen gebetet. Die Lesung, vorgetragen von Teresa von Wiczlinski, stammte aus dem Johannesevangelium (Joh 20,1.11-18). Sie handelte von Maria von Magdala, die das Grab Jesu besuchte und dessen Leichnam nicht vorfand. Stattdessen hat sich ihr der auferstandene Herr gezeigt.

Teresa, Monika und Felix stellten in ihrem Impuls einen Vergleich her zwischen der Situation der biblischen Maria von Magdala und ihrer eigenen Lage: Ihr fehlt Jesus, seine Nähe und Freundschaft. Als sie ihn an der Stimme erkennt, kann sie ihn nicht umarmen oder festhalten – der Abstand bleibt. Die Situation ist bei Online-Treffen der Jugendlichen ähnlich: sich sehen und hören – aber der Abstand bleibt. Die Jugendlichen kamen zu der Einsicht, dass trotz all der Trauer und Verlusterfahrung bei Maria der Lebensmut siegte: Die Gewissheit, dass Jesus lebt, hat ihr Leben verändert. „Sie hatte wieder Lebensmut und Hoffnung. Sie war voller Freude und hat diese Freude mit anderen geteilt.“ Felix Knoblich konstatierte: „Wir können doch genau wie diese Maria mit den Einschränkungen unseres Lebens leben – immerhin haben wir uns!“ Nach dem Wortgottesdienst hob ein eingespieltes Credo immer wieder den Satz „Ich glaube an die Auferstehung“ hervor – er klang in den Gottesdienstbesuchern lange nach.

Mit einem modernen, formalästhetisch an konkrete Poesie erinnernden Gebet schloss Pfarrer Jung die Eucharistiefeier und segnete die Gottesdienstbesucher mit ermutigenden Worten:

Ihr geht! Anders: verwandelt – hoffnungsvoll – bestärkt

Ihr geht! Anders: gesegnet – begleitet – behütet

Ihr geht! Anders: Hinein in den weiten Raum, auf den Gott Euch stellt und begleitet mit dem Beistand, dem Heiligen Geist, und mit seinem Segen.“

(von links) Teresa von Wisczlinsky, Pfarrer Dieter Jung, Felix Knoblich, Monika Schaefer

03/28/21

STATIO PALMSONNTAG (B)

Mk 11,1-10 + Mk 14,1-15,47

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
„Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum“ – mit diesem Psalmvers ist das MISEREOR-Hungertuch überschrieben. „Du, stellst meine Füße auf weiten Raum“ und gibst mir die Freiheit in meinem Handeln – Handlungsraum.

© MISEREOR – © Härtl/MISEREOR

In den Evangelien des Palmsonntags ist viel Handlung und Bewegung drin – Füße haben ein tragende Rolle: sie bringen Menschen an Orte, sie folgen nach und gehen mit, sie stehen in Opposition und gehen gegeneinander vor. Der Blick auf „die Füße“ fragt mich an: Wo stehe ich? Wohin gehe ich mit? Was geht mir zu weit? Wofür stehe ich? Wo ist mein Platz im Evangelium?
Die Jünger gehen voraus, um alles für den Einzug Jesu in Jerusalem und später auch für das Abendmahl vorzubereiten.
Jesus zieht nicht zu Fuß in Jerusalem ein – er kommt nicht „hoch zu Ross“, sondern reitet auf einem Esel, dem Reittier der armen Leute; ein klares Statement, auf wessen Seite Jesus steht und für wen er gekommen ist.
Viele Menschen strömen in Scharen zu Jesus, gehen jubeln vor ihm her und begleiten ihn bei seinem Einzug in die Stadt; sie breiten Kleider aus und streuen Zweige auf den Weg – sie wollen nicht, dass sich Jesus (und der Esel) die Füße schmutzig macht und bereiten ihm einen königlichen Weg.
Auch die Passion ist geprägt von Wegen und Standpunkten von Menschen:
Die Frau, die Jesus salbt, kommt Jesus ganz nah – ein sehr kostbarer und intimer Moment voller Zärtlichkeit, Hingabe und Liebe.
Nach dem Mahl gehen die Jünger mit Jesus zum Ölberg – während Jesus betet, können sich die Jünger nicht auf den Beinen halten und schlafen ein.
Judas geht seinen Weg: Er verlässt Jesus und verrät die Freundschaft zu ihm mit einem Kuss; er liefert Jesus aus und führt bewaffnete Soldaten zu ihm.
Die Jünger fliehen, um ihre Haut zu retten. Petrus folgt dem gefangenen Jesus zwar in den hohepriesterlichen Palast, leugnet aber, Jesus zu kennen.
Der hohe Rat und Pilatus sitzen und wollen ihre Machtposition nicht verlieren; sie sitzen Gericht über Jesus, der gefesselt vor- und abgeführt wird.
Die Soldaten gehen auf ihre Weise mit Jesus um: Erniedrigung, Spott und Hohn – Purpurmantel, Dornenkrone, Geißelung, Bespucken.
Jesus schleppt sich auf dem staubigen und qualvollen Weg zur Kreuzigung – so ganz anders als beim Einzug in Jerusalem; viele Menschen gaffen Jesus an; manche leiden mit ihm; Simon trägt gezwungenermaßen das Kreuz mit.
Bei der Kreuzigung stehen Menschen beim Kreuz; sie sehen den grausamen Tod Jesu mit an: Die Frauen, die Jesus gefolgt waren und ihm gedient hatten, und auch der Hauptmann, der Jesus als Gottes Sohn bekennt.
Josef von Arimathäa geht mutig zu Pilatus und bittet um den Leichnam Jesu. Er macht seinen Einfluss geltend und lässt Jesus nicht am Kreuz hängen, sondern bestattet ihn – ein Akt der Menschlichkeit und Liebe.
„Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum“: Wo stehe ich in der Karwoche? Welche Wege gehe ich mit? Kreuzwege? Lebenswege?

Auch wenn in diesem Jahr keine Palmprozession möglich war, waren viele Gottesdienste mit dem Palmsonntagslied verknüpft:

Singt dem König Freudenpsalmen (GL 280 – zum Mitsingen): https://www.youtube.com/watch?v=eTqnEdU1A44

Ein Lied, dass von Freude, Jubel und Hoffnung geprägt ist;
aber die Stimmung „kippt“ bald – nicht nur in dieser Woche, sondern auch in der Liturgie des Palmsonntags, die auch von der Passion geprägt ist:

O Haupt voll Blut und Wunden (GL 289 – zum Mitsingen): https://www.youtube.com/watch?v=1J5Dswdjxqg

Anbei noch mein Impuls nicht nur für Palmsonntag, sondern für die Heilige Woche:Die Heilige Woche hält dieses Wechselbad der Gefühle für uns bereit:
Himmelhoch jauchzend und jubelnd am Palmsonntag – Hoffnung, dass die Unterdrückung ein Ende hat;
einfach und festlich das Abendmahl – ein Abschiedsmahl, mit dem Jesus Verbundenheit schafft auch über seinen nahen Tod hinaus;
betend und flehend, verraten und gefangen – die durchwachte Jesu Nacht am Ölberg;
gefoltert und zum Tod verurteilt – Gewalt aber auch Anteilnahme begegnen auf dem Kreuzweg Jesu, bei seiner Kreuzigung und seinem Tod am Kreuz; Tod … und dann… kommt noch was?

Wir erleben derzeit auch ein solches Wechselbad der Gefühle – täglich, manchmal stündlich sich ändernde Regularien. Das verunsichert und lähmt:

Kommt noch was? Was kommt denn noch?

Ostern kommt – bestimmt – und wir werden es auch feiern. Wir wissen nur noch nicht genau wie…

… vielleicht ist genau das Ostern, dass wir uns wie damals die Jüngerinnen und Jünger überraschen lassen müssen und eigene, vielleicht auch ganz neue Wege suchen und finden müssen – Osterwege.

03/21/21

PREDIGT 5. Fastensonntag (B)

Jer 31,31-34 + Joh 12,20-33

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
„Es geht! Anders“ – so lautet die Motto der MISEREOR-Fastenaktion in diesem Jahr. „Es geht! Anders“ – verbindet uns wieder mit dem Röntgenbild eines Fußes auf dem aktuellen MISEREOR-Hungertuch. Ein Fuß ist zu sehen – geröntgt, um die Brüche zu erkennen. „Es geht! Anders“: Der Ti-tel zum Hungertuch „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ spricht von der Hoffnung auf Heilung dieser Brüche, von einem Zusammenwachsen der gebrochenen Knochen, damit das Gehen wieder möglich ist.

© MISEREOR – © Härtl/MISEREOR

„Es geht! Anders“ – das MISEREOR-Hungertuch besteht aus weißen Tuchbahnen, aus verbundenen und zusammengenähten Betttüchern eines Krankenhauses und aus einem bayerischen Kloster – beides sind Orte der Heilung, die den gebrochenen Fuß umfangen: im Krankenhaus ist das offensichtlich – Brüche werden operiert, eingegipst oder geschient, damit Knochen wieder zusammenwachsen und wieder belastbar sind; im Kloster geht es – gerade bei Einkehrtagen, Exerzitien, geistlicher Begleitung oder Beichtgesprächen – oft um Heilung von Brüchen der Seele und zerbrochenen Lebensperspektiven oder um Weitung des verengten Horizontes auf Gott hin: „Du Gott stellst mich und meine Seele auf weiten Raum“.
„Es geht! Anders“ – es geht um dieses Verbinden und damit auch um Verbundenheit – mitmenschlich und weltweit und auch mit Gott.
Dieser Bund Gottes stand am Anfang dieser Predigtreihe: Gott hatte die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Am Sinai hat er ihnen die zehn Gebote auf zwei steinernen Tafeln als Wegweiser zum Leben gegeben. Die Israeliten sind den Weg in die Weite gegangen – dann kam es zum Bruch: „Diesen Bund haben sie gebrochen“ (Jer 31,32), konstatiert Jeremia in der heutigen Lesung – gebrochen im Sinn von verletzt ja, aber nicht zerbrochen im Sinn von zerstört. Ob Gott auch verletzt ist? Wie reagiert Gott auf den von den Israeliten herbeigeführten Bruch?
Gott bricht nicht mit den Israeliten: „Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr“(Jer 31,34). Gott „heilt“ den gebrochenen Sinai-Bund und erneuert diese Verbindung: „Ich werde ihnen Gott sein, und sie werden mir Volk sein“ (Jer 31,33). Liebe und Treue spricht aus diesen Worten; Gott will den Menschen weiterhin verbunden sein. Gottes Gebote sind jetzt nicht mehr in Stein gemeißelt, sondern aufs Herz und damit in den Menschen hinein geschrieben. Gottes Gebot soll Herzensanliegen der Menschen sein, ihr ganzes Leben wie der Herzschlag durchpulsen und so ihr ganzes Leben prägen.
Der Bund ist somit eine Verbindung zwischen Gott und Mensch; er schafft Verbindlichkeit – aber er verbindet auch Menschen miteinander. Deutlich wird das u.a. heute am MISEREOR-Sonntag: Weltweit sind wir Menschen miteinander verbunden – aber es gibt viele Brüche: Ausbeutung um jeden Preis zerbricht die Lebensgrundlage der Menschen – nicht
nur in Bolivien. Mangelnder Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung verhindern „Heilung“ – wir jammern auf hohem Niveau, wenn ich an Entwicklungsländer denke: kaum Masken vorhanden, Abstandhalten aufgrund der Bevölkerungsdichte oft nicht möglich, vom Vorhandensein Impfungen und Medikamenten ganz zu schweigen. Solidarität ist nötig, damit Brüche heilen und Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten ausgeglichen werden können. Voller Einsatz ist gefordert, Hingabe, damit Leben in Fülle möglich wird. Wir weigern uns oft, denn das Korn in der Hand ist uns lieber, als es aus der Hand zu geben, es auszustreuen und mit anderen zu teilen – aber so ist mitmenschliches Wachstum und Zusammenwachsen in der Einen Welt nicht möglich.
Das „Weizenkorn, das in die Erde fällt“ verweist auf Jesu Tod und Auferstehen: Wer sein Leben für andere einsetzt, wird das Leben gewinnen (vgl. Joh 12,24-25). Er will den Weg der Hingabe, den Kreuzweg, gehen, damit Gott an ihm seine Herrlichkeit erweise (vgl. Joh 12,27-33): Er wird Jesus nicht im Tod lassen, nicht wie ein Weizenkorn in der Erde, sondern ihm Leben schenken. Jesus ist bereit, diesen Weg durch den Tod ins Leben zu gehen. „Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben“ (Joh 12,25). Ein Wort Jesu, das mich nachdenklich macht: Hängt denn nicht jeder am Leben? Soll ich es wegwerfen? Hat mir nicht Gott das Leben geschenkt? Was soll das heißen – das Leben bewahren, indem ich es gering achte?
Alles hängt daran, wie ich „Leben“ verstehe. Das „Leben in dieser Welt“ folgt den Maßstäben dieser Welt. Aber „der Herrscher dieser Welt wird hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31); seine Macht wird gebrochen. Geld, Sicherheiten, Einfluss – zählen für Gott nicht. Wenn wir unser Herz daran hängen, werden wir am Ende alles verlieren – und unser Leben obendrein.
Aber nicht nur wir werden verlieren – alle werden verlieren, auch diejenigen, die mitbezahlen für unseren Wohlstand und selbst am wenigsten profitieren. Was kann ich da schon machen? Es sind doch die „Großen“, die stellen die Weichen und streichen fette Gewinne und Vertragsprovisionen ein – nicht ich. Ich habe doch keinen Einfluss auf das Weltwirtschaftssystem, auf den Welthunger, auf das Weltklima. Ich bin doch nicht daran schuld! – das sagt sich so leicht. Aber ich habe eine Verantwortung und bin anderen etwas schuldig: Ich schulde den Menschen, die Konsumgüter für uns in Europa miterzeugen, dass ich die Augen vor Ausbeutung und Ungerechtigkeit nicht verschließe. Und ich schulde den Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden, dass ich meinen Lebens- und Konsumstil überdenke. Ich habe Handlungsmöglichkeiten: Ich kann weniger CO2 produzieren, indem ich meine Autofahrten reduziere; ich kann auf die Herkunft von Textilien achten, ob sie fair hergestellt sind und die Näherinnen einen gerechten Lohn erhalten, um sich und ihre Familien ernähren zu können; ich kann Plastikmüll, der die Meere verschmutzt, soweit es geht vermeiden. Ich kann handeln, denn „Es geht! Anders.“ Ich kann zum Heilen der Wunden der Erde beitragen und zur Verbundenheit und zum Zusammenhalt der einen Menschheitsfamilie. „Es geht! Anders.“ AMEN.

HIer wieder zwei Lied-Links zum Anhören und/oder Mitsingen:
– Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte – GL 272: https://www.youtube.com/watch?v=YBbJ8fjS8Ww
– Das Weizenkorn muss sterben – GL 210: https://www.youtube.com/watch?v=2a-nRZ8LX_k

Ihr geht. Anders

Verwandelt – hoffnungsvoll – bestärkt

Ihr geht. Anders

Gesegnet – begleitet – behütet

Ihr geht. Anders

        als Söhne und Töchter – als Prophetinnen und Propheten – als Botinnen und Boten

Ihr geht. Anders

        Hinein in den weiten Raum, auf den Gott Euch stellt und mit viele Möglichkeiten, die Welt zum Guten zu verändern.

So begleite Eure Wege, Eure Gedanken und Eure Taten mit seinem Segen der dreieine Gott, + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

(Segensgebet vgl. liturgische Bausteine zum Miseroersonntag 2021 mit Änderungen von Dieter G. Jung

03/21/21

GOTTESDIENST FÜR DICH+MICH

Gottesdienst in der Corona-Zeit für DICH+ MICH für Kinder und Familien  in Schwarzenbach an der Saale

Am 16.03.2021 standen Kinder und Familien im Fokus der Wort-Gottes-Feier in St. Franziskus, die von Astrid Schubert und Monika Voigt vorbereitet und gestaltet wurde.  Sandra Hastreiter sorgte auf ihrer Gitarre für die musikalische Begleitung der vorgesungenen Lieder.  Die Lesung (Johannes 5, 1-16) handelte von einem Kranken, der 38 Jahre auf seine Heilung  gewartet hatte. Jesus hat seine Not gespürt und ihn geheilt. So wie der Kranke nicht müßig wurde,  zu warten, so sollten auch die Kinder Geduld aufbringen in dieser Zeit, in der sie doch auf so Vieles verzichten müssten.  Einfühlsam fragte Astrid Schubert während ihres Impulses die kleinen und großen Gottesdienstbesucher: „Welche Herzenswünsche habt Ihr denn jetzt im Augenblick?“  „Ich möchte, dass Corona zu Ende geht und ich endlich wieder meine Freundinnen treffen kann“, wünschte sich ein kleines Mädchen. Auch die anderen Gottesdienstbesucher äußerten ihre Sehnsucht nach Kontakten zu Enkeln, Kinder oder der Clique.  Für jeden Wunsch wurde ein Bild mit einem roten Herz an das Fastentuch am Altar geklebt. Monika Voigt vermittelte den Kindern,  dass Jesus immer an ihrer Seite sein würde.  Astrid Schubert ließ mit dem Lied „Vertraut den neuen Wegen“ den abendlichen  Gottesdienst stimmungsvoll ausklingen.

Dieser liebevoll gestaltete Liedvers wurde jedem Gottesdienstbesucher mit auf den Weg gegeben.

03/15/21

PREDIGT 4. Fastensonntag (B)

Eph 2,4-10 + Joh 3,14-21

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Licht und Schatten: Es kommt alles ans Licht, wenn ich mich meinen Lebenswandel stelle: Mein Tun und Lassen wird sichtbar, ja mein ganzes Leben – auch „das Böse“ in mir, die dunklen Seiten, die ich gerne vor anderen verberge (vgl. Joh 3,20-21). Das aktuelle MISEREOR-Hungertuch von Lilian Moreno Sánchez greift diesen Gedanken von „Licht- und Schattenseiten“ auf: Die schwarzen Linien zeichnen die Umrisse eines Fußes – ein Röntgenbild: Schwarz auf Weiß ist jedes einzelne Fußknöchelchen zu sehen – und auch die Brüche: es ist ein mehrfach gebrochener Fuß. Es tut weh, diese zersplitterten Knochen, diese Brüche zu sehen. Doch dieses Durchleuchten, dieser Röntgenblick ist notwendig, damit ein Arzt entscheiden kann, was an welcher Stelle zu tun ist, damit dieser Fuß wieder heil werden kann.
Jeden Morgen mache ich etwas ganz ähnliches: der Blick in den Spiegel. An meinem Spiegelbild kann ich viel ablesen: Augenringe erzählen von einer schlaflosen Nacht; wild zerwühltes Haar vom Hin- und Herwälzen und von unruhigen Träumen; ein entspannter Gesichtsausdruck von einem erholsamen Schlaf; dann steht mir die Lebensfreude ins Gesicht geschrieben – all das verrät mir der morgendliche Blick in den Spiegel. Oft bleibt mein Bick nicht nur an meinem Äußeren haften, sondern geht tiefer. Wie mit einem durchdingender Röntgenblick versuche ich, hinter diese Oberfläche in mein Inneres, in mein Seelenleben, zu schauen.
Dieser Blick in den Spiegel meiner Seele erfordert Mut – gerade wenn andere Menschen mir im übertragenen Sinn „den Spiegel vorhalten“, ist das oft schmerzlich. Oft wende ich mich ab und will nicht hinsehen. Wenn ich es dennoch wage, dann offenbart mir dieser Blick schonungslos und ehrlich alles: das Gute und Schöne in meinem Leben und auch meine Schattenseiten, mein fehlerhaftes Tun, all die Ungereimtheiten und Brüche – wo andere mich verletzt haben, oder wo durch mein Verschulden etwas in die Brüche gegangen ist, oder was ich verbrochen habe. Die heutige Lesung (vgl. Eph 2,4-10) „hält mir den Spiegel vor“. Ich wage jetzt zusammen mit Ihnen den Blick in diesen Spiegel, den der Apostel Paulus damals der Gemeinde von Ephesus und heute Ihnen und mir vorhält.
Ich sehe: ich bin Geschöpf Gottes (vgl. Eph 2,10). Was das heißt, wird im Schöpfungsbericht deutlich: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild; als Bild Gottes schuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie“ (Gen 1,27). Ich bin ein Bild, ja Spiegelbild Gottes. In mir und in jedem Menschen spiegelt sich Gott wieder: in jedem Kind, jedem Jugendlichen, in jeder Frau, in jedem Mann, in jedem alten Menschen. Gott mutet mir, ja uns allen viel zu: Als Mensch bin ich Gottes Stellvertreter auf Erden. Ich darf mitwirken an seiner Schöpfung (vgl. Gen 1,28-29). Eine große Verantwortung, verantwortungsvoll mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, mit Tieren und mit der Umwelt umzugehen. Es ist meine Aufgabe, die Schöpfung zu bewahren und zu erhalten, meine Mitmenschen zu lieben, – und nicht, sie und ihren Willen mit Gewalt „zu brechen“ und so gefügig zu machen.
Beim alles erhellenden Blick der heutigen Lesung entdecke ich aber auch anderes: die schwarzen Schatten und die Brüche in meinem Leben. Ich bin zwar Gottes Ebenbild, aber eben auch ein Sünder – ich bin ein sündiger Mensch, wie jeder Mensch (vgl. Eph 2,4). Ich habe Böses getan und Gutes unterlassen; in vielen Bereichen bin ich dem Schöpfungsauftrag Gottes und damit dem Leben nicht gerecht geworden; ich bin tot infolge meiner Schuld und Sünde – so sagt es mir Paulus im Epheserbrief (vgl. Eph 2,4). Ein ernüchterndes Spiegelbild, das mir da entgegenkommt.
Beim Blick in den Spiegel der Lesung sehe ich noch ein drittes Bild – es ist das entscheidende Bild: die Gnade Gottes, die mir durch Jesus Christus geschenkt ist. Er bricht nicht mit mir, sondern er nimmt mich so wie ich bin – mit meinen Brüchen, Ecken und Kanten. „Aus Gnade seid ihr gerettet. Er [= Gott] hat uns mit Christus Jesus auferweckt und […] einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben. […] Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt – , nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann“ (Eph 2,4-8). Durch Gottes Gnade, durch seine erneuernde Kraft, bin ich durch die Taufe neu geschaffen, eine Neu-Schöpfung. Das bedeutet: Gott nimmt mich an trotz meiner Schuld und noch vor aller Leistung, weil er mich liebt und weil er ein gnädiger Gott ist; ein Gott, der nicht auf Rache und Vergeltung sinnt; ein Gott, der mich durch und durch kennt; der weiß, was mir fehlt und wo ich gefehlt habe: „Herr, dir ist nicht verborgen, du schaust mein Wesen ganz. Das Gestern, Heut und Morgen wird hell in deinem Glanz“ (Gotteslob 428). Dieser Röntgenblick Gottes schmerzt manchmal und brennt sogar – nicht aus Strafe – sondern desinfizierend, heilend und himmelfähig machend. Wenn ich genau hinschaue, erkenne ich: An den Bruchstellen und Brüchen meines Lebens strahlt Gottes heilsame Güte und sein liebevolles Wohlwollen auf.
Als Christ glaube ich an die rettende Gnade Gottes (vgl. Joh 3,16-18) und stehe in der Verantwortung die mir geschenkte Gnade mit menschlichem Leben und im mitmenschlichen Leben zu erfüllen: das ist meine Aufgabe. Gott hat viel in mich hinein gelegt, all die Begabungen und Fertigkeiten. Als Christ soll ich diese, meine Fähigkeiten und die guten Werke, die in mir schlummern, zur Geltung bringen, damit die Gnade Gottes in der Welt sichtbar wird, wie Paulus schreibt: „Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken geschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat“ (Eph 2,10). So soll ich mein Leben gestalten und der Gnade Gottes nicht im Weg stehen. Der morgendliche Blick in den Spiegel kann mich ermutigen: Ja, Gott, für dich will ich in diesen neuen Tag gehen. Ja, Gott, du sollst durch mein Tun hindurch sichtbar werden, durch mich hindurch anderen leuchten. Ja, Gott, als dein menschliches Spiegelbild mit meinen Fehlern und Brüchen will ich es versuchen – gestärkt durch deine Gnade. AMEN.

© MISEREOR – © Härtl/MISEREOR

03/15/21

GOTTESDIENST FÜR DICH+MICH

Gottesdienst in Corona-Zeit für DICH+ MICH für Senioren in Schwarzenbach an der Saale

 

Pfarrer Dieter Jung feierte am 09.03.2021 mit seiner Gemeinde in St. Franziskus eine Heilige Messe für Seniorinnen und Senioren. Betagte Menschen, in den Medien häufig als „vulnerable Gruppe“ bezeichnet, leiden ganz besonders unter der Corona-Pandemie. In Form eines Dialogs wurden ihre unterschiedlichen Nöte beschrieben. So sorgen sie sich oft wegen der Impfung oder fürchten sich, mit Corona-Viren anzustecken, weil eine Infektion für diesen Personenkreis gefährlich ist. Einsamkeit ist ein anderes Thema. Das ehemals blühende Gemeindeleben in St. Franziskus musste eingestellt werden – kein Senioren-Nachmittag, kein Gemeinde-Frühstück, keine Ausflüge; Einsamkeit herrscht auch oft in den Pflegeheimen, weil die Kontaktmöglichkeiten beschränkt wurden. Unsere Senioren vermissen die Nähe der Menschen und leiden darunter. Ebenso wächst die Armut vieler Rentner, vor allem von Rentnerinnen, verfügen sie doch oft nur über kleine Renten und soziale Hilfen wie von den Tafeln oder kostengünstige kulturelle Angebote sind nicht erhältlich. Auch der trauernden Menschen und ihrer Verstorbenen gedachte man und schloss sie mit in die Gebete ein. Als Symbol für all das Schwere, das unsere Senioren zurzeit belastet, wurden „Sorgensteine“ unter das Kreuz auf den Altar gelegt. Bei Gott dürfen alle Sorgen getrost abgeladen werden. Dies wurde auch am Anfang der Fürbitten ausgedrückt, die Franz Walter vortrug: „Guter Gott! Dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, hat selbst gesagt: ‚Kommt alle zu mir, die Ihr Euch plagt und schwere Lasten tragt, ich werde Euch Ruhe verschaffen.‘ So kommen wir vertrauensvoll mit unseren Sorgen und Anliegen zu Dir.“

Pfarrer Dieter Jung bei der Gabenbereitung. Den Altar verhüllt ein Fastentuch, das von der ökumenischen Jugend erstellt wurde und bei jedem „Für Dich & Mich“ – Gottesdienst ergänzt wird.

03/15/21

GOTTESDIENSTE FÜR DICH+MICH

Gottesdienste in der Coronazeit für DICH+MICH in St. Franziskus

Am 02.03. feierten die Christen in der katholischen Pfarrkirche St. Franziskus den zweiten  Gottesdienst für besonders schwer betroffene Gruppen unserer Gesellschaft. Dieses Mal standen Lehrkräfte und Arbeitnehmer im Homeoffice im Fokus. Astrid Schubert und Barbara Knoblich verdeutlichten in einem Anspiel die Situation  der Lehrerinnen und Lehrer im Distanzunterricht. In einem „Dialog zweier Kolleginnen“ drückten sie die Schwierigkeiten aus, mit denen Schülerinnen und Schüler tagtäglich konfrontiert sind,  z.B. fehlende Lernorte, räumliche Enge zuhause, schlechtes WLAN, fehlende Konzentration und  Ablenkung durch Geschwister, TV oder Smartphones. Barbara Knoblich sagte: “Ich mache mir Sorgen über Kinder,  weil sie sich wegklicken und ich sie nicht sehen kann“.

Lehrkräfte, wie auch andere Arbeitnehmer im Homeoffice  haben auch mit einer veränderten Zeitstruktur zu tun, berufliche Arbeit und Privates sind nicht mehr getrennt. „Wäsche aufhängen und danach gleich wieder E-Mails der Schüler beantworten – das ist eine ganz neue Erfahrung.“ In dem Gespräch war auch von riesigen Fortschritten im digitalen Unterrichten und den gut gemeisterten Herausforderungen die Rede. Die beiden Lehrerinnen haben sich mit Optimismus und einem guten Gefühl verabschiedet.

Das Evangelium kündete von der Heilung eines Blinden in Jericho.  Durch eine Berührung wurde der Kranke geheilt. „Auch wir brauchen Kontakt,  Zuwendung,  Berührung – ein Virus verhindert dies zur Zeit“, betonte Astrid Schubert. In den Fürbitten wurde besonders der Menschen gedacht, die in der Zeit der Pandemie Großes leisten, deren Arbeit aber oft nicht gesehen wird: Eltern, die Homeoffice und Kinderbetreuung gleichzeitig stemmen müssen, Lehrkräfte, die sich unermüdlich um ihre Schüler kümmern, Schulleiterinnen und Schulleiter, die Schule im Lockdown organisieren, die vielen Väter und Mütter, die nicht müde werden, ihre Kinder zu unterstützen. Knoblich sagte: „Wir  wollen mehr als nur arbeiten- wir wollen in das Leben anderer  Menschen Licht bringen.“ Dazu sollte Gott Kraft, Mut und Vertrauen schenken. Mit dem Lied  „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ gesungen von Astrid Schubert und begleitet mit der Gitarre durch Barbara Knoblich  wurde der Gottesdienst beendet.

Geschäftsschließungen, Stillstand in Kunst, Kultur, Theater oder Musik belasten die in diesen Sparten tätigen Menschen. Kurzarbeit, ausbleibende Aufträge, Arbeitslosigkeit lassen die Beschäftigten langsam mürbe werden. Barbara Schaefer lud mit der Fabel „ Die kleine Schraube“ des Literatur-Nobelpreisträgers Rudyard Kipling zum Nachdenken ein. Eine kleine Schraube personifiziert beispielsweise  eine Musikerin, einen Architekten, einen Schauspieler oder eine Ärztin – jeder arbeitende Mensch ist mit seiner Profession unverzichtbar, ein Teil des großen Ganzen und wichtig für das Funktionieren des „gesamten Schiffes“, nämlich unserer Gesellschaft.

Schaefer betonte in ihrem Impuls, dass diese Menschen gerade jetzt unseren Zuspruch und auch Ermutigung zum Durchhalten benötigen. „Das hält unser Schiff zusammen. Das ist für uns alle wichtig.“

03/8/21

WELTGEBETSTAG DER FRAUEN AM 5.3.2021

Gottesdienst zum Weltgebetstag 2021- Worauf bauen wir?

Ein kleines Team hat dieses Jahr unter besonderen Bedingungen den Gottesdienst zum Weltgebetstag 2021 in der St. Franziskuskirche in Schwarzenbach an der Saale gestaltet. Der Weltgebetstag ist die größte und älteste weltweite ökumenische Frauenbewegung und zugleich wurde in vielen Ländern der Erde dieser Gottesdienst am 1. Freitag im März gefeiert.

(von links Pfarrerin Annett Treuner, Walburga Arnold, Karin Vogel, Bärbel Mildner, Rita Krause)

Frauen aus Vanuatu haben dieses Jahr die Gottesdienstordnung herausgegeben. Wo liegt bitte Vanuatu, mögen sich die Besucher zunächst gefragt haben. Vanuatu ist ein Südseeparadies: Blaues Meer mit exotischen Fischen und Korallen, Traumstränden und dahinter ein tropischer Regenwald mit Überfluss an Früchten und überall glückliche Gesichter – zu Recht stand die Bevölkerung von Vanuatu mehrere Jahre an erster Stelle des weltweiten Glücksindex. Die 83 Inseln liegen irgendwo zwischen Australien, Neuseeland und den Fidschiinseln, genau da wo wir denken, da muss das Ende der Welt sein.

Doch es gibt auch die Kehrseite: Vanuatu ist weltweit das Land, das am stärksten den Gefährdungen durch Naturgewalten und den Folgen des Klimawandels ausgesetzt ist. Der Meeresspiegel steigt und steigt und Vanuatu liegt zudem im pazifischen Feuerring mit mindestens sieben aktiven Vulkanen und regelmäßigen Erdbeben. Ein großes Problem ist darüber hinaus die allgegenwärtige Gewalt gegen Frauen.

Zwischen all diesen widersprüchlichen Bedingungen muten uns die Frauen des Weltgebetstags aus Vanuatu die Frage zu: „Worauf bauen wir?“ was auch der Titel des Gottesdienstes ist. Was trägt unser Leben, wenn alles ins Wanken gerät?

Nach einer eindrucksvollen Diashow über die Schönheit des Landes verweist Pfarrerin Annett Treuner auf das schwere Seebeben der Stärke 6,1 in der letzten Nacht vom 5.03.21 der Stärke 6,1 in Vanuatu. Die Erschütterungen waren auch auf einigen der Inseln zu spüren. In den letzten 30 Tagen gab es bereits 30 kleinere Beben. Risse in Häusern und Flutwellen sind die Folge solcher Beben.

Auch das Titelbild erzählt von einer Naturkatastrophe. Die Künstlerin Juliette Pita verarbeitet darin ihre eigenen Erfahrungen während des verheerenden Zyklons Pam im Jahr 2015: Eine Palme biegt sich im Wind. Die Wellen schlagen hoch und eine Frau beugt sich schützend über ihr Kind. Rechts am Horizont sind Kreuze zu sehen für die vielen Menschen, die bei der Katastrophe gestroben sind.

Für die Einwohner von Vanuatu, die Ni-Vanuatu, ist es also lebenswichtig darüber nachzudenken: Wie können wir unsere Häuser möglichst sicher bauen? Aber auch im übertragenen Sinn fragen sie: Wie können wir unser Lebenshaus sicher und auf festem Grund bauen?Jesus gibt auf diese Frage in seiner Bergpredigt eine klare Antwort: Wer meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, …. Wer meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor.

Beide hören auf Jesu Worte, aber klug ist nur der, der auch danach handelt. Diejenigen, die nach Jesu Worten handeln, die bauen ihr Lebenshaus auf ein festes Fundament. Für unser Handeln gibt Jesus uns in der Bergpredigt einen Maßstab mit, eine goldene Regel, an die wir uns halten können: Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!

Wie kann solch kluges Handeln an anderen heute aussehen – in meinem persönlichen Umfeld, in unserer Gesellschaft, global? Das ist keine Frage, die wir mal schnell beantworten. Sondern das ist eine lebenslange Frage beim Bau unseres Lebenshauses. Mögen wir sie uns jeden Tag stellen und immer wieder tagesaktuell beantworten.

Rita Krause

03/7/21

GOTTESDIENSTE FÜR DICH+MICH

Gottesdienste in der Coronazeit für DICH+MICH in St. Franziskus

Am 23.02. feierten die Christen in der Pfarrkirche St. Franziskus den ersten Gottesdienst für besonders schwer betroffene Gruppen unserer Gesellschaft. Die Situation von Geschäftsinhabern, Kulturschaffenden und Freiberuflern wurden beleuchtet und ihrer im Gebet gedacht.

Geschäftsschließungen, Stillstand in Kunst, Kultur, Theater oder Musik belasten die in diesen Sparten tätigen Menschen. Kurzarbeit, ausbleibende Aufträge, Arbeitslosigkeit lassen die Beschäftigten langsam mürbe werden. Barbara Schaefer lud mit der Fabel „ Die kleine Schraube“ des Literatur-Nobelpreisträgers Rudyard Kipling zum Nachdenken ein. Eine kleine Schraube personifiziert beispielsweise  eine Musikerin, einen Architekten, einen Schauspieler oder eine Ärztin – jeder arbeitende Mensch ist mit seiner Profession unverzichtbar, ein Teil des großen Ganzen und wichtig für das Funktionieren des „gesamten Schiffes“, nämlich unserer Gesellschaft.

Schaefer betonte in ihrem Impuls, dass diese Menschen gerade jetzt unseren Zuspruch und auch Ermutigung zum Durchhalten benötigen. „Das hält unser Schiff zusammen. Das ist für uns alle wichtig.“


Barbara Schaefer (links), Heidi Hornig (Mitte), Hugo Phillip (rechts) gestalteten diesen besonderen Gottesdienst.