PREDIGT AUFERSTEHUNG DES HERREN – OSTERN

Lk 24,1-12

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Was soll denn der Regenbogen im Altarraum – eine Frage, die gestellt wurde hinter vorgehaltener Hand oder auch dem Mesner; mich als Pfarrer traute man sich nicht zu fragen… Der Regenbogen gewachsen: Woche für Woche kam eine Farbe hinzu: rot, orange, gelb, grün, blau und violett. Man kann mit diese Farben kombinieren und je nachdem, wie man das macht, kommt eine neue Farbe heraus. Man kann sogar mit diesen Farben rechnen – zumindest theoretisch: Man kann die Farben des Regenbogens subtraktiv mischen und erhält, wenn alle Farben „abgezogen“ sind, die Farbe SCHWARZ, die Farbe der Trauer und des Todes passend für den Karfreitag. In Schwarzenbach lag ein schwarzer Trauerflor auf dem Leichnam Jesu.
Heute ist das SCHWARZ verschwunden, die Farben sind anders gemischt, nämlich additiv: alle Farben leuchten zusammen und ergeben die Farbe des Tages, nämlich österliches WEISS, die Farbe der Auferstehung. Die Farbe findet sich wieder in den „leuchtenden Gewändern“ (Lk 24,4) der Lichtgestalten, die zu den trauernden Frauen kommen. Die Farbe WEISS als Summe aller Farben ist die Botschaft, die Botschaft des Lebens. WEISS ist Farbe, die hineinstrahlt ins Leben der Frauen, denen durch den Tod Jesu alle Farbe und Lebensfreude genommen ist: Sie tragen und sehen SCHWARZ. Sie haben mit nicht mit WEISS gerechnet. Sie erschrecken und blicken (geblendet) zu Boden (vgl. Lk 24,5) – sie können das Licht noch nicht fassen.
Wie geht es mir: Kann ich noch erschrecken über die Botschaft von Ostern, oder ist sie längst verblasst oder farblos? Ist in mir noch alles SCHWARZ vor Trauer angesichts persönlicher Schicksalsschläge oder angesichts des Krieges in der Ukraine und der unsicheren Zeit, die vor uns liegt? Wird es wieder hell in meinem Leben werden? Oder ist in mir alles WEISS, weil ich das Leid und die Nöte der anderen ausblende? Oder dämmert es schon in mir hin zur angstvollen Nacht oder hin zum nahenden Tag?
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,5) – eine Frage, die herausfordert und eine Antwort fordert, von den Frauen und von den Jüngern auch. Den Frauen dämmert es: Sie erinnern sich und bringen die Worte Jesu mit der Botschaft der Lichtgestalten zusammen (vgl. Lk 24,6-8) – es wird hell in ihrem Leben und sie wollen dieses Licht, diese Farbe des Lebens und des Lebenden weiterschenken und andere mit diesem Osterlicht entzünden: Auch das Leben der Jünger und anderer Menschen soll hell werden – wie bei der Lichtfeier zu Beginn der Osternacht: ein Licht, das sich verbreitet und das Leben und die Kirche hell macht: Jesus Christus ist dieses Licht.
Die Jünger können das zunächst nicht glauben – ihr Leben bleibt düster, dunkel und totenschwarz: Tot ist tot – kein Leben mehr möglich! Aus und vorbei! Sie können nicht glauben, dass Jesus nicht mehr tot im Grab liegt – sie können und wollen nicht glauben, dass er von den Toten auferstanden ist. Sie halten die LichtBotschaft der Frauen für törichtes Weibergeschätz. Die Frauen wollten das, was sie in Bewegung setzte und den Stein bei ihnen ins Rollen brachte, den Jüngern mitteilen: Jesus lebt! Er ist auferstanden! Die Frauen haben etwas bewegt mit ihrer Botschaft vom „weggewälzten Stein“ (vgl. Lk 24,2): Petrus, der Fels, bewegt sich – ein „rolling stone“ im übertragenen Sinn. Er öffnet das Grab seiner vermeintlichen Totsicherheit und eilt zum Grab und findet … Jesus nicht – nur die Leinenbinden.
Was finden wir heute, wenn wir zum Grab gehen? Lasse auch ich mich und meine festgefahrenen Meinungen bewegen? Breche ich auf und glaube?
Regenbogen: #out in church. Oute ich mich, dass ich eine Glaubende, ein Glaubender bin, die/der an die Auferstehung Jesu glaubt, an sein „coming out“, an sein Herauskommen aus dem Grab? Dann bekommt der Regenbogen eine tiefere Bedeutung: Leben, Leben in Fülle mit allen Farben. AMEN.