Ex 17,3-7 + Joh 4,5-42 (Langfassung)
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Trockenheit – Ausgedorrt-Sein. Der Durst unserer Erde, des Erdbodens – trotz des Regens und des Niederschlags der letzten Tage ist Wasserknappheit: aufgrund der zu trockenen Sommer und zu niederschlagsarmen Winter ist der Grundwasserspiegel dramatisch gesunken – mancherorts über 2 Meter – flachwuzelnde Pflanzen und Bäume verdorren; ein Phänomen mit dem Teile Afrikas schon seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Die einst gegrabenen Brunnen führen kein Wasser mehr; sie reichen nicht mehr bis in die wasserführenden Schichten. Wir wollten diese Anzeichen des schleichenden Klimawandels auf unserer Welt über Jahrzehnte nicht sehen…
Wasser ist Leben: unser „Blauer Planet“ (vgl. MISEREOR-Fastentuch) besteht zum Großteil aus Wasser: Salzwasser, Süßwasser und Trinkwasser. Doch auch dieses Wasser ist bedroht durch die Vermüllung und Vergiftung der Ozeane; Vielerorts gibt es keinen gesicherten Zugang zu sauberem, trinkbarem Wasser. Trockenheit – Ausgedorrt-Sein: Die Lebensgrundlage vieler Menschen steht auf dem Spiel: Wasser ist Leben – Wasser ist Überleben; da geht es vielen Menschen nicht anders als dem murrenden Volk Israel in der Wüste: Wasser und das (Über-)Leben sind den Menschen wichtiger als die Freiheit, in die Mose sie mit Gottes Hilfe geführt hatte (vgl. Ex 17,3).
Trockenheit – Ausgedorrt-Sein: Wasser ist Leben – Wasser des Lebens. Die Frau, die zum Jakobsbrunnen kommt (vgl. Joh 4,5-42), dürstet nach Leben – nach der Fülle des Lebens, nach der Füllung mit Leben und nach der Erfüllung im Leben. Das ist der Durst der Samariterin – er hat mehrere Ebenen: tagtäglich der weite Weg zum Brunnen um Wasser zu schöpfen – hin und zurück – flüchtige oder zerbrochene Beziehungen, geschieden oder verwitwet sein, immer wieder eine neue Beziehung beginnen (müssen) und (in der damaligen Zeit) vom Mann abhängig sein – sich immer wieder (vor anderen) rechtfertigen müssen – das erschöpft, zermürbt, trocknet aus.
Die Frau kommt in der sechsten Stunde zum Brunnen – in der glühenden Mittagshitze. Keine(r) verlässt zu dieser Zeit das Haus um den beschwerlichen Weg zum Brunnen und zurück zu gehen – Jesus macht eine Mittagsrast, Siesta am Brunnen. Frauen gehen normalerweise in der Kühle des Morgens zum Brunnen – auch um sich zu treffen: der Brunnen als Begegnungsort und zum Austausch von Neuigkeiten. Die Samariterin geht mittags – sie will niemanden treffen und trifft auf Jesus. Für sie wird der Brunnen zu einem besonderen Begegnungsort, zu einem Ort des Lebens.
Die Frau kämpft gegen Dürre und Leere in ihrem Leben an: Sie will Leben. Sie schöpft Wasser gegen die Erschöpfung – und erkennt Gott als Schöpfer des Lebens an. Es ist die Bitte um Wasser – beide bitten, die samaritische Frau und Jesus – ein Dialog, der „Grenzen“ überschreitet: Es galt als unschicklich, wenn ein wildfremder Mann eine Frau ansprach (vgl. Joh 4,27) – es sei denn, er hatte eindeutige Absichten und die waren weit mehr als nur Wasser… Zudem vermieden Juden das Gespräch mit Samaritern. Trotzdem lässt sich die Frau in ihrem Durst nach Leben auf dieses unmögliche Gespräch mit dem Fremden ein, das Frage für Frage rasch in die Tiefe geht:
Der Fremde wird für sie zur sprudelnden Quelle, die Leben und neue Lebendigkeit schenkt, ja sogar ins ewige Leben fließt (vgl. Joh 4,14). Die Frau erahnt in dem Fremden den Messias, den Christus (vgl. Joh 4,25.29).
Ein Dialog der Nationen und Religionen auch über so manche Grenze hinweg, ist möglich: Gott als Schöpfer anzuerkennen, die Schöpfung zu bewahren und Leben auch für nachfolgende Generationen zu ermöglichen, ist Gabe und Aufgabe Gottes an alle Menschen. Darauf verweisen auch die beiden Händepaare auf dem MISEREOR-Fastentuch, die die fragile und labile Erde (er-)halten. Wir haben es in der Hand: Nicht Ölquellen sind entscheidend, sondern die Quelle, die sich allen schenkt und dem Leben dient und nicht der Bereicherung Einzelner – für uns Christen ist Jesus Christus diese Quelle des Lebens und der ist für uns der „Retter der Welt“ (Joh 4,42).
Es braucht Begegnungsorte mit Jesus Christus, weil der Grundwasserspiegel des Glaubens rapide gesunken ist: Glaube und Glaubensinhalte sind bei vielen vertrocknet, ja über Jahre verdorrt. Wir brauchen das Wasser des Lebens, das uns Jesus Christus als Quelle des Lebens schenkt. Jesus Christus ist da: Er wartet selbst in der Mittagshitze auf uns, auf die Begegnung mit uns und dass wir uns auf das Gespräch mit IHM einlassen, wie die Samariterin. Diese Frau schenkt weiter, was sie selbst erfüllt hat. Sie wird zur Schale, die weitergibt, ohne leer zu werden. Sie kämpft an gegen den Durst und die Dürre in ihrem Leben und gegen das Ausgedorrt-Sein ihrer Mitmenschen. Die Frau wird zur Verkünderin (vgl. Joh 4,28-29.39): von der Wasserträgerin zu Apostelin in einer männerdominierten Welt – eine Wandlung und Öffnung durch die Begegnung mit Jesus Christus – auch in unserer katholischen Kirche, an diesem Wochenende (vgl. Entscheidung d. Synodalen Weges). AMEN.