PREDIGT 14. So. i. JK (A)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

Landwirte und Ackerbau präg(t)en unsere Dörfer, kleinen Städte und unsere Kultur. Landwirte sorgen durch die Aussaat für das tägliche Brot. Durch das „ausgesäte“ Engagement der Bewohner in Vereinen und Gruppen wird das Zusammenleben fruchtbar. In unserer Gemeinde und in unseren drei Gemeinden lebt und wächst das Zusammenleben – zusammenwachsen und zusammen wachsen. Ziel aller Mühe ist es, dass etwas Gutes wächst – dann ist Leben im Dorf bzw. in unserer/unseren Gemeinde(n).

Jesus kommt vom Dorf, aus Nazareth. Er kennt sich in der Landwirtschaft aus und weiß, dass dies auch die Lebenswelt der Jüngerinnen und Jünger ist. Gleichnisse aus Landwirtschaft verdeutlichen seine Botschaft – so auch das Sämann-Gleichnis. Ein Sämann geht aufs Feld und streut Samen aus. Er lebt aus der Hoffnung, dass da etwas Neues wachsen und Frucht bringen kann. Wohlgemerkt: Neues wachsen kann, aber nicht zwingend muss. Und obwohl dreiviertel des Saatgutes nicht bis zur Ernte heranreifen, wagt er die Aussaat. Obwohl Misserfolg zu 75 Prozent vorprogrammiert ist und ein Großteil der Anstrengungen vergeblich ist – streut der Sämann den Samen aus, in der Hoffnung, dass etwas Gutes herauskommt.
Hätte der Sämann seine Arbeit nicht besser machen können?
Hätte er nicht genauer zielen können oder die Dornen roden müssen?
Hätte er nicht eine Bodenprobe nehmen können, um zu sehen wie verkrustet und hart die Erdoberfläche ist oder in welcher Tiefe Fels ansteht?
Hätte der Sämann, hätte Gott, seine Arbeit nicht besser machen können?

Erfolg ist keiner der Namen Gottes– schrieb Papst Benedikt – und Gottes Wort gilt allen Menschen. Alle Menschen sind zum Hören des Wortes Gottes eingeladen – und dann kommt es eben auf den Menschen an; Gott hat sein Mögliches getan: Er hat uns sich und seine Botschaft geschenkt. Er hat sein Wort in unseren menschlichen Ackergrund, in unser Herz, gesät. Jetzt liegt es an uns, was aus Gottes Wort wird.
Zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr raus. Zwischen den Ohren alles auf Durchzug, den Verstand vollkommen ausgeschaltet: Gottes Wort hat gar keine Chance sich bei uns und in unserem Leben zu verwurzeln.
Worauf sollen wir hören?Wir machen viele Worte – ständig werden wir im Radio, Fernsehen und Internet berieselt – Dauerberieselt und Dauerumsorgt. Auch viele Freizeitangebote und selbst gemachte Sorgen ersticken Gottes Wort. Vielfach finden Treffen und Termine während der Gottesdienstzeit statt, der Zeit der Aussaat des Wortes Gottes.
Und wenn wir Gottes Wort hören, es in uns aufnehmen, wie gehen wir damit um? Bleibt das Wort Gottes nur oberflächlich, dient es nur der Glättung meiner „Sorgenfältchen“ oder hat Gottes Wort in mir eine Tiefenwirkung. Strahlt es durch mich aus und habe ich so eine Ausstrahlung? Will ich nur das hören, was mir passt, oder kann ich auch Schwieriges aushalten, und daraus Kraft und Hoffnung schöpfen?

Es liegt an mir, was aus Gottes Wort in mir und durch mich wird:
Es liegt an mir, ob ich für einen guten Nährboden sorge, ob ich mich und mein Herz für Gottes Wort bereite.
Es liegt an mir, ob ich für ein geeignetes Klima und Umfeld sorge, damit Gottes Wort in mir wachsen und reifen kann, ob genügend Zeit und Luft bleibt darüber nachzudenken, oder ob meine oft selbst gemachte Hektik des Alltags das Wort Gottes überwuchert und zu ersticken droht.
Es liegt an mir, ob ich mir das Wort Gottes, die christliche Botschaft, vom Zeitgeist und der medialen Meinungsmache wegschnappen lassen, oder ob ich im übertragenen Sinn Vogelscheuchen oder Abwehrmechanismen habe, die die kleinen aufkeimenden Wort-Samen schützen.
Es liegt an mir Gottes Wort zu hören und es auch zu verstehen suchen.
Wenn ich versuche zu verstehen, dann bin ich bereits Jüngerin und Jünger. Wenn das Wort Gottes bei mir auf guten Boden gefallen ist, dann wirkt es in mir und will weiter wachsen und dann bin ich ein Mensch, der Frucht bringt. „Lebe das, was du vom Wort Gottes, vom Evangelium verstanden hast; und sei es auch noch so wenig – aber lebe es!“ (Frère Roger aus Taize). Selbst wenn bei mir auch nur ein Viertel von Gottes Wort auf guten Boden fällt, dann wiegt dieses fruchtbringende Wort allen Misserfolg und alle vergebliche Mühe auf – es bringt Frucht für mich und für andere: 100-fach, 60-fach, 30-fach – es müssen also auch nicht 100% sein, um ein im Glauben „fruchtbarer“ Mensch zu sein; das mir Mögliche soll ich leben. Solche fruchtbaren Menschen und Mitarbeiter braucht eine lebendige Pfarrgemeinde und solche engagierten Menschen und ehrenamtlichen Mitarbeiter hat sie auch: euch Ministranten, die Jugendgruppe, die Lektoren und Mesner, die Sekretärin, die Ordensschwestern und Wort-Gottesdienst-Beauftragte, die Pfarrgemeinde- und Kirchenräte, die vielen anpackenden und helfenden Hände, wo immer Not am Mann oder an der Frau ist.

Trotz guter Ernte ist immer Zeit der Aussaat – für Sie, die Ehrenamtlichen, und auch für uns Priester. Immer gilt es stellvertretend für Gott Sämann für Gottes Wort zu sein, brachliegendes Land neu zu beackern und als Gärtnerin den Samen des Evangeliums auszustreuen, auch wenn der Boden hart ist und möglicherweise nicht den gewünschten Ertrag bringt. Wir müssen die Aussaat trotzdem wagen, denn nur so kann Gottes Wort bei uns und unseren Mitmenschen ankommen, nur so kann es wachsen und immer neu reiche Frucht bringen – Ihr alle seid der beste Beweis dafür.   Amen.

Lied-Links zur Vertiefung:
– Geh aus mein Herz in „Corona-gerechter-Singweise“ mit dem Corona Virtual Choir: https://www.youtube.com/watch?v=kpgw1b4Md54
– Zusammenwachsen – zusammen wachsen: https://www.youtube.com/watch?v=SqBoGZ9fYME