PREDIGT 5. Sonntag Osterzeit LJ A

1 Petr 2,4-9 + Joh 14,1-12

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Abschied – das fällt nicht leicht, besonders wenn es um liebe Mitmen-schen und um wertvolle Beziehungen geht – ebenso wie die Trennung von liebgewordenen Sachen, der drohende Verlust der Arbeitsstelle.
Andere „Abschiede“ fallen leicht – durch die Lockerung der Ausgangs-beschränkung atmen viele auf; manche nehmen das Leben auf die leichte Schulter – wie wenn es kein Corona mehr gibt. Vielen gehen die Locke-rungen und vor allem der Umgang damit zu schnell – mir auch.
Wie wird es weitergehen? Eine Frage, die nicht nur mich umtreibt.
Wie wird es weitergehen? Wir müssen mit Corona leben lernen – darauf kommt es an, Schritt für Schritt mit der gebotenen Sicherheit und Wert-schätzung des Lebens – des eigenen und das meiner Mitmenschen; deshalb auch jetzt Abstand und Maske. Wir müssen mit Corona leben lernen – Le-ben und Lebendigkeit als Ziel, trotz mancher Einschränkungen. Wir müssen mit Corona leben lernen – Krankheit und Tod gehören zum Leben dazu.
Wie wird es weitergehen? Wohin gehst du? Wo bist du dann?
Eine Frage, die sich auch angesichts des Todes stellt – eine Frage, die wir gerne verschweigen – eine Frage, die Kinder aber aussprechen.
„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ (Joh 14,5) Eine Frage, die Thomas stellt, der im Johannesevangeli-um als hinterfragende Person auftritt. Wohin gehst du? Eine Frage aus der auch die Angst spricht, die Angst allein und verlassen zu sein – eine Erfah-rung, die gerade Seniorinnen und Senioren daheim oder in den Altenheimen machen mussten. Eine Frage, die Thomas Jesus stellt – nach dem letzten Abendmahl und vor dem Beginn des Leidens und des Kreuzweges.
Zuvor hat Jesus den Jüngerinnen und Jüngern seinen Abschied angekün-digt – und das Wichtigste quasi als Testament hinterlassen: „Ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,33-35). Damit hat Jesus alles gesagt, doch die Fragen bleiben:
Zuerst Petrus: „Herr, wohin gehst du?“ (Joh 13,36)
In seiner Antwort deutet Jesus seinen Tod an und auch den Verrat des Pet-rus. In dieser Zeit des Abschieds ist Glaube gefordert – Glaube und Ver-trauen: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ (Joh 14,1-2)
Jesus spricht vor seinem Abschied vom „Heimgehen zum Vater“ vom „Haus des Vaters“ – ein Ort, der Geborgenheit, Sicherheit, Heimat ver-spricht – ein Ort, der hinter der Auferstehung liegt – den Weg dorthin kön-
nen sich die Jünger nicht vorstellen – wie auch. Aber sie wollen an diesen Ort gelangen, dort Heimat und Geborgenheit finden und bei Jesus sein. Das „Haus des Vaters“ wirft daher bei den Jüngern unausgesprochene Fragen auf: Zurück zum Vater, zu Josef nach Nazareth – aber warum gehen wir dann nach Jerusalem? Wohin gehst du? Thomas spricht es aus: „Wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ (Joh 14,5)
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Jesus ist nicht nur Wegweiser – ER selbst ist der Weg. Lassen wir uns nicht durch Verschwörungstheorien von diesem Weg und von dieser Wahrheit abbringen: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren“ (Joh 14,1). ER, Jesus Christus ist der wahre Weg zum Leben – hier und jetzt und auch nach diesem irdischen Leben.
In den vergangenen Wochen sind viele von uns den Kreuzweg, als Lebens- und Glaubensweg gegangen – oder mussten es zwangsweise, weil ein mehr an Belastung da war; weil eine öffentliche Hl. Messe nicht möglich war und auch vieles andere nicht: dafür Gottesdienst daheim im Familienkreis oder übers Fernsehen als sonntägliche Christusbeziehung – und gelebte Nächs-tenliebe; das was Jesus den Jüngerinnen und Jüngern vor seinem Abschied mitgegeben hat, haben viele von Ihnen im Alltag umgesetzt – Sie haben ge-lernt mit Corona zu leben – Sie haben gelernt mit Corona zu leben – Mitten im Leben, dort wo wir auch Jesus Christus begegnen, Ihn, der diese Kreuz-wege mit uns gegangen ist, der uns heute im Glauben stärkt für unseren Weg ins Leben, ja der selbst Weg, Wahrheit und Leben ist. AMEN.