PREDIGT 5. FASTENSONNTAG (A)

Ez 37,12b-14 + Joh 11,3-7.17.20-27.33b-45 (KF)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Jesus trauert um seinen guten Freund Lazarus – die Tränen fließen. Jesus hält die Trauer aus. Jesus ist in der Trauer ganz nach bei den Menschen, die er gernhat, und tröstet Marta in ihrem Schmerz. Er redet den Schicksalsschlag nicht klein, nein. Jesus will, dass sie in IHM und durch IHN Kraft findet, diese Zeit der Trauer durchzustehen – dass sie im Glauben an Ihn, „die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11,25), Hoffnung hat, Hoffnung auf Leben. Jesus setzt ein Zeichen für diese Hoffnung, indem er den toten Lazarus zum Leben erweckt – ein Hoffnungszeichen, dass alle sehen sollen:

  • Leben trotz des Todes: der Tod hat keine Macht über das Leben; das Leben ist stärker, weil er, Gottes Sohn, es will und für das Leben einsteht.
  • Deshalb gilt: Leben im Tod: Jesus Christus schenkt Leben, über dieses irdische Leben hinaus (vgl. Joh 11,25-26); die Auferweckung des Lazarus ist das Vorzeichen der Auferstehung Jesu Christi, die wir in zwei Wochen an Ostern feiern. Es ist auch das Vorzeichen für uns: Unser Leben, unser Sterben und unsere Auferstehung liegen in Gottes Hand.
  • Leben mit dem Tod: Anerkennen der eigenen Sterblichkeit – der Tod gehört zum Leben dazu. Er mahnt uns das Leben bewusst und fröhlich zu leben – dem Tod zum Trotz und keine Angst vor dem Ende zu haben.

Vieles im Leben, liegt in unserer Hand – wie auf dem Fastentuch von MISEREOR, das der aus Nigeria stammende Künstler Emeka Udemba gestaltet hat. Gott hat uns dieses Leben und die Erde in die Hände gegeben. Wir dürfen mitwirken an seiner großartigen Schöpfung und uns für das Leben einsetzten: Für das ungeborene Leben und für die Lebensmöglichkeiten zukünftiger Generationen. Wir haben es in der Hand, die Welt und die Lebensgrundlagen vieler Menschen zu verändern: Manches ist schlechter geworden – durch unser Tun: Wir spüren die Erderwärmung und die Klimakrise und deren Folgen jetzt schon deutlich: Vertrocknete Wälder – auch hier bei uns – Überschwemmungen andernorts.
Vieles kann aber besser werden und sich zum Guten wenden – durch unser Tun; darauf weist das Motto des MISEREOR-Sonntags hin:1 Frau.Macht.Veränderung. Wir sollen den Beitrag würdigen, den Frauen zur Gestaltung einer menschenfreundlichen, zukunftsfähigen Gesellschaft leisten. Gemeinsam mit Frauen in Madagaskar können wir die Welt zum Guten verändern! Diese Wende zum Guten hin ist schon ein „Hauch“ Auferstehung – sie ereignet sich im Kleinen mitten im Alltag. Oft denke ich dabei nicht „groß“ an Auferstehung – und doch ist da neues Leben und neue Lebendigkeit: Wenn nach Streit und Entfremdung eine Wiederannäherung gelingt, wenn vielleicht sogar Versöhnung geschieht, ist das Aufstehen zum Leben und

Aufstehen für das Leben! Wenn eine Situation ausweglos erscheint und ich, oft mithilfe eines anderen Menschen, schließlich doch eine Lösung finde, ist das Aufstehen zum Leben und für das Leben! Wenn ich in Krankheit, Ermattung und Stress neue Kraft schöpfe, ist das Aufstehen zum Leben und für das Leben – ein Vorgeschmack von Ostern! Es ist ein Leben aus Gottes Geist und aus der Kraft des Heiligen Geistes, den Gott schenkt und mit dem mich Gott neu belebt und ihn an mir und in mir wirken lässt (vgl. Ez 37,14).
Frauen schaffen Veränderung – in Madagaskar und anderswo im Globalen Süden, ebenso hier bei uns, in Gesellschaft und Kirche. Frauen haben Ideen, Frauen setzen sich ein und handeln. Doch ihre Stimme wird oft nicht gehört: Frustration statt Hoffnung macht sich oft breit: In Madagaskar haben Mädchen weit geringere Bildungschancen als Jungen. Vor allem in den ländlichen Gebieten dürfen Frauen zwar für das Überleben der Familie arbeiten, aber nicht mitentscheiden. Weltweit dürfen Frauen in der Kirche zwar mit anpacken, aber nur wenig mitbestimmen. Die Versuchung ist groß, in der Enttäuschung darüber und in der Resignation zu verharren – so wie Maria, die Schwester des Lazarus, im Haus sitzen bleibt und trauert (vgl. Joh 11,20). Doch nicht alle Frauen lassen sich entmutigen und kämpfen für ihre Ziele, wie Marta, die Jesus ihr Leid klagt, ihn quasi anklagt: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben“ (Joh 11,21). Marta gibt sich nicht mit dem scheinbar Unabänderlichen zufrieden. Sie hofft wider alle Hoffnung auf Leben im Hier und Jetzt durch Gottes lebensspendenden Geist. Lassen wir uns durch ihr Vorbild und das Vorbild der Frauen in Madagaskar ermutigen, die durch kleine Initiativen viel bewirken und durch unsere heutige Spende am MISEREOR-Sonntag noch viel mehr. Stehen wir auf zum Leben – gemeinsam – leben wir aus Gottes Kraft. AMEN.

 

1 Die folgenden Gedanken sind teilweise aus den liturgischen Bausteinen für den Got-tesdienst am 5. Sonntag der Fastenzeit, dem MISEREOR-Sonntag 2023 entnommen (vgl. https://fastenaktion.misereor.de/liturgie).