PREDIGT 1. ADVENT (A)

Jes 2,1-5 + Mt 24,29-44 (LF)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Heute mit dem ersten Advent beginnt ein neues Kirchenjahr und auch eine Predigtreihe: Advent – mit allen Sinnen. Was nehme ich wahr mit meinen Sinnen in diesem Advent, in dieser Vorbereitungszeit auf Weihnachten? Es duftet nach Plätzchen und Stollen, viele haben schon Lebkuchen verkostet, letzte Woche habe ich im Radio schon zum ersten Mal Last Christmas gehört – reichlich früh, am Freitag bei der spirituellen Wanderung rund um Schwarzenbach habe ich die vielen Buden der Glühweinparty gesehen – da war es ganz still; keiner da – nur die Lichter haben schon gebrannt am Weihnachtbaum. Gestern Abend habe ich in aller Ruhe meinen Adventskranz geschmückt, die sanften Nadeln gespürt, den Tannenduft eingesogen und die erste Kerze entzündet – und ich war einfach da – ganz still.
Advent – mit allen Sinnen. Die biblischen Texte bieten ganz andere Sinneseindrücke: Unübersehbar und unüberhörbar ist die Wiederkunft des Men-schensohnes: totale Finsternis bei Tag und bei Nacht; vom Himmel fallende Sterne – kein Lichtblick mehr; laute Posaunen; die Wiederkunft des Herrn erschüttert alles; nichts bleibt wie es war – Erschütterung bis ins Mark. Wenn es soweit ist, gibt es keine Vorbereitungszeit mehr, kein Vertagen wie bei Klimakonferenzen, kein Verdrängen von privaten Problemen.
Wann wird es soweit sein? Wir wissen es nicht. Unerwartet und unvorbereitet wird diese Endzeit sicherlich Viele treffen. Viele interessiert sie auch nicht: Ich lebe jetzt! Was kommt, ist mir egal. Und doch treibt Angst und Schrecken vor der Zukunft Viele um: Klimakrise, Krieg, Energiekrise, Infla-tion. Das Evangelium des ersten Advents kann diese Ängste schüren und Panik verbreiten. Ich sehe darin aber vor allem eine „Frohe Botschaft“, was ja Evangelium übersetzt bedeutet – eine Ermutigung eine Aufforderung zum bewussten Leben: „Seid wachsam! […] Haltet euch bereit!“ (Mt 24,42.44).
Wenn heute der letzte Tag wäre…
Was würde ich tun? Was hätte jetzt oberste Priorität?
Was würde ich ändern in meinem Leben, an meinem Lebensstil?
Was wäre mir wirklich wichtig, um durch mein Tun am letzten Tag eine gute Zukunft vorzubereiten und im Jetzt zu gestalten?
Was hindert mich noch daran, mit anderen Menschen Lebenswege und Glaubenswege zu teilen?
Was hindert mich noch daran, aus meinen „Schwertern und Lanzen“ endlich „Winzermesser und Pflugscharen“ zu machen?
Advent – mit allen Sinnen. „Seid wachsam! […] Haltet euch bereit!“ (Mt 24,42.44). Schaut genau hin! Hört die entscheidenden Worte heraus aus dem Getöse und Gedudel! Vorbereitung heißt nicht „viel machen“, sondern sich selbst vorzubereiten und zur Ruhe zu kommen und so einen Weg zu Gott zu finden. Adventure – das englische Wort für Abenteuer – ist klanglich verwandt mit dem Advent. Wagen wir den Weg in das Abenteuer Advent: „Auf, wir wollen gehen im Licht des HERRN.“ (Jes 2,5). AMEN.