PREDIGT 25. So. i. JK (A)

Jes 55,6-9 + Mt 20,1-16a

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
„Berufswahl – leicht gemacht“. Diese Beilage fand ich am Samstag in der Wochenendausgabe der Frankenpost. Auszubildende und Arbeiter drin-gend gesucht – noch für dieses Ausbildungsjahr, oder schon für 2021.
Gesucht hat auch der Gutbesitzer im heutigen Evangelium. Gott will Arbei-ter für seinen Weinberg und geht auf die Suche – immer wieder: früh am Morgen, um die dritte Stunde, um die sechste und neunte Stunde, ja sogar um die elfte Stunde – also kurz vor Tagesende. Gott ist immer auf der Su-che. Er sucht und ruft Menschen in der Frühe des Lebens, aber auch als Spätberufene. Doch heutzutage findet er nur selten Menschen, die bereit sind, im Weinberg des Herrn zu arbeiten – und das nicht nur für einen Tag. Zwei waren bereit: Heute/gestern war Diakonenweihe im Bamberger Dom – immerhin zwei. Wenn man auf die nächsten Jahre blickt, sieht es nicht besser aus: die zahlenmäßig starken Weihejahrgänge, die jetzt in den wohl-verdienten Ruhestand gehen, können die wenigen nicht ersetzten. Der Priestermangel ist längst bei uns angekommen; ebenso der Mangel an Or-densberufungen, an pastoralen Berufen und auch der Mangel an Gläubigen.
Ein Blick ins Matthäusevangelium zeigt, dass Jesus diese, unsere heuti-ge Situation des Mitarbeitermangels nicht fremd ist. Bei Matthäus ist im neunten Kapitel zu lesen: „Als [Jesus] die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter“ (Mt 9,36-37).
Im heutigen Evangelium ist dagegen auf den zweiten Blick von einer Mitarbeiter-Fülle die Rede. Im Weinberg des Herrn gibt es viel zu tun, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reichen (zunächst) nicht aus. Immer wieder findet der Gutsbesitzer neue Arbeitskräfte, weil er sie an-spricht. Diese Menschen warten darauf: „Niemand hat uns angeworben“ (Mt 20,7), sagen sie – oder ins Heute übersetzt: niemand hat uns gewollt; niemand hat uns gefragt; niemand hat uns um unsere Mitarbeit gebeten.
Um Mitarbeit bitten – für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beten – bei-des gehört zusammen: Gebet für Menschen und Bitten um ihre Mitarbeit.
– Zum einen das Gebet: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ (Mt 9,38). Das Gebet um geistliche Berufe, um Ge-meinde- und Pastoralreferenten, um Ordens- und Priesterberufungen ist wichtig – ebenso das begleitende Gebet für alle, die sich haupt- und ehren-amtlich in unseren Pfarreien und Gemeinden engagieren. Danke dafür!
– Zum anderen die Bitte um Mitarbeit: Es ist wichtig, dass Sie und ich in Zukunft verstärkt Menschen ansprechen – nicht die, die schon viel ma-chen, sondern andere und neue. Wir wollen sie fragen, ob sie in der Pfarrei mit ihren vielfältigen Aufgaben mitarbeiten wollen, ob sie ihre
Begabungen und Talente einbringen wollen: als Ehrenamtliche für eine bestimmte Zeit in der Woche oder am Tag: vielleicht nur eine Stunde, wie die Arbeiter der letzten Stunde im Evangelium – vielleicht hört die eine oder der andere Gottes Ruf, einen pastoralen Beruf zu ergreifen.
Was habe ich davon, wenn ich zur Mitarbeit bereit bin? Die Arbeiter im Evangelium erhalten „einen Denar“ – aber was ist das schon? In der da-maligen Zeit sicherte „ein Denar“ das Überleben einer Familie für einen Tag. Wenn also der Gutsbesitzer jedem Arbeiter – egal ob dieser kurz oder lang da war – einen Denar zahlt, gibt er jedem das, was er zum Le-ben und Überleben braucht – ganz unabhängig von seiner Leistung.
Wenn Menschen also in unseren Pfarreien mitarbeiten als Erntehelfer im Weinberg des Herrn – jede und jeder so wie er kann – dann schenkt Gott allen den vollen Lohn, ganz egal wer wir sind und was wir tun. Lohn, der zum Leben reicht – bedingungsloses Grundeinkommen, so würde man das in heutiger Sprache nennen. „Ungerecht“ oder „was für Faule“, sagen manche – aber so ist es nicht gemeint. Es ist ein Auskommen für alle, die nicht mehr leisten können. Gott ist unser Grundauskommen – durch ihn haben wir alles, was wir zum Leben brauchen: Gott allein genügt, bringt es Theresa von Avila auf den Punkt. Er wendet unsere Not. Wir brauchen nicht zu murren, sondern dürfen uns freuen, dass Gott sich nach unseren menschlichen Maßstäben und zu unseren Gunsten verrechnet. Gott kann nicht rechnen, sagt die Heilige Therese von Lisieux. Gott rechnet anders – Gott sei Dank! Er rechnet mit jeder und jedem von uns! AMEN.

Liedlink: Vertraut den neuen Wegen (… aus dem Bamberger Dom …): https://www.youtube.com/watch?v=SCRTdbH1VOM