PREDIGT OSTERN 2025

Gen 1,1-2,2a; Ex 14,15-15,1; Bar 3,9-15.32-4,4; Röm 6,3-11; Lk 24,1-12

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Höllenangst – sie wurde über Jahrhunderte gepredigt und geschürt. Die Menschen hatten Angst vor dem, was nach dem Leben kommt. Die fehlende Zukunftssicherheit, Naturkatastrophen, Seuchen und Krankheiten taten im Mittelalter ein Übriges dazu. Der Thriller INFERNO von Dan Brown transferiert diese Angst ins Heute – wie wenn er eine Vorahnung auf die Corona-Pandemie gehabt hätte. Gott sei Dank ist diese Zeit der Angst und Angstmache vorbei. Doch die Frage nach „der Hölle“ bleibt: Ich hatte in den vorösterlichen Wochen mehrfach Anfragen zu dieser Thematik.
Die Frage nach der Hölle lässt Menschen nicht locker: Dante führte im Ersten Teil seiner Göttlichen Komödie die Menschen in die Hölle. Er beschreibt die Hölle so: „Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.“ Die Hölle als hoffnungsloser Ort, ein Ort der Qual, ohne Möglichkeit jemals herauszukommen. Welch ein Höllenangst, damals und teilweise auch heute!
Die Welt ist sicher nicht als „Hölle“ gedacht. Als Christen glauben wir, dass Gott die Welt und ihre Lebensräume „gut“ geschafften hat (vgl. Gen 1,1-2,2a) und dass er auch hinter aller Evolution der verschiedenen Lebewesen und Pflanzen steckt. In unserer menschlichen Verantwortung liegt es, ob daraus eine „Hölle“ wird, ob Krieg herrscht, oder Frieden – ob man Ängste schürt, oder sucht, was dem Frieden und dem Zusammenhalt dient.
Die Bibel erzählt von Gott als Retter aus so mancher „Hölle“. Der Exodus, die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten (vgl. Ex 14,15-15,1), ist bei jedem jüdischen Pessachfest die grundlegende Gotteserfahrung und darf auch in der Osternacht nicht weggelassen werden. Diese Befreiungsgeschichte stiftet Hoffnung, dass sich menschlich-existentielle und erlebte „Höllen“ überwinden lassen – auch mit Gottes Hilfe! Viele Menschen fragen sich heute: Warum greift Gott nicht ein in den Problemen unserer Tage? Wo ist Gott? Er ist an der Seite der Schwachen und Leidenden, der Opfer von Krieg und Gewalt. Jesus hat diese Position Zeit seines Lebens eingenommen, sogar auf seinem eigenen Kreuzweg, wo er trotz des eigenen Leids mit den Frauen mitgelitten oder dem Schächer am Kreuz Hoffnung zugesprochen hat – Compassion, Mitleid und Hoffnung, statt Todesqual oder Höllenangst. Nur die Lukaspassion, die wir am Palmsonntag gehört haben, überliefert diese Worte Jesu: Gott ist da, auch im Leid – ja, vielleicht dort ganz besonders.
Gott begleitet auf dem Weg des Lebens und in den verschiedenen Lebenssituationen: Er gibt Orientierung und Wegweisung. Die Lesung aus dem Buch Baruch beschreibt Menschen, die davon abgewichen sind und die „den Toten gleich […] in die Unterwelt hinabsteigen“ (Bar 3,11). Das Alte Testament nennt diesen Ort „Scheol“, das Reich des Todes, des endlosen Schweigens und der Untätigkeit, ein Zustand der Finsternis und Einsamkeit. Manche Menschen kennen dieses höllische Gefühl, ohne Lebens-Perspektive zu sein.
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden!“ (Lk 24,5-6), sagen die Lichtgestalten den Frauen am leeren Grab. Jesus Christus ist nicht hier – die Ikonen der Ostkirche zeigen die Auferstehung und den Auferstandenen so: Der auferstandene Christus steigt hin-ab in das Reich des Todes, wie wir auch im CREDO bekennen: Christus geht an den lebensfeindlichsten, düstersten und hoffnungslosesten Ort – ER bringt dorthin Licht und Leben. Auf Ikonen greift der Auferstandene, eingehüllt in Licht, die Toten am erstorbenen Puls und zieht sie ins österliche Leben. Da-mit sind die „Hölle“ der Einsamkeit und Beziehungslosigkeit sowie der Tod selbst überwunden: „Die Hölle knirscht im tiefsten Grund“ (GL Bamberger Anhang 793/1) – denn mitten im Tod ist Leben, ist Liebe, ist Hoffnung, ist Ostern.
Das versetzt uns vielleicht wie die Frauen am Grab zunächst in „Angst und Schrecken“ (vgl. Lk 24,5), weil alles anders ist, als gedacht und nichts mehr totsicher ist: Ja, als Getaufte sind wir „mit Christus gestorben“, aber: Unsere Hoffnung, lebt! Und wir leben mit dem Auferstandenen als österliche Menschen – und wir werden mit IHM leben (vgl. Röm 6,8). AMEN. HALLELUJA!