PREDIGT 23. So. i. JK (B)

Jes 35,4-7a + Mk 7,31-37

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Klick – Klick – Klick – ganz ohne Fotoapparat und ohne Handy fotografiere ich im Urlaub – Klick – Klick – Klick.
Und diese Bilder bleiben. Sie sind in mir gespeichert.
Es sind Bilder im Kopf und Bilder im Herzen – Bilder von einer Berg-wanderung mit traumhaften Ausblicken – Bilder von klaren, erfrischenden Berg- oder Badeseen – Bilder von einem Olivenhain, der nach dem Regen nach frisch gepresstes Olivenöl duftete – Bilder von Sonnenlicht, das ein Strahlen auf graue Altstadtmauern oder aufs Meer zaubert – Bilder von einem Regentag mit einem schönen, entspannenden Buch – Bilder um Kopf und Bilder im Herzen – Urlaubsbilder. Jede und jeder hat eigene Bilder um Kopf und Bilder im Herzen: schöne Bilder und wertvolle Begegnungen, wo alles gut war und ist. Es ist wichtig, solche Bilder zu haben – und es ist auch gut, wenn sie nach dem Urlaub und nach der Entspannung nicht sofort verblassen; es ist wie Leben in einer anderen Welt, die oft so verschieden ist, von unserem hektischen Alltag.
Es ist gut und tut gut, wenn wir diese Bilder im Kopf haben und sie im Herzen tragen und bewahren, wenn wir wieder in den Alltag zurückgehen – denn dort bleiben sie gespeichert als farbenfrohe und hoffnungsvolle Bilder einer „heilen Welt“ und rufen Erinnerungen und Gefühle wach – Erinnerungen und Gefühle, die mir und meinen Mitmenschen gut tun und die heilsam sind, wenn ich sie mit anderen teile und ihnen mitteile. Gesammelte und gespeicherte Bilder im Kopf, Herzensbilder, Farben, Gefühle, Erinnerungen, die mir und meinen Mitmenschen etwas eröffnen können: Hoffnung auf Leben und Lebendigkeit, auf Lebensfreude und Freude am Leben und Leben in Fülle.
Der Prophet Jesaja malt solche Hoffnungsbilder, für die Verzagten und Ängstlichen – farbenfrohe Bilder, die im Kopf bleiben und zu Herzen gehen sollen, für die, die nur noch schwarzsehen, die immer nur das Negative hören und sich davon anstecken lassen – fröhliche und ermutigende Bilder für alle, die vor Resignation und Selbstmitleid allmählich verstummt sind und denen das Gespür und das Reden über die schönen Seiten des Lebens auf den Lippen und im Herzen längst erstorben sind: Leben in Fülle mitten in der Wüste und den Wüstenzeiten des Lebens – neue Lebendigkeit und Lebensmut, um das Leben wieder mit allen Sinnen genießen zu können – trotz mancher Einschränkungen, trotz mancher Beeinträchtigung, trotz mancher Krankheit oder Behinderung. „Habt Mut, fürchtet Euch nicht!“ (Jes 35,4), ruft uns der Prophet Jesaja zu. Vertraut darauf und glaubt daran, dass diese Bilder Wirklichkeit werden können, weil Gott nahe ist – in Eurer erlebten und erlittenen Wirklichkeit und in den Hoffnungsbildern, die er Euch schenkt.
Dafür sollen wir offen sein und uns dafür öffnen. Der Ruf „Effata!“ (Mk 7,34), den Jesus im Evangelium einem Taubstummen zuspricht, gilt und: „Öffne dich!“ (Mk 7,34) – dort, wo du in deinem Leben blind und unachtsam geworden bist für die Schönheit der Natur, für Menschen, die dich brauchen und die Hoffnung, die dir blüht – dort wo ein gutes, wohltuendes Wort oder auch ein Hilfeschrei von dir überhört wird, oder berechtigte Kritik, die etwas auf eine gute Bahn lenken will, bei dir auf taube Ohren stößt. Öffne dich, dann macht es vielleicht auch „Klick“ in deinem Leben. AMEN.