PREDIGT Fest der Hl. Familie (B)

Gen 15,1-6; 21,1-3 + Lk 2,22-40

Liebe Frauen, Männer, liebe Kinder und Jugendliche!

„Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns einsetzten für das, was wirklich zählt…“, stand auf der Weihnachtskarte, die ich von meinem Bruder und seiner Familie bekommen habe, und die dem Weihnachtspaket beigelegt war: „Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns einsetzten für das, was wirklich zählt…“ – auf der Karte war auch ein Foto von der Familie meines Bruders abgedruckt. „Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns einsetzten für das, was wirklich zählt…“, ein Satz, über den ich in den vergangenen Tagen viel nachgedacht habe. Was zählt in meinem Leben – was ist lebenswichtig? Wofür setze ich mich ein? Wo zeigt sich der Stern des Glückes für mich?
Um die Sterne zu sehen, muss man den Kopf heben und in den Himmel schauen. Sie leuchten auch dann, wenn die Lichter in den Wohnungen und Fenstern längst verloschen sind. Ein nächtlicher Gang auf die Terrasse oder den Balkon – wir haben ja Ausgangssperre! – kann so zu einer Sternstunde werden: in einer sternenklaren Nacht strahlen in der Dunkelheit die Sterne – nicht nur einer, sondern viele… Es lohnt sich in diesen Tagen über Sternstunden und Lichtblicke im Leben nachzudenken, über das was wirklich zählt, darüber, was wirklich glücklich macht.
Blicken wir auf Abram1 und Sara und Sternstunden in ihrem Leben: Im Vertrauen auf Gott wagten sie den Aufbruch in eine unbekannte Zukunft – ausgestattet nur mit Gottes Segen. Gott hatte ihnen eine neue Heimat und Nachkommen versprochen (vgl. Gen 12,1-9).
In diesem Gottvertrauen waren Abram und Sara aufgebrochen. Eine neue Heimat hatten sie mit Gottes Hilfe gefunden – Kinder hatten sie keine. Ab-ram hadert mit Gott, denn er und Sara sind alt und Kinder nicht mehr zu erwarten: „Herr, was willst du mir schon geben?“ (Gen 15,2). Gott fordert Abram [und auch Sara] auf, den Kopf nicht hängen zu lassen: „Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. […] So zahlreich werden deine Nachkommen sein“ (Gen 15,5). Diese Antwort Gottes ist eine Zumutung – nach menschlichem Ermessen eine Unmöglichkeit. Für Abram und Sara ist diese zugemutete Nacht eine Sternstunde – sie spüren Gott lässt sie nicht allein: Es ist eine Sternstunde das Glaubens und Vertrau-ens. Unzählbar sind die Sterne, die Gott für sie aufgehen lässt – auch wenn sie sich nur nach einem sehen, ein eigens Kind. Wie dieses Wunder geschieht, darüber schweigt die Bibel: Es ist und bleibt Geheimnis Gottes. Der Sohn, den Sara und Abram bekommen, nennen sie „Isaak“, was „Gott lacht bzw. lächelt“ bedeutet. Ihre Namenswahl verdeutlicht, dass Gott ihnen in Isaak entgegenlächelt. Isaak ein menschlicher Stern, der ihnen Lichtblick ist, denn Gott setzt mit Isaak einen Anfang für ein großes Volk. Abram wird daher von Gott Abraham, Vater der Menge, genannt (vgl. Gen 17,5).

„Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns einsetzten für das, was wirklich zählt…“ Jahrhunderte später warten eine Frau und ein Mann, der greise Simeon und die Prophetin Hanna, auf die Sternstunde in ihrem Le-ben. Sie warten, sie warten und warten – und werden alt und grau darüber. Simeon und Hanna warten auf den Messias, den Christus. Ob sie ihn ver-passt haben? Ob er noch kommt? Ob sich das Warten noch lohnt?
Im Kind, in Jesus, den Maria und Josef in den Tempel bringen, erkennen Simeon und Hanna, den Christus – die Sternstunde ihres Lebens und für alle Menschen: Jesus Christus, Heil für die Völker – Licht für die Heiden und Herrlichkeit für Israel (vgl. Lk 2,30-32) – Jesus Christus ist für alle Menschen da. Simeon und Hanna sind glücklich – ihr Warten hat sich gelohnt; die für sie und ihr Leben entscheidende Sternstunde ist mit der Begegnung mit Jesus Christus da; Simeon kann jetzt – wie er sagt – „in Frieden“ und zufrieden sterben (Lk 2,29). „Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns einsetzten für das, was wirklich zählt…“
Abraham und Sara, Simeon und Hanna – egal ob eigene Kinder oder nicht – egal, ob als Familie, ob als Kind, Jugendlicher, Vater oder Mutter, ob als Witwe oder Witwer, ob als Alleinerziehende oder Single, ob als Priester oder Ordensfrau: „Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns ein-setzten für das, was wirklich zählt…“. Ich kann für mich sagen, dass in diesen Tagen für mich v.a. Beziehungen wichtig sind: die Beziehung zu Gott im Gebet und Gottesdienst, die Beziehung zu meiner Familie – trotz Abstand – und die Beziehung zu Freunden und Menschen, die ich in nor-malen Zeiten gerne real, von Mensch zu Mensch, und nicht nur virtuell, via Telefon oder Internet besucht hätte und deren Nähe ich vermisse. „Der Stern des Glückes zeigt sich dort, wo wir uns einsetzten für das, was wirk-lich zählt…“ – diese außergewöhnliche Zeit lässt uns spüren, was wirklich zählt und welches die Sternstunden unseres Lebens sind. AMEN.

1 Abram heißt in Gen 11,26-17,4 wirklich so. Er erfährt in Gen 17,5 eine Namensänderung in Abraham, Vater der Menge – es hat mir der in dieser Predigt thematisierten Sternstunde zu tun.