PREDIGT CHRISTMETTE HIRTENAMT (B)

Jes 9,1-6 + Lesung d. Hl. Nacht/Morgen + Lk 2,1-20

„Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt“ (Jes 9,5) – die Lesung aus dem Buch Jesaja wurde und wird auf des Weihnachtsgeheimnis gedeutet; die Lesung ist der ältere Text und wird ja auch vor dem Evangelium gelesen: das neugeborene Kind, Jesus Christus, als Erfüllung der Prophetie des Jesaja. Weihnachten bewegt – und setzt in Bewegung: Ich kann die Lesung aus dem Buch Jesaja auch im Licht des Weihnachtsevan-gelium lesen; sie bekommt dann Aktualität für uns. Denn die Geburt des Kindes ist nicht Zielpunkt, sondern Anfang neuen Lebens und der „Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll“ (Lk 2,10) – auch uns allen heute und nicht nur den wenigen Hirten damals – ein bewegendes Hoffnungszeichen, das Weihnachten in unsere Zeit und in unsere Welt von heute setzt.
Weihnachten bewegt – Hoffnung auf ein besseres Leben auch in unseren Tagen. Der erste Vers der Jesaja-Lesung klingt wie hineingesprochen in unsere Zeit: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf“ (Jes 9,1). Lichtblickt in diesen Tagen von Ansteckung und Angst vor dem Virus, von überfüllten Covid19-Stationen und steigenden Zahlen von Corona-Toten ist die Impfung, die nach Weihnachten beginnt – Hoffnung auf Leben, nicht ohne Corona, sondern auf Leben trotz des Virus. Für viele gibt gerade auch der christliche Glaube Hoffnung und Ermutigung in diesen Tagen: Jesus Christus wird in eine unheile Welt hineingeboren, in Armut, in Ängste, in Verzweiflung – dort ist Jesus Christus auch heute, er ist in der Lebenswelt jedes Menschen, wenn auch oft unerkannt; „Steht auch mir zur Seite, still und unerkannt“, heißt es in einem Weihnachtslied. Danke allen, die in diesen Tagen wie Jesus Christus Hoffnungslicht für andere sind – für die Sterbenden, für die Kranken, für die Einsamen, für die Gestressten und Ausgenutzten, für Menschen in Angst und Sorge.
Weihnachten bewegt – will Mut machen und in Bewegung setzen. Vieles in unserer Welt scheint starr, unbeweglich, ja unabänderlich: Unrechtsstruktu-ren, Missbrauch von Macht, Krieg und Terror, unter denen viele Menschen leiden. Die Worte des Jesaja im Licht von Weihnachten gelesen wollen genau da etwas bewegen: Mit dem neugeborenen Kind ist ein mutiges Zei-chen der Gewaltlosigkeit gesetzt: Der Schrei des Neugeborenen versetzt nicht in Angst und Schrecken, sondern bewirkt Zuneigung und Fröhlich-keit, ja Freude am Leben – an jedem Leben. Ein scheinbar ohnmächtiges Kind bewegt durch ein sanftes Lächeln die Herzen zum Frieden.
Weihnachten bewegt – Gott setzt ein mutiges Zeichen inmitten all unse-rer Angst: ein Neugeborenes als Hoffnungszeichen. Gott fängt ganz klein mit uns Menschen an. Von ihm können wir lernen und uns bewegen lassen, das Unsere zu tun im Umgang mit den Mitmenschen und ganz klein anzufangen mit Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. Auf diesen alles bewegenden und bewirkenden Anfang kommt es an: auf das Dasein mitten in der Lebenswelt der Menschen: Mach’s wie Gott – werde Mensch.
AMEN.