Predigt Ostermontag

1 Kor 15,1-8.11 + Lk 24,13-35

Liebe Schwestern und Brüder an den Bildschirmen im SSB Hofer Land und darüber hinaus!

Wir stehen am Anfang: am Anfang eines neuen Tages und am Anfang der Osterzeit – Ostern ist noch nicht vorbei! Ostern ist auch heute!

Wenn wir uns so in die Emmauserzählung hineinbegeben – sind erzählt ja den Weg der beiden Jünger während eines Tages – dann stehen wir heute Morgen am Anfang des Weges.

Wir sind aufgestanden, haben den Tag beschritten und uns auf den Weg gemacht – wollen der Traurigkeit dieser Tage entfliehen

Die Nachrichten dieser Tage lähmen uns – Corona auf allen Kanälen im Fernsehen, Corona in allen Gesprächen – Corona beherrscht unser Leben – Corona hat die Welt fest im Griff.

Viele von uns teilen diese Erfahrung mit den beiden Jüngern: Nichts wie weg! Sie suchen das Weite und finden die Weite. Viele machen Spaziergänge, gehen raus – lassen den Alltag und Corona hinter sich; und doch ist dieses Thema auch auf dem Weg…

Wie da eine neue Perspektive bekommen?

In einer E-Mail, die ich gestern von einem guten Freund bekam, stand der bedenkenswerte Satz: „Krisen werden vorwärts gelebt – und rückwärts verstanden.“

Genau das ist es, was die beiden Jünger erleben: Sie gehen in der Krisensituation vorwärts – der Tod Jesu hat alles in ihrem Leben durchkreuzt – der Tod Jesu am Kreuz prägt ihre Gespräche.

Die Jünger gehen Schritt für Schritt – sie nehmen zwar den Fremden wahr, der sich zu ihren gesellt. Sie erkennen Jesus den Auferstandenen nicht, der mit ihnen geht. Sieht er so anders aus – oder sehen sie ihn nicht, weil es ganz und gar unmöglich ist, dass er lebt?

„Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?“ – Er fragte sie „Was denn?“

Nicht der Tod am Kreuz ist in den Augen Jesu das Entscheidende, sondern die Auferstehung von den Toten.

Jesus versucht durch lange Weg-Gespräche über die Heilige Schrift, die Jünger und ihre Herzen für diese neue Perspektive des Lebens zu öffnen – vergebens.

„Krisen werden vorwärts gelebt – und rückwärts verstanden.“

Und doch sind die Jünger soweit, den Fremden zu bitten am Abend bei ihnen zu bleiben – die Gespräche hatten ihnen gut getan. Ganz unbemerkt, Schritt für Schritt haben sie sich geöffnet. Sie öffnen sich, ihr Herz und das Haus, zu dem sie unterwegs waren, für den Fremden.

Beim Brechen des Brotes gehen ihnen die Augen auf, da sind sie ganz offen und sie erkennen sie Jesus – dann sahen sie ihn nicht mehr.

„Brannte uns nicht das Herz, als er unterwegs mit uns redete?“

„Krisen werden vorwärts gelebt – und rückwärts verstanden.“

Die Jünger brechen erneut auf – mitten in der Nacht – und kehren zurück an den Ort von Kreuz, Tod und Grab, zurück nach Jerusalem. Aber sie kehren zurück mit einer neuen Perspektive: Jesus lebt! Und auch wir sollen leben trotz seines Todes!

„Krisen werden vorwärts gelebt – und rückwärts verstanden.“

Wir stehen mitten drin in der Corona-Krise. Wir haben Ausgangsbeschränkungen und Einschnitte, die schmerzen, die Existenzen bedrohen, die Familien und Arbeitsplätze belasten. Sie machen unsere Herzen schwer.

Wichtig sind und bleiben Gespräche miteinander über das, was uns, was mich ganz persönlich bewegt und traurig macht, aber auch über das, was mich mit Freude erfüllt und in diesen Tagen zum Lachen bringt. Im Gespräch öffnen wir die Herzen für einander.

Und oft ergibt sich erst nach dem Gespräch oder beim Rückblick auf den Tag eine neue Perspektive, weil ein Wort mir nachgeht, weil es mein Herz brennen macht, weil es mich das neue Leben erahnen lässt.

„Krisen werden vorwärts gelebt – und rückwärts verstanden.“

Sammeln wir die guten Erfahrungen und teilen wir sie miteinander – sie verändern unser Leben nicht nur in diesen Tagen, sondern dauerhaft. Öffnen wir uns für das Neue, sehen wir das Positive – leben wir es.

Amen.