01/2/22

PREDIGT 2. SO NACH WEIHNACHTEN (C)

Eph 1,3-6.15-18 + Joh 1,1-5.9-14

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Wir feiern an Weihnachten, dass Gott Mensch wird und es braucht Zeit, das zu begreifen: der große Gott macht sich klein, wird ein Kind, fängt an wie wir als hilfloses Neugeborenes. Johannes schreibt anders: Gottes Wort wird Fleisch, geht in Fleisch und Blut über und hat unter den Menschen gewohnt. Zum dritten Mal hören wir die Worte des Johannesprologs: Am ersten Weihnachtsfeiertag war er als Evangelium dran, ebenso an Silvester und auch heute am 2. Sonntag nach Weihnachten. Der Johannesprolog (Joh 1,1-18 bzw. Joh 1,1-5.9-14) fasst nicht nur die Menschwerdung Gottes in Worte, sondern auch die „Gottwerdung“ des Men-schen – nicht auf die Weise, dass wir Menschen „vergöttern“, sie „in den Himmel heben“ wie Pop- der Fußballstars, oder Models und Idolen nacheifern – auch nicht auf die Weise, dass wir uns „zu Gott machen“ – dieser Versuchung das eigene Ich absolut setzten und zu „Gott“ zu erklären, erliegen viele: Ich habe die Macht. Mein Wille zählt. Ich will meine Freiheit. Weihnachten und Menschwerdung ist anders: das Du ist entscheidend. Dass Gott Mensch wird, zeigt, dass er uns Menschen ernst- und annimmt und uns anspricht im Schrei eines Neugeborenen: Ich liebe dich, Mensch, als meinen Bruder / meine Schwester, als Mitmensch. Dieses menschgewordene Wort Gottes will eine Antwort – meine Antwort. Ich soll darauf antworten, ob ich mit dem menschlichen Gott in Beziehung treten will – nicht oberflächlich oder auf einen unverbindlichen Kontakt angelegt, sondern dauerhaft.

„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“
(Joh 1,12-13)

Gott schenkt Macht – Gott gibt von seiner Macht ab.
Wir Menschen definieren Macht als Fähigkeit oder Möglichkeit etwas zu tun. Viele beziehen das auf den zwischenmenschlichen Bereich: ich will Macht ausüben; ich will jemanden beherrschen. Wenn Menschen so in Be-ziehungen oder auf die Suche nach einem Partner gehen, dann klappt es nicht – denn mit Liebe hat eine derartige Beziehung, Partnerschaft und Ehe nichts zu tun. Wer den menschgewordenen Gott aufnimmt, erhält eine Macht – nicht die Liebe zur Macht, sondern die Macht der Liebe.
Diese Macht der Liebe setzt nicht ihren Willen durch – schon gar nicht mit Gewalt oder Drohung. Es geht nicht darum, andere dem eigenen Willen und Wollen zu unterwerfen, sondern frei zu werden und zu sein – aus Liebe. Aus freien Stücken und ohne Hintergedanken Ja zueinander sagen und auch Ja zu Gott, das ist es. Sie kommen hoffentlich nicht zum Gottesdienst, weil sie müssen, oder weil Sie glauben, mir damit einen Gefallen zu tun. Nein, hoffentlich kommen Sie zum Gottesdienst in aller Freiheit und aus Liebe zu Gott – eine Liebesbeziehung, die gepflegt und gelebt werden will.
Gott lädt uns dazu ein, wieder neu zu entdecken, dass wir in der Taufe „aus Gott geboren“ sind. Das hat Konsequenzen: Wir dürfen und sollen als Kin-der Gottes leben. Wir können an Gott und an die in Jesus Christus mensch-gewordene Liebe Gottes glauben. Genau das meint „Gottwerden“: Hinein-genommensein in diese Liebe Gottes, die mir in Fleisch und Blut übergehen und in mir Mensch werden will, damit ich menschlicher und mitmenschli-cher werde durch Gottes Liebe. Mach’s wie Gott: Werde Mensch. AMEN.

01/2/22

WEIHNACHTLICHE KRIPPENFEIER AM HEILIGABEND 2021

Nach dem feierlichen Einzug in die prächtig geschmückte Kirche hieß Pfarrer Dieter Jung die Gemeinde herzlich willkommen. Er erinnerte daran, dass heute der Geburtstag von Jesus sei und wir Grund zur Freude hätten. Während des darauffolgenden „Krippenspiels“ betrachteten die Gläubigen verschiedene Zeichen der Hoffnung und Erwartung, die ihnen im Advent begegnen und mit denen die Krippe geschmückt wurde. So beschrieb die Sprecherin Marina Schubert Naturbilder wie zum Beispiel die absterbende Pflanzenwelt, die winterliche Kälte, die Dunkelheit in diesen Tagen. Am Altar symbolisierten Ministrantinnen diese Aussagen mit entsprechenden Materialien. Grüne Tannenzweige seien ein Zeichen für die Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit und ein Hoffnungszeichen dafür, dass im Frühling alles Leben wieder zurückkehren werde. Strohhalme sind einerseits nutzloser Abfall, andererseits auch weiches, wärmendes Unterlage: Es diene vielen Tieren als warmes „Bett“. Das Stroh polsterte auch die harte Krippe für das Jesuskind aus und schützte es vor der Kälte der Nacht. In der Dunkelheit verlieren viele Menschen die Orientierung. Sie wissen keinen Ausweg mehr und fragen sich, wie es weitergehen sollte. Die Ministrantinnen verweisen auf die zahllosen Sterne am Himmel, die die Nacht erhellen. Pfarrer Jung resümierte: „In einer dunklen Nacht erscheint am Himmel ein ganz besonderer Stern. Der Leuchtstern geht strahlend auf über unserer dunklen Welt. Der Stern zeigt uns den Weg. Er ist ein Zeichen, ein Wegweiser. Er leuchtet uns. Er führt uns zur Krippe“. Zwischen den einzelnen Bildern drückte die Gemeinde durch einen Liedruf (Kehrvers, GL 223) ihre Freude über das nahe Weihnachtsgeschehen aus. Auch das Evangelium nach Lukas (Lk 2,1-14) handelte von dieser großen Freude, wenn der Engel zu den Hirten spricht: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“. In der Kurz-Predigt gab Pfarrer Jung zu bedenken, dass Jesus nicht in einem prunkvollen Kaiserpalast geboren wurde, sondern armselig in einem Stall, weil in der Herberge kein Platz für seine Familie war. Wir heutigen Menschen würden uns viel mit Geschenken und gutem Essen beschäftigen. „Haben wir noch Platz und Zeit für das Wesentliche? Oder haben wir es übersehen oder gar vergessen, das Wesentliche?“, fragte Pfarrer Jung. Vielerorts werde Weihnachten inhaltsleer gefeiert und die Geburt Jesu vergessen. Vielerorts ist „die Krippe ist leer. Gott wurde Mensch, er ist einer von uns geworden, lassen wir ihn bei uns ankommen“. In die noch leere Krippe am Altar legte Ministrant Clemens Reiche demonstrativ das Jesuskind. Als am Schluss der Eucharistiefeier das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erklang, spürten die Gläubigen diese große Freude über das Wesentliche von Weihnachten und konnten Segen und Freude, Trost und Hoffnung mit nach Hause nehmen.

12/17/21

PREDIGT 3. ADVENT (C)

Zef 3,14-17 + Phil 4,4-7 + Lk 3,10-18

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
„Juble, Tochter Zion! Jauchze Israel! Freu dich und frohlocke von gan-zem Herzen, Tochter Jerusalem!“ (Zef 3,14) Paulus setzt in seinem Brief an die Gemeinde von Philippi noch einen drauf: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4)
Los jetzt: Freu dich, jetzt und jederzeit! Freu dich immerzu!
Kann man Freude, Fröhlichkeit und Frohsinn verordnen? Im Fasching und im Karneval wird das versucht – für ein paar frohe Stunden. Aber kann ich mich auf Kommando freuen und ist dauerhaftes Sich-Freuen möglich? Geht das nicht an der Realität vorbei, die eben nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist, sondern auch Angst und Klage, Sorge und Trauer und noch viele andere Lebensfarben hat?
Es geht Paulus nicht um einen oberflächlichen Spaß – das wird schnell klar, wenn man die Situation erfasst, in der er seinen Aufruf zur Freude schreibt: Paulus ist in Gefangenschaft – wahrlich kein Grund zur Freude. Trotz dieser äußerlich misslichen Lage, ist Paulus froh, denn er weiß sich von Jesus Christus getragen und geborgen: Jesus Christus steht ihm bei. Jesus Christus, ist sein Lichtblick. Jesus Christus schenkt innere Freiheit und Freude trotz Gefängnis und Not: „Jesus bleibet meine Freude“, könnte Paulus mit den Worten eines bekannten Bach-Chorals sagen.
Auch wenn es Paulus (wie auch wir) sicherlich nicht zu jeder Zeit schafft, fröhlich zu sein, gelingt es ihm doch immer wieder, Freude und Hoffnung zurückzuerlangen. Der Grund der Freude und der Hoffnung sieht Paulus in Gott. Ein derart hoffnungsfrohes Leben hat Konsequenzen – nicht nur für Paulus: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt“ (Phil 4,5). Freude, die von innen kommt, tritt anderen Menschen offen und gütig entgegen – menschenfreundlich wie Gott. Gott ist dem Menschen gegenüber gut gesinnt: Vergebung und Barmherzigkeit, Fürsorge und Liebe prägen sein Wesen. Gott ist dort nahe, wo Menschen sich ihm anvertrauen und ihm froh und hoffnungsvoll vertrauen. Diese Gottesnähe fordert nicht, sondern ermöglicht, Gutes zu tun. Wir Christen sollen den Menschen also nicht unsere Güte zeigen, damit Gott nahekommt, sondern weil Gott nahe ist.
Durch diese erlebte und erbetene Nähe Gottes können Sorgen kleiner werden und Bedrängnisse leichter zu ertragen sein, ohne diese komplett auszublenden. Das Gebet ist Gottesbegegnung. Darum soll der Betende mit Dank beten, nicht in Angst oder Zweifel (vgl. Phil 4,6). Durch das Gebet wird der Blick gewendet, weg von sich selbst auf Gott hin. So kann die Sorge weichen und Freude einkehren. Der 3. Advent will uns daran erinnern: Wer um Gottes Nähe weiß, weiß auch, dass er seine Sorgen und Nöte Gott übergeben und überlassen darf – hoffnungsfroh. Aus meinem Gebet kann neue Zuversicht und Gelassenheit, Zufriedenheit und innerer Friede erwachsen – Frieden, den Gott schenkt und den wir nicht machen können (vgl. Phil 4,7).
Wahrhaft ein Grund zur Freude – nicht nur am 3. Advent. AMEN.

12/5/21

PREDIGT 2. ADVENT (C)

Bar 5,1-9 + Lk 3,1-6

Im neunten Jahr des Pontifikat des Franziskus, Ursula von der Leyen ist Präsidentin der Europäischen Kommission, der große Zapfenstreich für Angela Merkel ist vollzogen und Olaf Scholz noch nicht zum Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt, mitten im zweiten Corona-Winter – dann passiert es, dann fängt Neues an: die Geschichte Gottes mit den Menschen. Heilsgeschichte in der Menschheitsgeschichte, mitten in im Alltag.
Durch die politischen Herrscher und religiösen Machthaber seiner Zeit legt der Evangelist Lukas legt den Beginn der Heilsgeschichte, des Advents, der Ankunft von Jesus Christus fest: Er nennt Kaiser Tiberius, Pontius Pilatus, Herodes, dessen Bruder Philippus und Lysanias sowie die Hohepriester Hannas und Kajaphas (vgl. Lk 3,1-2). Zu ihrer Zeit bricht das Neue an – aber nicht durch sie und mit ihnen. Sie hätten das System nicht geändert, alles bliebe beim Alten. Fernab von ihren Machtzentren, fernab von Lärm und Getöse, fernab von Geschäftigkeit und Kommerz wird dieses Neue angekündigt – in der Wüste, dort, wo scheinbar nichts ist, dort, wo Totenstille herrscht, dort, wo scheinbar niemand den Ruf hört.
Gott rechnet scheinbar damit, dass der Rufer in der Wüste nicht vergebens ruft; dass sein Ruf nicht ungehört verhallt; dass Menschen ausbrechen aus ihrem Alltagstrott; dass sie „in die Wüste“ gehen, in die Stille, um Gottes Rufer Johannes zu hören: „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen“ (Lk 3,4-6). Mitten hinein in die Krisen der damaligen Zeit ist diese Heilsansage gesprochen. Eine gute Zukunft ist angesagt, wenn Menschen sich (vor-)bereiten und dem Herrn den Weg bereiten.
Wenn wir glauben, dass das Evangelium, die Frohe Botschaft nicht nur etwas mit vergangenen Zeiten, sondern auch mit uns und unserer Zeit zu tun hat; wenn die Worte von Gottes Rufer Johannes auch uns gelten, dann ist auch uns eine gute Zukunft verheißen, wenn wir bereit sind, Gott die Wege zu bereiten, dass er bei uns ankommen kann. Zeiten der Stille, „Wüstentage“ ohne Lärm und Geschäftigkeit, ohne nervende SMS- und Whatsapp-Nachrichten lassen zur Ruhe kommen und die leisen Töne hören: das, was sonst nicht zur Sprache kommt – Gottes leise und zärtliche Stimme.
Gott will bei mir ankommen – und ich kann bei Gott ankommen: Er erwartet mich sehnsuchtsvoll und voll festlicher Vorfreude wie Jerusalem die Menschen erwarten soll, die aus dem Exil heimkehren (vgl. Bar 5,1-5). „Gott bringt sie heim zu dir“ (Bar 5,6), schreibt Baruch: Gott (!) ebnet den Weg und spendet Schatten (vgl. Bar 5,7-8). Er bereitet und erleichtert (auch mir) den Weg, damit ich bei ihm ankommen kann. Gott wartet auf mich. Er geht auf mich zu. Er macht meinen Weg kürzer und einfacher. Gott führt und geleitet mich auf diesem Weg. Aufbrechen aus meinem Alltag, mich auf den Weg machen, um ihm zu begegnen, muss ich selber. AMEN.

11/21/21

PREDIGT Christkönigssonntag (B)

Dan 7,2a.13b-14 + Joh 18,33b-37

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
„Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38).
Was ist Wahrheit in Zeiten von fake news?
Was ist Wahrheit in Zeiten, wo das gestern Gesagte heute schon in Zweifel gezogen wird und morgen schon nicht mehr gilt?
Was ist Wahrheit, angesichts der Tatsache, dass ein Mensch durchschnittlich 200-mal am Tag lügt: Schummeln, Falschaussagen, um selbst in einem besseren Licht zu stehen; Lügen, um des lieben Friedens willen.
„Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38).
Pilatus sucht im heutigen Evangelium die Wahrheit zu ergründen: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38). Pilatus spricht diesen Satz aus – leider endet das zu verkündende Evangelium (Joh 18,33b-37) vorher, denn sonst wäre klar, dass Pilatus der Wahrheit auf die Spur gekommen ist: „Pilatus sagte zu Jesus: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm“ (Joh 18,38).
Wir waren Zeugen einer Gerichtsverhandlung, in der es um Leben und Tod ging – wir waren mit dabei beim Kreuzverhör. Jesus steht seinem Richter Pontius Pilatus gegenüber, der nach der Wahrheit sucht. Pilatus nimmt als Statthalter der römischen Provinz Judäa sein Richteramt ernst und stellt viele Fragen: Bist du der König der Juden? […] Was hast du getan? […] Also bist du doch ein König? (Joh 18,33.35.37). Das Verhör dreht sich um die Frage, wer dieser Jesus in Wahrheit ist: der Sohn eines Zimmermannes, oder ein Sozialrevolutionär mit Königsanspruch, der die Unterdrückung und Ausbeutung durch die römische Besatzungsmacht brechen wollte. Pilatus ist Teil dieses römischen Machtapparats: einen jüdischen Aufrührer und Gegenkönig, einen politischen Messias und vom Volk vergötterten „König der Herzen“ wollte er mit aller ihm gegebenen Macht verhindern.
Rein äußerlich ist Jesus in der Rolle des Unterlegenen – bei genauerem Hinsehen aber wirkt Pontius Pilatus geradezu machtlos und unentschieden. Im Fortgang der Passionsgeschichte bewegt er sich ständig zwischen Jesus, dem jüdischen Volk und – zumindest wohl auch gedanklich – zwischen seinen mächtigen Vorsetzten in Rom hin und her. Gegenüber der Person Jesu zeigt sich die ganze Ohnmacht des mächtigen Richters – und es zeigt sich, wer Jesus von Nazareth in Wahrheit ist: ein König, ja, aber eben nicht von dieser Welt – ein König ohne kämpferisches Heer, ohne weltlichen Machtanspruch – ein König ohne Waffengewalt und mit einem Königreich ohne Terrorangst. Sein Königtum soll für die Wahrheit Zeugnis ablegen.
Wahrheit – im Griechischen avlh,qeia – bedeutet wörtlich übersetzt das Unverborgene. Wahrheit, die offen und ehrlich ist, dass sie sich nicht verstecken oder etwas fürchten muss; Wahrheit, die wirklich hält, was sie verspricht, die Bestand hat und ewig gilt – Jesus lebt diese Wahrheit.

Jesus durchkreuzt die realpolitische Messias-Hoffnungen der Menschen damals wie heute: Sein Königtum ist anders. Jesus Christus will als Zeuge der Wahrheit, durch seine Botschaft und sein Leben, Gott in der Welt sichtbar machen: die Liebe Gottes zu den Menschen, gerade zu den Kranken, Armen und Schwachen – zu den Menschen, die ohnmächtig ihrem Schicksal ausgeliefert sind, die keine Macht haben, daran etwas zu ändern und die unter der Macht der Mächtigen leiden. Jesus Christus selbst ist diese menschgewordene Liebe Gottes. Er verzichtet auf seine himmlische Königsmacht und wird ein ohnmächtiger Mensch. Und doch hat er königliche Würde bis zuletzt, bis ans Ende seines irdischen Lebens – eine Würde, die ihm auch durch Kreuz und Dornenkrone nicht genommen werden kann, eine königliche Würde, die von Gott kommt.
Jesus Christus ist der König, der sich für die Schwachen einsetzt – und er ist Richter: ein Richter, der über mich richtet, aber mich in Liebe annimmt, trotz meiner Schuld und noch vor aller Leistung; ein Richter, der die Liebe Gottes spürbar macht; ein Richter, der mich liebevoll aufrichtet und ermutigt in meiner Schwachheit und Ohnmacht; einer, der mir kein zusätzliches Kreuz auferlegt, sondern die Kreuze meines Lebens mit mir trägt und alle Kreuzwege mit mir geht. Jesus Christus ist der Richter, nach dem ich mich richten und an dem ich mein Leben ausrichten kann. Jesus selbst gibt diese Richtung zu gelingendem Leben vor: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6). AMEN.

Im Gotteslob findet sich neben dem Klassiker „Gelobt seist du, Herr Jesu Christ“ (GL 375) ein neues Christkönig-Lied, das Motive der Schriftlesungen des Christkönig-Sonntages im Lesejahr B (Dan 7,2a.13b-14 und Offb 1,5b-8) aufgreift. Hier der zugehörige LINK zu GL 370 (Str. 1) zum Anhören und Mitsingen:

https://www.youtube.com/watch?v=qRZi2EzHM00

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