WAS ZÄHLT WIRKLICH IM ADVENT?

Mit dieser Frage beschäftigte sich die Ökumenische Jugend Schwarzenbach/Saale während eines adventlichen Gottesdienstes am Sonntag, den 6. Dezember, in St. Franziskus. Da persönliche Vorbereitungstreffen aufgrund der aktuellen Corona-Regelungen nicht möglich waren, wurde der Gottesdienst für den Nikolaustag über Videokonferenzen geplant – und das Ergebnis konnte sich wahrlich sehen lassen.

„Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun…“ – diese populäre Melodie begleitete den festlichen Einzug des heiligen Bischofs Nikolaus, Pfarradministrator Dieter Jung und dem liturgischen Dienst. Nach dem Anzünden der 2. Adventskerze und dem Lied „Wir sagen Euch an den lieben Advent …“ eröffnete Pfr. Jung den Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen. Plötzlich überraschte mit lauten „Ho-ho-ho“- Rufen ein weiterer „Nikolaus“ die Gemeinde. Mit seinem roten Plüschanzug und einer Zipfelmütze verkörperte er unverkennbar die Werbe-Ikone eines bekannten Softdrink-Herstellers. Dieser Weihnachtsmann „hat sich wohl verlaufen oder an der Tür geirrt? Ein ‚echter‘ Nikolaus trägt einen Bischofsstab, eine Mitra und ein festliches Gewand!“, ließ Pfr. Jung wissen und lud den Werbe-Nikolaus zum Mitfeiern des Gottesdienstes ein, damit er spüre und erlebe, was wirklich im Advent zählt.

In den folgenden Kyrierufen formulierte ein Jugendlicher die drängenden Probleme, unter denen viele Menschen leiden, z.B. Krieg und Unfrieden, den Verlust des Glaubens an Gott sowie die mangelnde zwischenmenschliche Liebe. Er löschte dabei jeweils eine Kerze vor dem Altar.

„Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des Herrn…“, hieß es weiter in der Lesung (Jes 40,1-5.9-11) und die Jugendlichen fragten sich, worauf es wirklich ankomme? Für Menschen da zu sein, Gutes zu tun, Liebe zu schenken, Wegbereiter der Botschaft Gottes zu sein: Das ist das, was wirklich zählt – und das hat auch Bischof Nikolaus vorgelebt und verkörpert es noch heute. Im Evangelium (Mk 1,1-8) kam Johannes der Täufer zu Wort. Auch hier hieß es: „ Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“

Die jungen Menschen entwickelten Ideen, wie sie diesen Aufruf des Evangeliums in ihrem eigenen Leben umsetzen könnten, z. B. einander Zeit schenken, Freundschaften und Beziehungen stiften und diese (derzeit mit dem notwendigen Abstand) pflegen, für einander da sein oder für jemanden beten; bei all dem kommt es auf die Liebe an, die hinter und in diesem Tun steckt – und dass diese Liebe einfach „echt“ und ernst gemeint ist. Es braucht daher keine teuren Geschenke oder Markenklamotten, es braucht „Echtheit“ und damit Authentizität. Jung erinnerte daran, dass Johannes der Täufer ein Gewand aus Kamelhaaren trug und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte – die Menschen haben ihm, dem Wegbereiter Jesu, diese Botschaft geglaubt. Ein einfacher Lebensstil kann auch heute helfen, dem Herrn den Weg zu bereiten, ein Übermaß an Konsum steht dem oft im Weg. Schließlich sah auch der Werbe-Nikolaus ein, dass es im Advent „echt“ auf etwas anderes ankommt, als auf Einkaufen: Wegbereiter sein, dass Gott bei den Menschen ankommt und auch dass die Menschen wieder Wege zueinander finden.

Abschließend beschrieb ein Jugendlicher die Probleme, unter denen seine Altersgruppe während der Corona-Pandemie besonders leidet – keine Feiern, keine Treffen mit anderen, dazu der Winter, die Kälte, die Dunkelheit. Doch er sah einen Ausweg, nämlich der Glaube, der ermutigt, die Nächstenliebe und die Hoffnung, die wir einander in der Advents- und Weihnachtszeit schenken sollen. Als Hoffnungszeichen entzündete der junge Mann von einer noch brennenden Kerze aus all diejenigen, die zu Beginn des Gottesdienstes erloschen waren.

Zum Abschluss bedankte sich die Gemeinde mit einem kräftigen Applaus für diesen interessanten, lebendigen Gottesdienst, der viel Freude, Hoffnung und Licht in dieser schwierigen Zeit schenkte.