PREDIGT 18. So. i. JK (A)

Jes 55,1-3 + Mt 14,13-21

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Brotvermehrung – eine „frohe Botschaft“, die keine ist angesichts der er-schütternden Bilder, die uns tagtäglich über die Medien erreichen: ausge-mergelte Kinder, die uns mit großen, traurigen und hungrigen Augen an-blicken – Menschen, die in der Hoffnung auf besseres Leben oder vor Un-ruhen und Verfolgung fliehen, Christen im Irak, Geflüchtete auf dem Mit-telmeer – Menschen ohne Dach über dem Kopf – Menschen nur mit dem Nötigsten am Leib – Menschen, gezeichnet von Hunger und Krankheit.
Mitten hinein in unser Wochenende mit Sonntagsbraten und gutem Es-sen, mitten hinein in den Hunger und das Elend in den Krisengebieten der Erde ist das Evangelium von der Brotvermehrung gesprochen: eine Zumutung. Eine Zumutung, mit der ich mich oft nicht beschäftigen will; eine Zumutung, die ich nicht an mich heranlassen will – abschalten oder weiterzappen im Programm, hin zu sanfter Unterhaltung. Wenn Sie ein solches Unterhaltungsprogramm hören wollen, dann können Sie jetzt kurz abschalten, dann können Sie für einige Minuten auf Sendepause gehen.
Sie, die Sie dranbleiben, die nicht wegschauen oder weghören, stellen sich vielleicht die Frage: Warum greift Gott nicht ein? Warum handelt er nicht – er könnte doch die hungernden Menschen mühelos retten?
Im Evangelium geht Jesus an einen einsamen Ort: nach dem gewaltsa-men Tod von Johannes sucht Ruhe – heute würde man sagen: er nimmt sich eine Auszeit vom Alltag und will neue Kraft schöpfen. Trotzdem lassen ihn die Sorgen und Nöte der Menschen nicht los, sie verfolgen ihn: Menschen mit Krankheit und Hunger. Jesus schaltet nicht ab, er lässt sich vom Schicksal der Menschen treffen und heilt ihre Not – bis es Abend wird. Da kommen die Jünger zu ihm und sagen: Der Ort ist ab-gelegen, und es ist schon spät geworden. Schick die Menschen weg, da-mit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können (Mt 14,15). Schick doch die Menschen weg, überlasse sie doch ihrem Schick-sal: Überlasse sie doch der Suche nach einer Bleibe für die Nacht, der Suche nach Nahrung, die ihren leiblichen und seelischen Hunger stillt. Schick sie doch weg, dann hast du endlich deine Ruhe – und wir auch.
Jesus handelt anders: Er zaubert aber nicht einfach Essen herbei und alles wird gut. Jesus weist die Jünger und auch uns zurecht, uns, die wir so oft von notleidenden Menschen unsere Ruhe haben wollen: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! (Mt 14,16). Gebt ihr ihnen … Fünf Brote und zwei Fische, wahrlich nicht viel für fünftausend Männer, dazu noch Frauen und Kinder. Ob fünf Brote und zwei Fische für Hun-derttausende an Flüchtlingen und Hungernden heute reichen würden?
Es wäre sicher zu wenig. Es würde hinten und vorne nicht reichen – schon gar nicht für alle. Fünf Brote und zwei Fische würden nur wenige
Menschen wenige Tage ernähren – übrig bliebe nichts: kein Krümel Brot, nicht mehr als am Anfang da war und schon gar keine zwölf Körbe voll.
Warum greift Gott nicht ein? Warum handelt er nicht – er könnte doch die hungernden Menschen mühelos retten?
Ja, er kann es – aber er will es nicht allein machen: Er will, dass wir als Jüngerinnen und Jünger mithelfen, dass wir das unsere dazutun, damit Not gewendet wird. Jesus ruft uns zu: Gebt ihr ihnen zu essen. Wenn jede und jeder von uns das seine dazulegt, sich nicht nur auf Gott und die anderen verlässt – es wird schon keiner merken, dass ich nichts gegeben habe… – dann kann das Wunder geschehen, den Hunger in der Welt zu besiegen. Es wird spürbar sein, auch wenn wir nur sehr wenig geben: nur fünf Brote und zwei Fische. Wir Menschen dieser Erde besitzen eigentlich genug, damit kein Mensch hungern muss: wenn wir die Güter dieser Erde gerecht vertei-len und wenn wir lernen zu teilen, statt nur zu besitzen und übersatt zu sein.
Gott greift ein in den Lauf der Welt: nicht so zauberhaft wie wir uns das manchmal wünschen – aber Gott wird das seinige dazu tun – durch uns. So heißt es in einem neuen Kirchenlied: Du hast keine Hände, Herr, nimm die meinen, nimm die meinen. Bewege sie und führe sie. Lass sie tragen und halten. Lass sie geben und teilen, als wären es die deinen. Gebt ihr ihnen zu essen – und Gott wird das seinige dazu tun, das, was unsere geringen Möglichkeiten von fünf Broten und zwei Fischen über-steigt. AMEN.

Liedlinks für das zurückliegende Arbeitsjahr und den anstehenden Urlaub:
– Meine Zeit steht in Deinen Händen: https://www.youtube.com/watch?v=E49-Mox84S8
– Meine Seele ist stille in Dir: https://www.youtube.com/watch?v=WNiNDjxFrFY
– Gott sei mit Dir auf Deinem Weg : https://www.youtube.com/watch?v=4QlSk_5I9uk