DER KREUZWEG IN JERUSALEM

Vortrag von Pfarradministrator Dieter G. Jung

Vor kurzen traf sich der Seniorenclub „St. Franziskus“ in Schwarzenbach an der Saale zu seinem traditionellen Einkehrtag im Gemeinderaum der St. Franziskus-Kirche. Nach einem gemeinsamen Mittagessen begann Pfarradministrator Dieter G. Jung mit seinem Vortrag den er das Thema „Der Kreuzweg in Jerusalem“ gab. Jung begann seine Ausführungen mit einem schockierenden Zitat: „Euer Gott muss ein Esel sein!“ „ Ein Gekreuzigter als Inbegriff der Liebe Gottes? Für die Heiden der Antike ist es eine Eselei. Für rechtgläubige Juden und Muslime bis heute ein abwegiger, gotteslästerlicher Gedanke. Für moderne, liberale Erfolgsmenschen eine Peinlichkeit. Für gläubige Christen nach wie vor das Um und Auf ihres Glaubens. Die älteste uns erhaltene Darstellung ist kein frommes Andachtsbild, sondern eine Karikatur aus der Zeit der Christenverfolgung: Eine Wandkritzelei auf dem Palatin  in Rom aus dem 3. Jh. zeigt den Gekreuzigten mit Eselskopf, davor einen Beter, darunter die spöttischen Worte: Alexamenos betet seinen Gott an.“ Der heidnische Karikaturist kann offensichtlich nicht verstehen, warum sein Bekannter Alexamenos der Religion des Gekreuzigten nachläuft. Ist Religion nicht dazu da, sich schöne erhebende Gefühle zu verschaffen? Sich von positiven göttlichen Kräften durchströmen zu lassen? Verkörpern die Götter nicht Luxus, Reichtum, Genuss, Lust, Unsterblichkeit? Was soll da eine Hinrichtung am Kreuz? Ein Gekreuzigter ist in den Augen eines tüchtigen Bürgers ein Verbrecher, zumindest ein Versager, jedenfalls ein vom Schicksal Verfluchter und von den Göttern Verlassener. Ein Gott, der sich kreuzigen lässt, muss ein Esel sein. Das Kreuz verkörpert alles Schiefgelaufene, Grausame, Sinnlose in dieser Welt. Ein anständiger Mensch – so der alte Cicereo – sollte nicht einmal daran denken.“ Jungs Vortrag befasste sich  zum einen mit der Geschichte des Kreuzweges zum anderen mit den traditionellen 14 Stationen des Kreuzweges. Am Ende seines Vortrages kam der Geistliche zu dem Fazit: „Heilige Stätten sind nicht so sehr Orte, an denen sich Jesus „ganz bestimmt“ aufgehalten hat, sondern Erinnerungsorte an (teils fiktive) Stationen des Labens und Leidens Jesu, die durch das Gebet der Gläubigen geheiligt worden sind. Entscheidend ist es nicht wo genau sich etwas im Leben Jesu ereignet hat, sondern dass es sich ereignet hat. Ist der Kreuzweg noch modern? Tun seine Bilder des Leidens nicht unnütz weh? Oder ist er gerade heute, wo uns von allen Plakatwänden riesige Bilder eine Welt voller Lust und Schönheit vorgaukeln, in der Leid, Schuld und Tod verdrängt werden, ein wichtiger „ Störfaktor“? Kreuz und Kreuzwegbilder zeigen uns auf alle Fälle die andere, die dunkle Seite des Menschseins. Und sie zeigen uns jenen Gott, der freiwillig mit uns ins Dunkel geht und durch das Dunkel geht – bis es licht wird. So lassen moderne Künstler den Kreuzweg manchmal in eine 15. Station, in ein Osterbild münden: „Jesus ist auferstanden“ – Gott kann aus jedem Karfreitag einen Ostersonntag blühen lassen und dieser Glaube trägt, auch heute noch“… so Pfarradministrator Dieter G. Jung.

Interessiert lauschten die Senioren und Seniorinnen den Ausführungen von
Pfarradministrator Dieter G. Jung.

Foto: Norbert Fuchs