Am frühen Pfingstmontagmorgen machten sich die 34 Teilnehmer der diesjährigen ökumenischen Pfarrfahrt unter Leitung von Pfarrer und Dekan J. Cibura zu ihrer achttägigen Reise gen Osten auf. Da das Wetter dazu einlud und die Zeit es erlaubte, legte die Reisegruppe kurzentschlossen eine erste größere Pause in Bautzen ein, um bei sonnigem Frühlingswetter die feiertagsbedingt noch recht leere Innenstadt zu erkunden. Die nächste bemerkenswerte Station war das „unkontrollierte“ Passieren der polnischen Grenze in Görlitz. Für den einen Teil der Reiseteilnehmer sollte es ein Ausflug in das touristische Polen werden mit Stationen wie der malerischen Innenstadt von Opole mit dem mächtigen Rathaus und dem majestätischen Piastenturm, Wroclaw mit dem wunderschönen Marktplatz und der prunkvollen Aula Leopoldina der Universität. Oder der lebendigen Innenstadt von Krakow, der Marienkirche mit dem Altarbild von Veit Stoß, mit Tuchhallen und Salzmarkt, dem Wawelberg mit Schloss und Kathedrale oder dem Salz-Schaubergwerk in Wieliczka mit Gängen bis zu 135m unter Tage. Den Ausflug auf die ca. 1600m hohe Schneekoppe und den anstrengenden Fußmarsch bis auf den Gipfel wagten einige wenige unserer Gruppe. Beeindruckend in jedem Falle die weite, grüne Landschaft, durch die wir fuhren, die Wälder und schier unendlichen, landwirtschaftlich genutzten Felder. Einen anderen Teil der Reisegruppe verbanden die eigenen Wurzeln, oder die der Eltern und Großeltern mit den besuchten Orten, dann unter deren früherer Bezeichnung wie Breslau, Krakau, Oppeln. Am Verwaltungssitz der Woiwodschaft Oppeln, wo wir für die Dauer unserer Reise unsere Unterkunft bezogen hatten, befindet sich das Zentrum der deutschen Minderheit mit allen Ämtern und Institutionen dafür. Seit der Einführung des Minderheitengesetzes von 2005 sind zweisprachige Ortsschilder und damit das Führen der früheren, deutschen Ortsnamen zulässig. Vertraut klingen die Namen der bereisten Regierungsbezirke (Woiwodschaften) Oppeln, Schlesien und Niederschlesien. Für alle Teilnehmer der Pfarr- und Studienreise aber standen die täglichen geistigen Morgenimpulse von Pf. Cibura, sowie die kirchengeschichtlichen Orte im Mittelpunkt, etwa die evangelische Fachwerkkirche in Schweidnitz, die Klosteranlage Grüssau (wo wir alle Strophen der Grüssauer Marienrufe gesungen haben), das Kloster Trebnitz, der Hl. Annaberg, bedeutendster Wallfahrtsort Oberschlesiens, oder Tschenstochau mit dem Paulinenkloster und dem Bildnis der Schwarzen Madonna. Um das östliche Nachbarland zu erkunden, war also für jeden etwas dabei. Diese Gemeinsamkeit verband die Teilnehmer zudem in vielfältigen gemeinschaftlichen Aktivitäten: Diejenigen, die neugierig auf dieses Land waren, hörten denen zu, die von ihrer alten Heimat erzählten. Man saß abends zusammen oder ging gemeinsam „in die Stadt“. Der Abend vor unserer Rückreise war einem gemeinsamen Gottesdienst vorbehalten. Dank eines Reiseteilnehmers gestaltete sich die Heimfahrt kurzweilig und humorvoll, als dieser in schlesischer Mundart das Streitgespräch zwischen Schneekoppe und Zopten, das Streuselkuchengedicht und die Geheimnisse der schlesischen Kliesla vortrug. Und weil wir auf der Hinreise (Europa sei Dank) den Grenzort „links liegen“ gelassen hatten, nutzten wir dieses Mal die Chance, Görlitz in Ruhe zu besichtigen. Für eine erlebnisreiche Woche, viele neue Eindrücke und eine glückliche Heimkehr gilt unser Dank dem Organisationsteam und dem umsichtigen Busfahrer. Ein Wiedersehen gibt es voraussichtlich beim Nachtreffen im Spätherbst.
