JUGENDGOTTESDIENST MIT BESONDERER NOTE

Vor kurzen fand in der kath. Kirche St. Franziskus in Schwarzenbach an der Saale ein Jugendgottesdienst mit musikalischer Begleitung der Kirchenband statt. Am Anfang des Gottesdienstes war die Stimmung in der anwesenden Gemeinde wie jeden Sonntag. Die Gottesdienstbesucher saßen auf ihren gewohnten  Plätzen und warteten geduldig auf Pfarrer Joachim Cibura, der den Gottesdienst halten wird. Gelassene Ruhe breitete sich in dem Gotteshaus aus und jeder erwartete den Beginn des Gottesdienstes. Plötzlich störte ein Ministrant die Ruhe und schrie wie wild geworden einen jungen Gottesdienstbesucher, der am Altarrand in einem Sessel sitzend wie die anderen Gottesdienstbesucher am Gottesdienst teilnehmen wollte, laut harsche Worte entgegen. „Du bist hier unerwünscht. Hier bei uns versteht man deine Sprache nicht. Schau dass du hier weg kommst, wir wollen dich hier nicht haben. Raus, Hau ab!“ Während der Ministrant den Fremden von seinem Sessel zog und ihn unmissverständlich aber bestimmt aufforderte die Kirche zu verlassen, verfolgten die anderen Gottesdienstbesucher das Geschehen mehr oder weniger geschockt. Der Anblick, als der fremde junge Mann dann von außen durch das Türglas in das Kircheninnere blickte, machte viele Kirchenbesucher wegen des Rauswurfes eher nachdenklich. Zu dieser Spielszene las ein Ministrant folgenden Text: „Einen Menschen sagen: Du gehörst dazu. Was unsere Gesellschaft oft kalt und unbarmherzig macht, ist die Tatsache, dass in ihr Menschen an den Rand gedrückt werden: Die Arbeitslosen, die Ungeborenen, die psychisch Kranken, die Aussiedler und Flüchtlinge usw. Das Signal, auf welche Weise auch immer ausgesendet: „ Du bist kein Außenseiter, du gehörst zu  uns!“ z.B. auch zu unserer Pfarrgemeinde, das ist ein sehr aktuelles Werk der Barmherzigkeit“. Im weiteren Gottesdienstverlauf stand ein junges Mädchen auf, ging zu einem Ministranten und wollte einen guten Rat von ihm. „Hallo hast du mal bitte einen Augenblick Zeit für mich“… wandte sich die Hilfesuchende an den vermeintlich Rat gebenden. Der war aber im Gedanken versunken und war die ganze Zeit mit seinem Handy beschäftigt. „Wie bitte, was hast du gesagt, ich hab jetzt überhaupt keine Zeit für deine Probleme! … schmetterte der vielbeschäftigte Handybenutzer die Hilfesuchende ab. Und auch zu dieser Szene las ein Ministrant einen Text: „Ich höre dir zu. Eine oft gehörte und geäußerte Bitte lautet: Hab doch einmal etwas Zeit für mich“ „Ich bin so allein!“ „Niemand hört mir zu!“. Die Hektik des modernen Lebens, die Ökonomisierung von Pflege- und Sozialleistungen zwingt zu möglichst schnelleres und effektiveres Handeln. Es fehlt oft gegen den Willen der Hilfeleistenden die Zeit, einem anderen einfach mal zuzuhören. Zeit haben, zuhören können-ein Werk der Barmherzigkeit, paradoxerweise gerade im Zeitalter technisch perfekter hochmoderner Kommunikation so dringlich wie nie zuvor“. „Das waren gespielte Szenen die aufzeigen, wie wenig wir auf unseren Nächsten eingehen. Doch gerade im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das vor kurzem von Papst Franziskus ausgerufen worden ist, müssen wir mehr auf Akzeptanz, Toleranz und Menschlichkeit gegenüber unseren Mitmenschen achten. Zur ersten Szene ist zu sagen: Die Kirche ist ein Ort für jeden. Bei Gott ist für jeden Platz. Hier in der Kirche ist uns Gott ganz nah und jeder kann hier beten und mit Gott sprechen und niemand darf ihn daran hintern. Der Gottesdienst ist da etwas ganz wertvolles. Auch für den, der uns gerade nicht so passt“ … verdeutlichte Cibura. „Die zweite Szene macht deutlich wie sehr wir oft mit uns und nur mit unseren Problemen beschäftigt sind. Wir haben den Blick für unseren Nächsten und dessen Ängste verloren und nur das „Ich“ zählt“ … so Cibura weiter. Während des Gottesdienstes und nach den einzelnen Texten wurde von Ministranten ein gelbes Tuch, das am Altar befestigt war, immer Stück für Stück ausgerollt und am Altarbereich mit roten Herzen geschmückt. Der immer länger werdende Schal sollte die Verbindung von Gott zu den Gottesdienstbesuchern und somit zu den Menschen symbolisieren. Am Ende dieses besonderen Gottesdienstes bedankte sich Pfarrer und Dekan Joachim Cibura bei allen, die diesen Gottesdienst mitgestaltet haben. Der Fremde, der wieder den Gottesdienst wie die anderen Besucher in der Kirche verfolgen konnte, verließ freundschaftlich umschlungen mit dem ihn zurechtweißenden Ministranten die Kirche.

Jugendgottesdienst